Schutzgemeinschaft Deutscher Wald informiert über sinnvolle und unsinnige Ausgleichsmaßnahmen im Zuge des Baus der A 49.
Karl-Heinz Zulauf, der "Förster von nebenan", informiert über die Zweckmäßigkeit von Ausgleichsmaßnahmen. Foto: Dennhöfer
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dannenrod (red). Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) hatte nach Dannenrod eingeladen. Mit rund 60 Interessierten ging es zur Trasse der geplanten A 49. Karlheinz Zulauf, der "Förster von nebenan", und Biologe Wolfgang Dennhöfer, beide im Vorstand der Kreis-SDW, führten die Exkursion. Es ging um Wald und Wasser sowie um sinnvolle und unsinnige Ausgleichsmaßnahmen, heißt es in der Pressemeldung der Schutzgemeinschaft.
"Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald setzt sich für den Schutz aller natürlichen Lebensräume - unter besonderer Berücksichtigung des Waldes ein", so Hans-Jürgen Rupp, Vorsitzender des SDW-Kreisverbands. "Deshalb haben wir unsere Mitglieder und Freunde in diesen Wald eingeladen, um den derzeit so heftig gekämpft wird."
Die Teilnehmer sahen einen 250 Jahre alten naturnah bewirtschafteten Wald - der aber die letzten Jahre nicht unbeschädigt überstanden hat. Zwei Stürme nacheinander, so Förster Zulauf, seien durch den Wald gebraust und hätten den Fichten den Garaus gemacht, nach der "guten" Vorarbeit von Trockenheit und Borkenkäfer.
Aber darin waren sich die Förster und der Biologe einig mit den Teilnehmern: So eindrucksvolle Bestände alter Laubbäume seien selten geworden in den Wäldern.
Und sie würden immer wichtiger: für Vögel, Insekten und Pilze, für den Grundwasserschutz und als Ort für die Erholung. Die SDW unterstütze deshalb die Klage gegen den Weiterbau der A 49.
Kritisch ging Zulauf mit "Ausgleichsmaßnahmen" ins Gericht: "Eigentlich müsste man irgendwo den Asphalt aufreißen, wenn man woanders den Boden versiegelt", erklärte er. Stattdessen habe man ein künstliches Feuchtgebiet angelegt und eine Wildbrücke geplant, die mit einem künstlichen Wasserlauf bestückt sei - laut Zulauf nicht sehr sinnvoll. "Grünbrücken sind eigentlich sinnvoll - aber hier soll eine, einen künstlichen Bachlauf kriegen. Die Autobahn wird dafür tief in das Gelände eingesenkt, und das ist schlecht für den Grundwasserschutz."
Für eher "kosmetische Handlungen" hält Zulauf "Bionistkästen" die die Höhlen in den alten Eichen ersetzen sollen: hier werde Geld verbraten, um die Ausgleichsmaßnahmen teuer und die Autobahn salonfähig zu machen.
"Wir stehen auf Buntsandstein, darunter liegen Trinkwasservorräte für eine halbe Million Menschen, in Mittelhessen und im Rhein-Main-Gebiet", begann Wolfgang Dennhöfer seine Ausführungen zum Thema Wasser, das wussten viele Teilnehmer und auch, dass dicht neben der neuen Trasse eine ganze Galerie von Trinkwasserbrunnen durch das Tal der Klein führt.
Was aber dann folgte, verpasste manchem eine Gänsehaut: "Nach dem Zweiten Weltkrieg sind Sprengstoffreste in gigantischem Ausmaß ins Grundwasser geraten. TNT, Trinitrotoluol, wie das Teufelszeug heißt, ist leichter als Wasser, und es schwebt bis heute in Form einer 'Gift-Pfütze' südlich von Stadtallendorf auf dem Grundwasserkörper."
Eine ausgeklügelte Grundwasser-Bewirtschaftung reguliere die Strömungen im Untergrund so, dass das Gift nicht ins Trinkwasser gerät. Bei der kleinsten Störung sei das Wasser für Vogelsberg und Frankfurt vergiftet, so Dennhöfer.
Auf dem Rückweg ein Stopp an einem Feuchtgebiet - ein ehemaliger Fischteich nun schon seit Jahrzehnten der Natur überlassen. "Auch diese Fläche", wusste Karl-Heinz Zulauf zu berichten, solle für sogenannte Ausgleichsmaßnahmen geopfert werden.