Viel Interesse am Letzte-Hilfe-Kursen der Hospizvereine im Vogelsberg
ALSFELD. Als die Menschen noch in ihrem häuslichen Umfeld im Kreis ihrer Familie starben, war der Umgang mit dem Tod den Menschen vertraut. Man wusste, wann es zu Ende geht, und hatte Rituale für das, was zum Abschiednehmen gehört. Heute sterben die meisten Menschen in Einrichtungen, der Tod ist losgelöst vom Alltag und somit auch als letzte Station des Lebens nicht präsent.
"Die Geburt und das Sterben sind ein einmaliges Erlebnis. Einer Geburt wird viel Beachtung geschenkt, während das Sterben und der Tod in den Hintergrund rücken, fast so, als gäbe es dies nicht", sagt Christa Füg. Sie ist Koordinatorin des Lauterbacher Hospizdienstes im Vogelsberg, ausgebildete Krankenschwester und Palliativ-Care-Fachkraft. Gemeinsam mit ihrem Pendant Andrea Hedterich vom Hospizverein Alsfeld leitete sie den Kurs "Letzte Hilfe", der sich mit dem Umgang mit schwer erkrankten und sterbenden Menschen beschäftigt.
20 Menschen nahmen an der vierstündigen Abendveranstaltung in der Vogelsberger Pflegeakademie in Alsfeld teil - sie kamen aus unterschiedlichen privaten oder beruflichen Gründen. Was sie einte: Sie wollten ihre Hilflosigkeit angesichts des Sterbens von Menschen in ihrem Umfeld und vielleicht auch des eigenen Sterbens verlieren. Verschiedene Erfahrungen brachten sie in den Kurs, nicht selten der Verlust nahestehender Menschen, der ihren Blick auf das Sterben geschärft hatte. "Wir wissen doch gar nicht mehr, wie das geht", brachte eine Teilnehmerin ihre Motivation zum Ausdruck. Auch die Hoffnung, dem Tod mit mehr Wissen seinen Schrecken zu nehmen und ihm als letzten Teil des Lebens mit Freude und Leichtigkeit zu begegnen, war ein Wunsch, den die Teilnehmenden zu dem Kurs mitbrachten.
Dieser ist standardmäßig in vier Module eingeteilt: Sterben als Teil des Lebens, Vorsorgen und Entscheiden, Leiden lindern und Abschied nehmen. "Letzte Hilfe hat als primäres Ziel, die Linderung von Leid und die Erhaltung der Lebensqualität - auch im Sterben", führte Hedterich aus, die ausgebildete Krankenschwester, Palliativ-Care-Fachkraft und Kursleiterin für Letzte-Hilfe-Kurse ist. Die Anwesenden erfuhren Wesentliches über den Einsatz des Palliativ-Teams und darüber, welche Akteure mitwirken, um sterbenden Menschen ihren letzten Weg zu erleichtern. In diesem Zusammenhang war von der "Compassionate Community" die Rede, der mitfühlenden Gemeinschaft also, die aus Angehörigen, Freunden und Ehrenamtlichen besteht.
"Wie erkennt man das Lebensende?" Mit dieser Frage beschäftigte sich der erste Teil des Kurses. Mithilfe eines Films folgten die Teilnehmenden einem Sterbeprozess und lernten Zeichen für das baldige Ende kennen: den Rückgang der Körperfunktionen, die Veränderung des Atmens, äußere Anzeichen. Meist sei es nicht hilfreich, in diesen Prozess noch einzugreifen, meinten die Expertinnen: Ein Mensch stürbe nicht, weil er nichts mehr isst und trinkt, sondern er isst und trinkt nichts mehr, weil das Ende komme. Wie man dennoch lindert und beistehen kann, wo man Rat bekommt und wie man selbst damit umgeht, waren Themen des Kurses.
Im weiteren Verlauf ging es darum, wie man Palliativversorgung und Hospizbegleitung mit ehrenamtlichen Begleitern planen und vielleicht auch unterstützen kann. Die Teilnehmenden machten sich Gedanken um das, was am Lebensende wichtig erscheint. So bot dieser Kurs auch viele Möglichkeiten zum Austausch und zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Ende. Es ging um praktische Dinge wie die Patientenverfügung und die Vorsorgevollmacht und um spirituelle wie das Abschiednehmen, die Unsicherheit, die verschiedenen Trauerkulturen.
Zu guter Letzt ging es auch darum, was zu tun ist, wenn ein Mensch gestorben ist. Und darum, wie die Hinterbliebenen mit ihrem Verlust weiterleben können.