Ingmar Bartsch wird Pfarrer in Homberg

Er freut sich drauf: Pfarrer Ingmar Bartsch fühlt sich wohl an seiner neuen Wirkungsstätte.  Foto: Bartsch

In einem feierlichen Ordinationsgottesdienst wird am Pfingstsonntag Ingmar Bartsch Pfarrer in Homberg. Welche Umwegen er bis zur Berufung genommen hat.

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HOMBERG. Von Haus aus Journalist, Historiker, Projektleiter und Koordinator: Ingmar Bartsch hat viele Talente - auch Schlagzeugspielen gehört dazu. Nach fast 20 Jahren im Beruf besann er sich schließlich auf seine Berufung und wurde Pfarrer. Nun wird der 43-Jährige am Pfingstsonntag in Homberg ordiniert.

Dabei ist der Pfarrberuf selbst nichts Neues für Ingmar Bartsch: Er wuchs als Pfarrerskind in Sachsen auf und kam daher schon früh mit Religion und Theologie in Verbindung. Bereits als Jugendlicher war er in Frankenberg bei Chemnitz in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv. Nach dem Abitur im Jahr 1998 zog es ihn zunächst zu den Studienfächern Geschichte, Politikwissenschaften und Journalistik; im Schreiben war er bereits geübt: Schon als Schüler schrieb er für die Lokalzeitung - über kirchliche Themen.

Sein Studium dauerte acht Jahre - nicht zuletzt, weil er es immer mal wieder unterbrach. Beispielsweise für ein Praktikum in der Öffentlichkeitsarbeit bei BMW in Wackersdorf oder für die Arbeit für den Christlichen Hilfsverein Wismar: Bartsch ging als Interimsstationsleiter für acht Monate nach Albanien. Dort unterhält der Verein verschiedene Projekte. Er fuhr Hilfstransporte und blieb als Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit dem Hilfsverein viele Jahre treu. "Ich habe in der Zeit bereits viel Verantwortung übernommen und auch viel gelernt", sagt er.

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Auch nach dem Studium blieb er in der christlichen Szene verwurzelt. Berufsbedingt kamen er und seine Frau Christina Bartsch 2007 nach Gießen, wo er in der Öffentlichkeitsarbeit im Verein "Campus für Christus" mitarbeitete. Drei Jahre später stieg er bei VisioM in Linden ein. Als Öffentlichkeitsreferent, aber auch als Organisator, schließlich als stellvertretender Leiter. Über seinen Umzug nach Hessen sagt er heute noch: "Das war ein Riesensegen!"

Im Jahr 2012 wurde er zum Prädikanten bevollmächtigt. Mehr und mehr stellte Ingmar Bartsch sich die Frage, ob der Pfarrberuf nicht vielleicht doch etwas für ihn sein könnte. Bei seiner Berufswahl hatte er sich bewusst dagegen entschieden, denn in seiner Kindheit hatte er erlebt, wie fordernd und allgegenwärtig die Tätigkeit eines Pfarrers ist. "Der Pfarrberuf ist nicht unbedingt familientauglich", sagt Bartsch immer noch. Der zweite, gravierendere Grund gegen ein Theologiestudium war der "Respekt vor der Seelsorge". "Ich fragte mich, wie gut ich gerade schwierige Themen wie Trauer und Krisen verarbeiten könnte - ich traute es mir in jungen Jahren einfach noch nicht zu." Doch der Wunsch, Pfarrer zu werden, wurde stärker: "Ich dachte, Gott hat Gaben dafür in mich gelegt, fragte Freunde, was sie von der Idee hielten, und ich betete viel. Ich war auf der Suche nach Antworten - es war wirklich ein Prozess." Noch einmal fünf Jahre zu studieren kam für den damals 36-Jährigen nicht infrage, und so entschied er sich nach reiflicher Überlegung für den Masterstudiengang, den die Universität Marburg damals neu anbot. Berufsbegleitend, aber fordernd: Bartsch reduzierte seine Arbeitsstunden und stieg in das Studium ein - auf eigene Kosten. 2016 begann er damit und investierte wöchentlich 20 Stunden. "Ich merkte, dass mein Alter kein Nachteil war - im Gegenteil: Meine Lebenserfahrung kam mir sehr zugute".

2019 beendete Bartsch sein Studium und begann sein Vikariat in Bad Nauheim, "Teil eins", wie er sagt. Teil zwei fand in Alten-Buseck statt. Überall haben ihm die Lehrpfarrer viel zugetraut, wofür er als Quereinsteiger sehr dankbar ist. Zwischendurch nahm der angehende Pfarrer ein Sabbatjahr, um zu pilgern. Viele Etappen verschiedener Pilgerrouten haben er und seine Frau, Lehrerin für evangelische Religion und Geschichte, schon absolviert, wobei es ihm selbst mindestens genauso wichtig ist, Begegnungen zu haben, Erfahrungen zu sammeln.

Ingmar Bartsch ist ein erklärter "Draußen-Fan", der auch die Touren um Homberg inzwischen gut kennt. Seit Anfang des Jahres ist er schon Pfarrer in der Ohm-Stadt. Nach seinem zweiten theologischen Staatsexamen war er kurz als Propstbeigabe in Ortenberg, Bergheim und Usenborn tätig und hat inzwischen die ganze Propstei kennengelernt. Auf seiner ersten Pfarrstelle wollte er gerne im Gießener Umland bleiben, da seine Frau in Gießen arbeitet. Nachdem Homberg möglich war, er mit Michael Koch seinen Kollegen kennen- und schätzengelernt und in dem zu bildenden Nachbarschaftsraum viel Potenzial entdeckt hatte, sagte er zu. Auch das eine gute Wahl, wie er nach den ersten bald fünf Monaten sagt: "Ich habe das Gefühl, die Gemeinden sind im Aufbruch, hier bewegt sich etwas."

Er selbst blickt trotz aller Herausforderung der Kirche optimistisch in die Zukunft: "Wir können den Wandel gestalten", zeigt er sich zuversichtlich.

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"Ich möchte bei den Menschen sein, ihnen zuhören, Orte gestalten, an denen sie miteinander ins Gespräch kommen", skizziert er einen Schwerpunkt seiner Arbeit. "Die Zeiten sind schwierig", sagt er, "und gerade deshalb haben wir als Kirche etwas zu sagen."