"Ein besonderer Tag für Bieben - ein Jahrhundert-Ereignis. Fast vier Jahrzehnte hat es gedauert", betonte Biebens Ortsvorsteher Jens Heddrich während der Einweihung der...
BIEBEN. "Ein besonderer Tag für Bieben - ein Jahrhundert-Ereignis. Wir haben lange darauf gewartet. Es hat dann doch geklappt. Fast vier Jahrzehnte hat es gedauert. Jetzt ist es geschehen", betonte Biebens Ortsvorsteher Jens Heddrich während der Einweihung der sanierten Ortsdurchfahrt am Mittwochabend.
Die Verkehrsfreigabe der Ortsdurchfahrt der L 3161 mündete in ein Dorffest. Der Ortsbeirat hatte alle Bürger zu dem "Jahrhundert-Ereignis" eingeladen. Heddrich freute sich über den guten Besuch und wies mit Zeilen aus dem Gedicht von Friedrich Schiller "Lied der Glocke", in der er die bürgerlichen Werte zum Ausdruck bringt, auf die Parallelitäten beim Ausbau der Ortsdurchfahrt, der Gestaltung des Dorfplatzes und des Anpflanzens der Dorflinde hin.
"Ich kann mich an meine Kindheit erinnern, als hier eine große Dorflinde und eine Milchrampe standen, auf die immer die Milchkannen aus der Landwirtschaft gestellt wurden. Jeden Tag. Die Dorflinde war der Treffpunkt. Und genau deshalb wollen wir heute wieder eine Dorflinde pflanzen und den neuen Dorfplatz einweihen", sagte Heddrich. Die Linde solle den Zusammenhalt stärken. Und im Mittelpunkt dabei stünden die Kinder, die Zukunft bedeuteten. Viele Kinder waren gekommen, wollten dabei sein, halfen mit, symbolisch beim Pflanzen des Baumes und ließen im Anschluss Luftballons steigen.
Aufgestellt am neuen Dorfplatz wurde auch eine Skulptur in der Form eines Grashalmes, der Mutter Erde und die Natur, darstellen soll. "Tief ist der Brunnen der Vergangenheit." Pfarrer Toralf Kretschmer spannte den Bogen mit diesem Satz und meinte, dass es eine solche Ortsdurchfahrt in Bieben noch nicht gegeben habe. "Tief in der Vergangenheit" bedeute, dass vor 150 Jahren fast doppelt so viele Menschen in Bieben lebten. Damals seien mit den Kindern aus Reimenrod knapp 100 Kinder zur Schule gegangen. Es hat sich einiges verändert, meinte Kretschmer, zahlenmäßig ist vieles zurückgegangen - trotzdem sei man nach vorne gekommen. Kretschmer nahm den Ball der "Concordia" übersetzt als "Eintracht" aus dem Schiller Gedicht auf. Wies auf die Bedeutung der "Eintracht" hin. Die "Eintracht" habe man bei der Bauausführung spüren können. In diesem Sinne könnten Dorflinde und Dorfplatz dazu beitragen, dass wir "Eintracht" miteinander zueinander spüren.
"Die Straßenbauer haben Wort gehalten, die vorgegebene Zeit für den Ausbau der Ortsdurchfahrt wurde eingehalten", betonte Ulrich Hansel, der Regionalbevollmächtigte von Hessen Mobil. Nach über einjähriger Vollsperrung fand mit dem symbolischen Banddurchtrennen der Vertreter von Politik, der beteiligten Behörden und der Baufirma die Verkehrsfreigabe statt. "Bieben ist schöner geworden", erklärte Hansel weiter und ging dabei auf die Baumaßnahme ein.
Auf einer Länge von 410 Meter wurde die "Lingelbacher Straße" einschließlich der Nebenanlagen grundhaft erneuert und erhielt einen frostsicheren Ausbau. Dazu kam die Erneuerung der Wasserversorgung und des Kanalnetzes durch die Gemeinde Grebenau. Mit dem Straßenausbau wurde, so Hansel weiter, und der Gehwegerneuerung wurde eine deutliche Verbesserung der Sicherheit für Fußgänger erreicht. Die Belange der mobilitätsbehinderten Menschen wurden beim Ausbau berücksichtigt und entsprechende Überquerungshilfen geschaffen. Bei der Baumaßnahme mussten zum Teil alte Stützwände abgebrochen und durch neue ersetzt werden.
Der Vogelsbergkreis beteiligte sich an dem Ausbau des Kreuzungsbereiches sowie der sich anschließenden 100 Meter langen Deckenerneuerung der Kreisstraße 76 (Reimeröder Straße). Durch den zusätzlichen Einbau von Leerrohren wurde die Möglichkeit zum Einbau von Glasfaserleitungen geschaffen. Die Telekom habe sich in einigen Bereichen an die Baumaßnahme angehängt. Ein großes Lob gab es von Ulrich Hansel für die Biebener Bürger für das verständnisvolle Miteinander bei den Baumaßnahmen und dem Hinweis "Bieben ist schön geworden und der Dorfplatz mehr als gelungen", schloss Hansel seine Ausführungen.
Auch wenn der Kreisanteil mit etwa 100 Metern und circa 35 000 Euro relativ niedrig ausfalle, sei der Effekt groß, betonte der Erste Kreisbeigeordnete Jens Mischak (CDU). In den vergangenen drei Jahren seien in den Straßenbau im Gründchen etwa 1,5 Millionen Euro aus Kreismitteln investiert worden.
"Das ist die größte Investition der Stadt Grebenau in Bieben seit der kommunalen Gebietsreform im Jahr 1972", hob Grebenaus Bürgermeister Lars Wicke (Freie Wähler) hervor. Bieben könne man nicht mehr mit dem Dorf vergleichen, das man vor 18 Monaten gesehen hat. "Es war wirklich Zeit, dass etwas passiert. Wir haben investiert in die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, der Fußgänger und Radfahrer, aber auch in die Zukunft der Versorgung mit Kanal und Wasser." Allerdings habe die Baumaßnahme auch Spuren bei den Finanzen der Stadt in Form von neuen Schulden hinterlassen. Damit sprach Wicke den Eigenanteil der Stadt Grebenau von etwa 1,5 Millionen Euro an. Daher ging er auch auf die Problematik der Straßenausbaubeiträge ein. Konkret wurde Wicke nur insoweit, dass er den Gesprächsbedarf innerhalb der Gremien verdeutlichte. Das Thema müsse angegangen werden.