Feldatal: "Unser Bürgerbus wird ein Erfolgsmodell"
Vertreter des Gewerbevereins Feldatal und Bürgermeister Leopold Bach haben den brandneuen Neunsitzer vom Typ Opel Vivaro in Rüsselsheim abgeholt.
Fahrzeugübergabe an den Gewerbeverein Feldatal: Michael Schneider (links) nimmt den Schlüssel für den neuen Bürgerbus für Feldatal von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Dritter von links) entgegen. Mit dabei Hubert Bernhard (von links), Bürgermeister Leopold Bach, Katja Habermehl sowie Kerstin und Stephan Wahl. Foto: Werner-Hohensee/Staatskanzlei
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FELDATAL/RÜSSELSHEIM - Feldatal/Rüsselsheim (cl/red). Rund 150 Kilometer hatte er an seinem ersten Abend in Feldatal auf dem Tacho: Viele weitere werden in den nächsten Jahren hinzukommen, wenn der Bürgerbus seinem Namen alle Ehre macht. Am Donnerstag holten Vertreter des Gewerbevereins und Bürgermeister Leopold Bach (parteiunabhängig) den brandneuen Kleinbus vom Typ Opel Vivaro in Rüsselsheim bei Opel ab. Neun Personen finden darin Platz. Wann der Bürgerbus seine erste offizielle Fahrt haben wird, ist noch offen.
Dabei hat er seine erste große Tour schon hinter sich. Katja Habermehl vom Gewerbeverein steuerte den Opel am Donnerstag sicher in heimische Gefilde. Als Co-Piloten hatte sie Hubert Bernhard (Tag der Begegnung) und Kerstin Wahl (Gewerbeverein) mit an Bord. "Ich habe ihn sehr gut eingefahren", erklärte Habermehl augenzwinkernd. Als wichtig erachtet die zweite Vorsitzende des Gewerbevereins den Bürgerbus für Feldatal, weil es sich dabei nicht nur um ein Angebot für ältere Menschen handele. Auch für Kinder sei der Bus wichtig - zum Beispiel, um sie zum Kindergarten zu fahren.
"Unser Bürgerbus wird ein Erfolgsmodell", zeigte sich Bürgermeister Leopold Bach überzeugt. "Insbesondere für ältere Menschen und Personen, denen tagsüber kein Auto zur Verfügung steht, sind damit wesentliche Verbesserungen verbunden." Von ihm war der Impuls an den Gewerbeverein ausgegangen, am Förderprogramm des Landes teilzunehmen, das das Fahrzeug gestiftet hat. Den Antrag hatte der Verein gestellt, indem er ein Betriebskonzept für den Bürgerbus einreichte. Bereits elf Feldataler stellen sich als ehrenamtliche Fahrer zur Verfügung. Darunter zum Beispiel Hubert Bernhard (unsere Zeitung berichtete am Dienstag).
DAS BÜRGERBUS-PROGRAMM
Das Bürgerbus-Programm ist nach Mitteilung der Hessischen Staatskanzlei ein Baustein der Offensive "Land hat Zukunft", mit der die Landesregierung die Attraktivität der ländlichen Regionen sichern will. Bürgerbusse ergänzen den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Insbesondere verbinden sie kleine Ortsteile mit den Kernorten. Damit tragen sie erheblich zur Lebensqualität bei. Betrieben werden sie meist von Vereinen, am Steuer sitzen ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer. Hessen unterstützt solche Initiativen im Haushalt 2018 und 2019 mit insgesamt 2,4 Millionen Euro. Das reiche für bis zu 60 Fahrzeuge, die über einen Rahmenvertrag mit dem hessischen Hersteller Opel beschafft werden. Das Land berät die Initiativen bei der Planung und Umsetzung ihrer Vorhaben. Dabei arbeitet das Wirtschafts- und Verkehrsministerium mit der Landesstiftung "Miteinander in Hessen" und dem Fachzentrum Mobilität im ländlichen Raum zusammen.
"Die Mobilität ist ein sehr wichtiger gesellschaftlicher Faktor, um Freunde und Verwandte zu besuchen, um Arzttermine wahrzunehmen, um Einkäufe zu erledigen, Freizeit zu gestalten oder um vieles andere mehr zu realisieren", erklärte Bach. Gerade ältere Menschen hätten oft nicht mehr die Möglichkeit, ihre Ziele mit einem eigenen Fahrzeug zu erreichen. "Deshalb war es mir ein besonderes Anliegen, mit einem neuen Angebot den öffentlichen Personennahverkehr in unserer Gemeinde zu verbessern." Bei allen Beteiligten bedankte sich Bach, "insbesondere aber bei Michael Schneider (Vorsitzender des Gewerbevereins) sowie meinem Bürgermeisterkollegen Sebastian Stang (Grebenhain) und Dr. Ute Lipp (Vorsitzende des Vereins ,Bürger für Bürger Grebenhain'), die uns bei der Erstellung des Konzeptes mit ihren Erfahrungswerten unterstützt haben."
Unterhalten wird der Bus vom Feldataler Gewerbeverein, unter anderem über den Verkauf von Werbung auf dem Fahrzeug. Als Partner habe man bereits die Volksbank Feldatal, Froschkönig's Bauernstube, Küchenstudio Künstler, Pluramex sowie die Jugendhilfe Feldatal gewinnen können, berichtete Bach. Mit weiteren Spenden von Firmen und Privatleuten werde gerechnet. Der Bus soll künftig wahrscheinlich in einer Scheune untergestellt werden.
Die erste Fahrt für die Feldataler Bürger ist noch nicht terminiert. Eventuell werde der Karnevalsverein Knuts Hut Club den Bus demnächst nutzen. Vorgestellt werden soll das neue Angebot auf jeden Fall beim ersten Bauernmarkt in diesem Jahr, der im April stattfindet, sagte Bach. Probesitzen für die Bürger inklusive. "Bis dahin wollen wir weiter Fahrer akquirieren." Wer Interesse habe, könne sich bei Michael Schneider oder anderen Verantwortlichen des Gewerbevereins melden.
Den Bus erhielt der Feldataler Gewerbeverein im Beisein von Vertretern weiterer hessischer Kommunen und Initiativen. Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer (CDU), übergaben in Rüsselsheim insgesamt 20 Fahrzeuge. Wie die Hessische Staatskanzlei informiert, sind sie demnächst in Amöneburg, Battenberg, Biebertal, Diemelstadt, Feldatal, Fronhausen, Grebenhain, Großenlüder, Groß-Umstadt, Hofbieber, Meinhard, Meißner/Berkatal, Neuental, Rabenau, Rasdorf, Schauenburg, Schwalmstadt, Vöhl-Basdorf, Waldems und Wehretal unterwegs. "Bürgerbusse halten Menschen mobil und stärken das Miteinander. 'Bürger fahren Bürger' - eine gelungene Initiative", lobten Al-Wazir und Wintermeyer laut Pressemitteilung.
Die Veranstaltung samt der Schlüsselübergabe des Busses bewertet der Feldataler Rathauschef als "super informativ, weil wir uns mit anderen Bürgerbus-Inhabern und Gruppierungen austauschen konnten." Tipps, zum Beispiel zur Fahrplanerstellung, hätten die Feldataler von Rabenauern bekommen, die den ersten Bus aus dem Förderprogramm erhalten haben, schilderte Bach.
Die Freude, für Feldatal einen der ersten 20 von insgesamt 60 Bussen ergattert zu haben, war bei Leopold Bach ebenso groß wie bei Katja Habermehl. Im Wechsel mit dem Bürgermeister durfte sie den neuen Bus bereits im Fahrzeugkonvoi auf dem Opel-Werksgelände fahren.