Rund 80 Alsfelder gedenken der Gefallenen und NS-Opfer.
ALSFELD/VOGELSBERGKREIS. "Ich hatte einen Kameraden", setzten am Sonntag rund 80 Menschen am Alsfelder Friedhof eine Tradition fort: Es war die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag. Am Ehrenmal gedachten sie wie auch anderswo im Kreis den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege sowie den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Mitglieder der Reservistenkameradschaft und der Alsfelder Feuerwehr stellten dabei eine Ehrenwache und legten mit Vertretern der Stadt, der Verbände und Vereine sowie des Bundes der Vertriebenen Kränze nieder. Während in den vergangenen Jahren immer eine Chorformation und der Alsfelder Posaunenchor die Gedenkfeier musikalisch umrahmten, hielten aktuell nur die Bläser um Ulrich Beyenbach die Stellung und rundeten die Gedenkstunde mit besinnlichen Musikstücken ab.
Die immer kleiner werdende Besucheranzahl am Friedhof stehe im krassen Gegensatz zu den heutigen Opfern von Gewalt, eröffnete Bürgermeister Stephan Paule (CDU) seine Ansprache. In einem historischen Abriss des vergangenen 20. Jahrhunderts erinnerte er an das verheerende Ausmaß machtbesessener Regime und Kampfhandlungen mit Millionen von Toten bis zum heutigen Tage. In keinem Jahrhundert sei die Welt mit so viel Leid überschüttet und durch totalitäre Regime in zwei Lager gespalten worden wie im letzten, spannte der Rathauschef den Bogen vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg und kristallisierte am Ende für die jüngeren Generationen eine positive Folge heraus - das Ringen um den Frieden. "Wir alle sind jetzt aufgefordert, im Gedenken an die schreckliche Vergangenheit den Frieden zu bewahren", mahnte Paule zu friedvoller Verständigung und Versöhnung in der Politik und Gesellschaft.
Mit dem Fokus auf die überlebenden Angehörigen der Gefallenen knüpfte sodann Diana Bender für den VdK-Ortsverband Alsfeld ihre Gedenkworte an. Ausführlich beleuchtete die Vorsitzende das Kriegsgeschehen und seine Folgen für die zurückgebliebenen Frauen und Kinder der gefallenen Männer an der Front. Die Hinterbliebenen seien mehr als gefordert gewesen, hätten keine Zeit zur Trauer gehabt und sich und ihre Familien schützen müssen - vor Gewalt, vor Vergewaltigung bis hin zur Vertreibung. Noch heute hätten überlebende Generationen an ihren Erinnerungen zu knabbern, weil sie die Erlebnisse niemals aufarbeiten konnten, wusste Bender aus ihrer beruflichen Erfahrung zu berichten.