In der Ruhlkirchener Pfarrkirche Sankt Michael stehen in den kommenden Jahren einige Baustellen an. Zur Finanzierung soll nun ein Kirchenbauverein gegründet werden.
Von Andreas Ungermann
Udo Pfeffer, Klaus Fink und Pfarrer Zbigniew Wojcik (von links) wollen einen Kirchenbauverein gründen, um die Kirche in Ruhlkirchen sanieren zu können. Fotos: Krämer, Ungermann
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RUHLKIRCHEN - Das Dach der Pfarrkirche Sankt Michael in Ruhlkirchen ist in diesem Sommer gerade versteift und mit Biberschwanzziegeln neu eingedeckt worden. Keine ganz leichte Aufgabe war das ob der Hitze, wissen Pfarrer Zbingiew Wojcik, Udo Pfeffer und Klaus Fink. "Aber wir haben uns noch ein dickes Brett vorgenommen, und das bohren wir jetzt", sagt Pfeffer und erhält dafür Zustimmung von den beiden anderen. Deshalb soll sich in dem Antrifttaler Ortsteil am kommenden Freitag ein Kirchenbauverein gründen.
Eigentlich haben sich Pfarrer Wojcik, Pfeffer und Fink, die schon tief in den Vorbereitungen für die Vereinsgründung stecken, viel mehr als nur ein Brett vorgenommen. Beim Ortstermin in der Pfarrkirche Sankt Michael, deren Grundstein 1820 - also vor ziemlich genau 200 Jahren - gelegt wurde, zeigen sie mehrere Baustellen auf. Die offensichtlichste ist wohl der Innenanstrich. Laut den drei Mitgliedern im Lenkungskreis zur Kirchensanierung haben die Kerzen über die Jahre hinweg ihre Spuren hinterlassen, Ruß hat sich an den Wänden und den Decken abgesetzt. Besonders deutlich wird das im Altarraum anhand einer Wand, die tatsächlich grau gestrichen ist und die vergleichsweise hell im Vergleich zur einst weißen, nun aber mit Ruß belegten Mauer erscheint. Ihren letzten Innenanstrich hat die Kirche vor 30 Jahren erhalten. "Die ,Kosmetik' wird allerdings nicht vom Bistum Mainz bezuschusst", erklärt Pfarrer Wojcik - ein Grund, warum die drei Mitinitiatoren auf viele Mitglieder und Spenden hoffen.
Für andere Vorhaben steuert die Diözese hingegen bis zu 50 Prozent der Kosten bei: etwa zur Heizung. Auch die muss erneuert werden. Für den späteren laufenden Betrieb hoffen Wojcik, Pfeffer und Fink dann aber auf einen Spareffekt. Aktuell wird die Pfarrkirche noch durch eine Elektroheizung gewärmt, die soll nach den Plänen aber einer Gasheizung weichen. Ob das dann eine Heizung wird, die Warmluft über den Boden verteilt oder eine, die die Bänke beheizt, dass steht noch nicht fest.
Sicher ist hingegen, dass auch die Elektrik dringend überholt werden muss. Die Leitungen sind alt und schlecht isoliert, berichten die drei Lenkungskreismitglieder. Einig sind sie sich auch darin, dass die Fenster dringend sanierungsbedürftig sind. Ein wenig undicht sind sie, und der Kit bröckelt auch schon. Abnutzungserscheinungen weist zudem auch der Glockenstuhl der Pfarrkirche auf. "Daran arbeitet gerade ein Statiker", berichtet Fink. Verschraubungen haben sich im Gebälk gelöst, was zu statischen Problemen im Kirchturm führt. Hinzu kommt dann eine sechste Baustelle: Den Gläubigen soll über den Schulhof und dann die Sakristei der barrierefreie Zugang ermöglicht werden. Dazu müssen zwei Türen ausgetauscht und eine Stufe beseitigt werden. Pfeffer hält das angesichts der Fülle der Vorhaben für eine der kleineren und günstigeren Projekte bei der Kirchensanierung.
Die wird am Ende gut eine halbe Million Euro kosten - auch wenn die Kosten für die Heizung noch nicht abschließend ermittelt sind. Die Hälfte davon wird die Kirchengemeinde tragen müssen, und nach ersten Kalkulationen muss der noch zu gründende Kirchenbauverein rund 150 000 Euro davon aufbringen. Ein bisschen Wehmut schwingt schon mit, aber Wojcik, Pfeffer und Fink verschließen angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen und schrumpfender Finanzen die Augen vor der Realität nicht. "Wir müssen jetzt tätig werden und unsere Kirche für die nächsten Jahrzehnte hübsch machen, weil wir wohl die letzte Generation sind, die das stemmen kann", sagen sie. Immerhin kommt - wie in anderen Bistümern Deutschlands auch schon - in der Diözese Mainz ein Strukturprozess in Gang, mit dem sich einiges ändern wird. Auch für ihn selbst, ergänzt Pfarrer Wojcik, der aktuell sieben Ortschaften mit vier Kirchen betreut. Beim Generieren der Finanzen setzt die Lenkungsgruppe deshalb auch auf die Bindung der Menschen zu ihrer Heimatkirche und darauf, dass sie ein Interesse am Erhalt haben. Dabei gehe es nicht nur darum, die 520 Ruhlkirchener Katholiken zu erreichen, sagt Pfeffer. Schließlich sei die Kirche ein Kulturgut und präge den Ruhlkirchener Ortskern.
"Ein Traum wäre es, wenn wir das Geld in gut fünf Jahren aufbringen könnten. Realistisch ist wohl eher ein Zeithorizont von acht Jahren", meint Pfeffer. Zusammenkommen soll das Geld aus Mitgliedsbeiträgen ab fünf Euro pro Monat, Spenden und auch Veranstaltungen. Neben den Untergruppen Finanzen und Baubegleitung hat sich im Lenkungsausschuss deshalb auch eine "Ideen"-Gruppe gebildet. Variete-Abend, Konzerte oder auch der Verkauf von künstlerisch gestalteten alten Dachschindeln der Kirche stehen auf der Agenda. Zunächst aber muss sich am Freitag, 30. November, um 20 Uhr im Gemeindezentrum, Weihersweg, der Kirchenbauverein gründen, um das Vorhaben auf rechtssichere Füße zu stellen.