1000 Menschen beim Waldspaziergang im Dannenröder Forst

1000 Menschen informieren sich in Dannenrod über Widerstand gegen Bau der A49. Die Besetzer erwarten für Montag den Beginn der Räumung.

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. dannenrodNach einem stimmungsvollen musikalischen Auftakt mit der Gruppe "Lebenslaute" nutzten an diesem Sonntag rund 1000 Menschen den Waldspaziergang im Dannröder Forst, um damit gegen den Bau der Autobahn 49 zu protestieren. Mit auf den Weg gab ihnen Barbara Schlemmer, die Sprecherin der Bürgerinitiative "Keine A 49", die Forderungen nach einem Moratorium für den Autobahnbau und zum Rücktritt von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

"Musikalische Empörung gegen Umweltzerstörung", so hatten sie ihren Auftritt zur Unterstützung des Protests gegen die ab dem 1. Oktober mögliche Rodung des Dannenröder Waldes für den Bau der A 49 zwischen Stadtallendorf und Gemünden (Felda) überschrieben. Mit Text-Anleihen bei traditionellen Liedern sowie Rockmusik von Rio Reiser oder auch dem italienischen Liedermacher Pippo Pollina formulierte die Gruppe "Lebenslaute" ihr Credo "gegen die Gewalt der Gleichgültigkeit". Mit Gesang, begleitet von klassischen Orchesterinstrumenten, ermunterten sie ihr Publikum zum Widerstand gegen den Autobahnbau. Eigens für ihr Konzert auf dem Dannenröder Sportplatz, der unmittelbar an den betroffenen Wald grenzt, hatten sie das "Danni-Lied" mitgebracht. "Geht, geht auf die Straße, eh die Welt in Müll und Krieg versinkt, weil Widerstand uns vorwärtsbringt", heißt es darin.

Der Auftritt begann um 12 Uhr. Die Besucher wurden auf die einzuhaltenden Abstandsregeln und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes durch Informationstafeln und Lautsprecherdurchsagen hingewiesen. Zusätzlich machte am Sportplatzzugang eine Aufsichtsperson Neuankömmlinge, die unmaskiert unterwegs waren, auf diese Regeln aufmerksam. Zu den etwa 200 Zuhörern kamen im Verlauf des Konzerts immer mehr Menschen hinzu, so dass sich um 14 Uhr rund 1000 Personen auf den Spaziergang zu den Baumhäusern im Wald machten. Dort konnten sie die zahlreichen, teilweise in schwindelnder Höhe gebauten Hütten bestaunen. Auf dem Weg dorthin türmten sich auf den Waldwegen diverse, unterschiedlich massive Holzstapel. Neben diesen Barrikaden waren kleine, schmale Gräben quer zu den Wegen ausgehoben worden, die jeweils etwa die halbe Wegbreite einnahmen.

Barbara Schlemmer, die Sprecherin der Autobahngegner und Kommunalpolitikerin von Bündnis 90/Die Grünen in Homberg ist, informierte vor dem Start zum Waldspaziergang über neue Entwicklungen zur Verwirklichung der A 49 im Rahmen eines sogenannten Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP). Dazu habe Bundesverkehrsminister Scheuer im Bundestag Informationen, die das Projekt infrage stellen würden, unzulässig zurückgehalten. Das müsse in der Konsequenz seinen Rücktritt zur Folge haben, forderte Schlemmer. Außerdem bekräftigte sie die Forderung der Autobahngegner, die schon im Zusammenhang mit dem "Dannenröder Appell" vor einigen Monaten erhoben worden war, nach einem Moratorium für den Autobahnbau.

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Wo die geplante Trasse durch den Dannenröder Wald führen soll, konnten die Teilnehmenden anschließend im Wald selbst erkunden. Dabei ging es friedlich und entspannt zu. Neben den zahlreichen jungen Menschen, die in den Baumhütten im Wald ihr Quartier aufgeschlagen haben, waren ganz unterschiedliche Menschen gekommen: junge und alte, solche aus der Region und aus der Ferne angereiste, Einzelpersonen und Eltern mit Kindern. Nicht zuletzt der strahlende Sonnenschein trug zu einer Atmosphäre bei, die eher an einen Familienausflug als an eine Protestkundgebung erinnerte. Das schloss die wenigen Polizisten ein, die aus ihren Fahrzeugen gelassen das Geschehen beobachteten. Wie entspannt es beim privaten Wachdienst zuging, der am Ortsrand in großer Entfernung Position bezogen hatte, war nicht erkennbar. Möglicherweise war es jedoch nur die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm. Für Montag, so die Information aus den Reihen der Baumbesetzer, sei mit dem Beginn der Räumung zu rechnen.