800 Jahre Stadt Alsfeld: Fünf Schläge für die "Helle Elle"
Langweile kam bei den rund 200 Gästen in der Alsfelder Stadthalle anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums "Hut ab" nicht auf, stattdessen sorgten die Protagonisten für Kurzweil.
Von Christian Dickel
Zunächst drei Schläge, gefolgt von zwei weiteren und die "Helle Elle" fließt (Bild rechts). Helmut Berger (oben) und Dirk Haberkorn (unten) sorgen für Kurzweil. Fotos: Christian Dickel
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ALSFELD - Ein kurzweiliges Programm und dennoch ganz schnell eine Stunde hinter dem anvisierten Zeitplan. Langweile kam bei den rund 200 geladenen Gästen in der Alsfelder Stadthalle anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums "Hut ab" jedenfalls nicht auf. Dafür sorgten Radio-FFH-Comedian Dirk Haberkorn als Moderator der Veranstaltung, das Alsfelder Original Helmut Berger sowie Johanna Mildner und Jenny Wagner von der Marktspielgruppe. Musikalisch kam Jürgen Litzka von der Mundartband "Halb6" nicht nur mit seinem Jubiläumssong "Rockel´s Hut" hinzu, sondern zum Fassbieranstich lief einer seiner Klassiker "Alsfealler Junge". Zum Abschluss stand der Auftritt der Alsfelder "show and brass band" im Einklang mit dem Spielmannszug Reiskirchen, dem Alsfelder Konzertchor und der Altenburger Voice Factory auf dem Programm.
Kurz bevor Bürgermeister Stephan Paule (CDU) mit dem Hammer zum Schlag für den Fassbieranstich ansetzte, war selbst in der Stadthalle der gerade einsetzende Sturzregen zu hören. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die kurzfristige Verlegung am Vortag vom Marktplatz in die Stadthalle die richtige Entscheidung war. Fünf Schläge später floss dann das eigens kreierte Jubiläumsbier die "Helle Elle" in die Gläser und die Partylaune konnte beginnen. Auch das Ausschenken des Festweines durfte nicht fehlen.
Während zuvor die Festredner Stephan Paule und Staatssekretär Stefan Sauer (CDU) mal mehr mal weniger den Humor in den Mittelpunkt ihrer Ansprachen stellten, hielt Landrat Manfred Görig (SPD) ein fast schon flammendes Plädoyer für die Zukunft der größten Stadt des Vogelsbergkreises. Sauer hatte nicht nur Gefallen daran gefunden, dass der Alsfelder Rathauschef jeden Gast persönlich am Eingang begrüßt hatte, sondern dies im Prinzip zu Beginn seiner Festrede noch einmal wiederholt. "Ich habe ja schon viele Begrüßungen erlebt, aber das noch nicht, Hut ab", so Sauer. Nicht zuletzt dadurch werde die Lebensqualität im ländlichen Raum immer wieder beeindruckend deutlich. "Wenn Alsfeld einlädt, darf man nicht daheimbleiben, da muss man einfach kommen", so der kurzfristig eingesprungene Staatssekretär. Schließlich hatte die Stadt eine feste Zusage des in Kürze ausscheidenden Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) gehabt. Doch für diesen stand heute die Verabschiedung im Bundesrat an. Paule hatte zuvor neben seiner ausschweifenden Begrüßung einen Schnelldurchlauf durch "800 Jahre Alsfeld" gestartet und jedes erwähnte Ereignis mit einem "Hut ab" bedacht. Dabei schlug er oft den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart. Ein Beispiel: Der Alsfelder Bahnhof sei im Jahr 1868 geplant und im Jahr 1870 fertiggestellt worden. Diesen nun barrierefrei zu gestalten, habe er im Jahr 2013 angekündigt, voraussichtliche Fertigstellung im Jahr 2024. Aber auch über die angespannte Finanzlage der Stadt - insbesondere im Jahr 2012 unter dem Schutzschirm - hatte er humoristisch die Abgaben der vergangenen Jahrhunderte ausgemacht.
Zunächst drei Schläge, gefolgt von zwei weiteren und die "Helle Elle" fließt (Bild rechts). Helmut Berger (oben) und Dirk Haberkorn (unten) sorgen für Kurzweil. Fotos: Christian Dickel
Helmut Berger. Foto: Dickel
Der Leuseler Dirk Haberkorn vom "größten Radio-Sender der Wetterau". Foto: Dickel
Jenny Wagner und Johanna Mildner spielen 800-Jahre in acht Szenen. Foto: Dickel
Neben der "Hellen Elle" wird auch der Festwein geöffnet. Foto: Dickel
Als Leuseler hatte Dirk Haberkorn auch viel Häme für den Nachbarort Angenrod mitgebracht. Foto: Dickel
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Den Gegenpart zu den süffisant gewählten Wortbeiträgen bildet dann der Landrat, der eine klare Botschaft im Gepäck hatte. Die wirtschaftliche Entwicklung Alsfelds sei für den kompletten Vogelsbergkreis von entscheidender Bedeutung. Denn Alsfeld sei nicht nur im Jahr 2017 vom Geo-Magazin zu eine der schönsten Kleinstädte Deutschlands gewählt worden und somit für Touristen attraktiv. "Der ganze Kreis braucht die wirtschaftliche Entwicklung Alsfelds - und auch Lauterbachs - um in Zukunft die Infrastruktur aufrechtzuhalten", so Görig. Niemand brauche zu glauben, dass Land und Bund die Kreise in Zukunft besser finanziell ausstatten, daher müsse man sich selbst helfen und das gehe nur über die wirtschaftliche Entwicklung. Daher sei es aus seiner Sicht wichtig, 300 Hektar an Industriegebieten auszuweisen, wenn im Kreis gleichzeitig 3000 Hektar der Natur zurückgegeben werden. Darüber hinaus versprach er, in den letzten Jahren seiner Amtszeit den Neubau des Alsfelder Kreiskrankenhauses als wichtigen infrastrukturellen Baustein auf den Weg zu bringen. Zu anvisierten Fertigstellung werde er zwar längst nicht mehr im Amt sein, dafür wisse er aber um die Unterstützung des Gastgebers des Abends und der gesamten Lokalpolitik. "Das Krankenhaus wird gebaut", betonte Görig. "Alsfeld hat im Gegensatz zum jungen Kreis, der dieses Jahr 50 Jahre alt wird, eine 800-jährige Geschichte. Ich wünsche der Stadt auch für die Zukunft eine herausragende Entwicklung", so der Landrat zum Abschluss der Festreden.