Weder eine Gastronomie, noch Sanitäranlagen, ja noch nicht einmal Sitzgelegenheiten: Der Zustand des Alsfelder Bahnhofs ist der ALA ein Dorn im Auge - und nicht nur der ALA.
ALSFELD. Weder eine Gastronomie, noch Sanitäranlagen, ja noch nicht einmal Sitzgelegenheiten: Der Zustand des Alsfelder Bahnhofs ist der ALA ein Dorn im Auge - und nicht nur der ALA. Dass Bürgermeister Stephan Paule (CDU) dem ALA-Fraktionschef Michael Riese für einen Antrag dankt, kommt nicht alle Tage vor. Während der gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses mit dem Ausschuss für Bau, Umwelt und Stadtentwicklung tat der Rathauschef aber genau das. Letztendlich stimmten die Kommunalpolitiker für einen gemeinsamen Antrag, den sie aus der Diskussion heraus entwickelten.
Eigentum kompliziert
"Der Magistrat möge der Stadtverordnetenversammlung ein Konzept zur Attraktivierung des Alsfelder Bahnhofs für Reisende vorlegen. Das betrifft unter anderem Aspekte der Zugänge zu den Bahnsteigen (Treppen), Aufenthaltsmöglichkeiten im Bahnhof (Sitzplätze) und Toiletten", so lautete der Ursprungsantrag der ALA. Es war im Kern ein Ansinnen, dass die Ausschussmitglieder samt und sonders teilten. Bürgermeister Paule allerdings wies als erster Redner dann doch in eine andere Stoßrichtung und legte die komplizierten Eigentumsverhältnisse mit etlichen Beteiligten dar: Das Gebäude gehört nicht mehr der Bahn, sondern einem privaten Investor, der Infrastruktur- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Aedificia aus Frankfurt, die bundesweit Eigentümer von Bahnhofsgebäuden ist, um diese zu entwickeln. Eigner der Bahnsteige sei zwar die DB Netz AG, aber für den Service sei wieder ein anderes Unternehmen zuständig. Der Vorplatz gehöre zwar wiederum der Bahn, allerdings ließ Paule keinen Zweifel daran, dass die Stadt gerne selbst den Zugriff auf dieses Areal hätte. Als die Stadt 2009 nach der umfassenden Sanierung die Verkehrssicherungspflicht übernommen hatte, habe man darauf gehofft, den Vorplatz zu einem symbolischen Betrag kaufen zu können. "Die Bahn wollte aber Mondpreise", erinnerte sich Paule, den genauen Betrag dürfe er nicht nennen. Im Raum steht eine hohe fünfstellige bis sechsstellige Summe.
Paule, der erst jüngst im Gespräch mit unserer Zeitung bemängelt hatte, dass der Bahnhof achtlos zugemüllt werde, sieht nun die jeweiligen Eigentümer in der Pflicht. "Wir sollten uns nicht noch mehr ans Bein binden. Wenn die Kommune Aufgaben übernimmt, wird sich die Bahn noch mehr zurückziehen. Wir sollten nicht die Arbeit der anderen erledigen", insistierte Paule.
Dass der Bahnhof in seinem jetzigen Zustand als "Eintrittstor zur Stadt" nicht gerade attraktiv wirkt, darin waren sich die Mandatsträger einig. Eine Diskussion entspann sich in der Folge allerdings an den Formulierungen. So zweifelte Stadtverordnetenvorsteher Michael Refflinghaus (CDU) die Möglichkeiten des ALA-Antrages an. "Es würde Sie ja auch nicht begeistern, wenn ich mich erdreisten würde, Ihnen zu sagen, wie Sie Ihren Vorgarten zu gestalten haben", richtete er sich an Riese. Der wiederum wollte den eigenen Antrag in der Hinterhand behalten, wenn der Druck durch einen Alternativantrag der Union, der letztlich mit einigen Änderungen von beiden Ausschüssen einstimmig zur Annahme empfohlen wurde, nicht fruchte. Besonderen Wert legte die ALA auf die Sicherheit und erhielt dazu Zustimmung von Dieter Welker (UWA), der betonte, die Verkehrssicherung müsse mit dem Eigentümer abgestimmt werden. SPD-Fraktionschef Dr. Christoph Stüber warf indes ein, er könne sich nicht vorstellen, "dass es in Deutschland rechtens ist, dass ein Bahnhof keine Toiletten habe".
"Was auf Nägeln brennt"
In der Folge strickten die Ausschussmitglieder den Alternativantrag der Union um zu einem interfraktionellen Antrag (siehe Kasten), der ein starkes gemeinsames Signal aussenden solle. "Es reicht nicht, wenn der Magistrat nur einen Brief schreibt und schimpft, sondern er muss deutlich darauf hinweisen, was uns auf den Nägeln brennt", betonte Riese, der auch einen Grunderwerb im Bahnhofsbereich ins Spiel brachte, um selbst handlungsfähig zu sein, sollte an Bahnhof und Umfeld nichts passieren.
Von Andreas Ungermann