Wo normalerweise viel Wind gewünscht ist, wurde er jetzt zu stark. Auf dem Plateau zwischen Gleimenhain und Wahlen stehen vier Windkraftanlagen und zwei Weitere sind im Bau.
Von Günther Krämer und Oliver Hack
Der Schaden geht in Millionenhöhe. Jetzt beginnt das große Aufräumen. Foto: Krämer
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KIRTORF/VOGELSBERGKREIS - Wo normalerweise viel Wind gewünscht ist, wurde er jetzt zu stark. Auf dem Plateau zwischen Gleimenhain und Wahlen stehen vier Windkraftanlagen und zwei Weitere sind im Bau. Dort fegte der Orkan "Friederike" einen 150 Meter hohen Baukran um. Der Sturm ist Geschichte. Die Schäden bleiben. Am Tag nach dem Unwetter, das über den Vogelsbergkreis gebraust ist, steht das große Aufräumen an.
"Es grenzt an ein Wunder, dass eigentlich nicht mehr passiert ist", sagte Bauleiter Peter Klöppel, Projektmanager der Firma Enercon. Der Baukran sei durch den starken Orkan in Richtung der anderen Windkraftanlage umgefallen. Das nächste Windrad stehe in etwa 300 Metern Entfernung. Auch diese Anlage ist im Aufbau begriffen. Die Baustelle, so Klöppel, sei nicht besetzt gewesen. "Aufgrund der Sturmwarnung hatten wir die Bauarbeiten vollständig eingestellt und waren auch nicht vor Ort", erläutert der Bauleiter. "Durch einen Betreiber wurden wir informiert, dass in dem Windpark etwas nicht stimmt, dann haben wir nachgeschaut."
Beim Umsturz hat der Baukran das Maschinenhaus der Windkraftanlage, das am Boden lag und in den nächsten Tagen mittels Kran aufgesetzt werden sollte, unter sich begraben. Auch hier gab es Totalschaden.
Peter Klöppel weiter: Der Kran gehöre einer Spezial-Firma. "Am Montag wird entschieden, wie es weitergeht." Klar sei, dass der Kran völlig auseinandergebaut werden müsse. Klöppel rechnet mit zwei bis drei Wochen, dann stehe ein neuer Kran. Dann könne die Montage der Windkraftanlage weitergeführt werden. Der materielle Schaden müsse dann versicherungstechnisch abgewickelt werden.
"Die Anlagen sollten noch im ersten Quartal in Betrieb gehen. Das verzögert sich jetzt", erklärte Günter Mest, Vorstand der Energiegenossenschaft Vogelsberg auf Nachfrage. In diesem Bereich des "Blauen Eck" entstehe eine Windparkanlage mit sechs Windkraftanlagen. Vier sind bereits aufgebaut, die restlichen zwei sind noch im Bau. "Ganz offensichtlich hat die Kran-Firma die Sturmwarnung nicht richtig eingeschätzt und auf einen Rückbau des hohen Kranes verzichtet", sagt Mest.
Kirtorfs Bürgermeister Ulrich Künz (CDU) war zunächst froh, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind. "Der Unfall ist bedauerlich, aber materielle Schäden lassen sich ersetzen", sagt Künz.
Das Großreinemachen
Glücklicherweise kamen im Sturmtief in unserer Region keine Menschen zu Schaden. Ansonsten richtete der Orkan allerdings Schäden in Millionenhöhe an.
So hätten fast 40 Strecken aufgrund umgestürzter Bäume, der Schieflage von Bäumen oder umgestürzter Lkw gesperrt werden müssen, wie Cornelia Höhle von Hessen Mobil mitteilte. Darunter auch Bundesstraßenabschnitte wie etwa die B 254 zwischen Alsfeld und Lauterbach. Im Bereich der B 62 bei Kirtorf/Ober-Gleen war der Streckenabschnitt nur halbseitig befahrbar.
"Ein Großteil der Vollsperrungen konnte bereits am Donnerstagabend wieder freigegeben werden, nachdem von Hessen Mobil oder auch Hessenforst die Hindernisse beseitigt werden konnten", so Höhl weiter. Einige Strecken waren auch am Freitagvormittag und Mittag noch gesperrt, die im Laufe des Tages wieder freigegeben werden konnten. "Bahn frei" konnte im Verlauf des Freitags wieder im Bereich Homberg gemeldet werden. Ein konkreter Zeitpunkt, wann wieder alle Streckenabschnitte befahrbar sind, lasse sich jedoch derzeit leider noch nicht nennen. Vereinzelt würden auch noch Sperrungen bis in die kommende Woche bestehen bleiben.
Seit dem Dienstbeginn am Freitag sind die Mitarbeiter der Straßenmeistereien im Vogelsberg mit den Auswirkungen des gestrigen Sturmtiefs beschäftigt.
Hierbei wird noch weiterhin Windbruch zum Teil von Hessen Mobil als auch von Hessenforst beseitigt. Darüber hinaus werden auch auf den übrigen Strecken der Meistereibezirke die Fahrbahnen von Astwerk und Schmutz gereinigt. In den Höhenlagen des Vogelsbergs erfolgt zusätzlich noch Winterdienst sowie die Beseitigung von Schneeverwehungen.
"Fast sämtliche Waldwege sind derzeit wegen umgestürzter Bäume nicht passierbar. Die Aufräumarbeiten entlang der Waldwege werden sich in die nächste Woche hineinziehen. Das Forstamt Romrod bittet daher, über das Wochenende und auch darüber hinaus wegen des umfangreichen Gefahrenpotenzials von Waldspaziergängen Abstand zu nehmen", sagt der Leiter des Forstamts Romrod, Hans-Jürgen Rupp.