Am Donnerstag nimmt der Gewerbeverein Feldatal einen Bürgerbus entgegen, dessen Anschaffung das Land gefördert hat.
Von cl
Die Vertreter aus den Gemeinden Grebenhain und Freiensteinau durften bereits im Dezember einen ersten Bürgerbus in Wiesbaden in Empfang nehmen (unsere Zeitung berichtete). Foto: Gemeinde Grebenhain
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FELDATAL - Ein Seniorennachmittag ist für viele ältere Menschen eine gute Möglichkeit, sich auszutauschen. Wer nicht mehr mobil ist, muss auf dem Land vielerorts darauf hoffen, mitgenommen zu werden, dass ein Vereinsvertreter ihn mit dem eigenen Auto abholt oder zu Hause bleiben. Mit dem neuen Bürgerbus gibt es schon bald ein Angebot in der Gemeinde Feldatal, das darauf abzielt, solche und ähnliche Situationen zu vermeiden. Doch längst nicht nur ältere Menschen sollen davon profitieren.
Finanziert wird die Anschaffung des Fahrzeugs vom Land Hessen, erklärt Michael Schneider als Vorsitzender des Feldataler Gewerbevereins. Dem Verein, in dessen Namen der Förderantrag gestellt wurde, obliege die Unterhaltung des Busses, eines Neunsitzers vom Typ Opel Vivaro. Laut Schneider will der Gewerbeverein die laufenden Kosten unter anderem über den Verkauf von Werbeflächen am Fahrzeug finanzieren. Am Donnerstag fahren sechs Feldataler nach Rüsselsheim, um den Bus auf dem Betriebsgelände von Opel entgegenzunehmen. Neben Schneider und weiteren Vorstandsmitgliedern ist auch ein Vertreter der Initiative dabei, die den Tag der Begegnung mit Senioren organisiert.
Von der Einreichung des Betriebskonzeptes bis zur Zusage "hat es keine vier Wochen gedauert", freut sich Michael Schneider. Bereits am 29. Oktober habe es einen Termin mit einem Mitarbeiter der Landesstiftung "Miteinander-in-Hessen" gegeben, die den Verein bei der Antragsstellung für den Bürgerbus begleitet habe. "Am 28. November kam die Zusage." Der eigentliche Implus zur Beantragung des Bürgerbusses sei von Bürgermeister Leopold Bach (parteiunabhängig) ausgegangen. Bach habe sich deshalb an den Gewerbeverein gewandt. "Es gab gewisse Richtlinien und Vorgaben für das Konzept und die Nutzung. Wichtig ist, dass der Bürgerbus keine Konkurrenz zum Öffentlichen Personennahverkehr ist", erklärt Schneider. "Dass die Fahrer das ehrenamtlich machen. Und dann mussten wir noch darlegen, warum, wieso und weshalb dieses Angebot gerade für Feldatal sinnvoll ist und Ziel und Zweck des Ganzen benennen."
DER WEG ZUM BÜRGERBUS
Wie die Landesstiftung "Miteinander-in-Hessen" auf ihrer Webseite skizziert, wird ein Bürgerbus auf der örtlichen Ebene entwickelt und ist immer ein individuelles Projekt. Es sei ein diskussions- und beratungsintensives Projekt, bei dem es darum gehe, fachliche Fragen zu klären, Menschen zur Mitarbeit zu motivieren und den Bus als Ergänzung in die bestehenden Strukturen des regulären ÖPNV einzupassen. Bei diesem Entwicklungsprozess werden die Akteure vor Ort von der Landesstiftung "Miteinander-in-Hessen "und dem Fachzentrum Mobilität im ländlichen Raum beraten und begleitet. Ergebnis dieser Zusammenarbeit sei ein Betriebskonzept. Dieses sei Voraussetzung für eine Förderung.
Das sind in der Gemeinde "die Jugend und Senioren". Bei der Zielgruppe Jugend die Vereine, "wenn beispielsweise Fußballverein oder Schützenverein Kinder zum Training fahren oder zu den Spielen". Angedacht sei auch, dass der Bürgerbus als eine Art Kindergartenbus genutzt werde. Oder für ältere Menschen, wenn VdK oder Rotes Kreuz zu Seniorennachmittage einladen sowie um Senioren zu anderen Veranstaltungen wie den Bauernmarkt oder zu Blutspendeterminen zu fahren. Eine weitere Option sei, den Bus für Arztbesuche von Senioren einzusetzen, "die nicht mehr so mobil sind", skizziert Schneider.
Gefahren wird der Bürgerbus laut dem Vorsitzenden des Gewerbevereins von Ehrenamtlichen der Nutzergruppen, die einen kleinen Personenbeförderungsschein haben müssen. "Wir haben aktuell elf Fahrer. Mit den Vertretern der Nutzergruppen hatten wir schon drei Treffen, um die Modalitäten und das weitere Vorgehen zu besprechen." Der kleine Personenbeförderungsschein, den das Land für die erste Runde an Fahrern übernehme - "später haben wir die Kosten zu tragen" - beinhalte einen Sehtest, ein augenärztliches Gutachten, ein ärztliches Gutachten sowie ein Leistungsgutachten. Natürlich müssten alle Fahrer im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis sein.
Wie die Hessische Staatskanzlei am Montag in einer Pressenotiz mitteilte, übergeben der stellvertretende Ministerpräsident, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne), und der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer (CDU), insgesamt 20 vom Land geförderte Bürgerbusse an hessische Kommunen und Initiativen. Moderiert wird die Veranstaltung am Donnerstag von Valerie Haller, ZDF-Börsenreporterin und Mitglied des Kuratoriums der Landesstiftung "Miteinander-in-Hessen". Bürgerbusse mit ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern seien in ländlichen Regionen eine sinnvolle Ergänzung des regulären ÖPNV. Um den Start zu erleichtern und einen dauerhaften Betrieb sicherzustellen, fördere das Land Hessen Projekte mit seiner Offensive "Land hat Zukunft - Heimat Hessen" mit jeweils 1,2 Millionen Euro in den Jahren 2018 und 2019.
Im Vogelsbergkreis erhalten laut Mitteilung der Hessischen Staatskanzlei Feldatal (Gewerbeverein) und Grebenhain (Verein Bürger für Bürger Grebenhain) Bürgerbusse.
Ende Dezember hatte unsere Zeitung berichtet, dass der "Verein Bürger für Bürger" im Rahmen des Förderprogramms "Land hat Zukunft" Anfang Oktober einen Förderantrag für zwei Bürgerbusse gestellt hatte, da sich die Vereinsarbeit auf die beiden Kommunen Freiensteinau und Grebenhain erstreckt. Im Dezember konnte der erste von zwei bewilligten Bürgerbussen vor der Staatskanzlei in Wiesbaden in Empfang genommen werden. Ein mögliches Thema für die Zukunft war der Bürgerbus auch im Kirtorfer Bürgermeisterwahlkampf.