Zu groß und ökologisch schädlich: BUND und ALA appellieren an Alsfelder Stadtverordnete, Planungen für "Weißen Weg" zu stoppen.
ALSFELD. "Bitte stoppen Sie die Planung des Logistik-Projekts "Am weißen Weg", appelliert der Naturschutzverband BUND in einer Pressemitteilung an die Alsfelder Stadtverordneten. Und zumindest bei der Fraktion der ALA findet er Zustimmung. Anlass für diesen Appell ist, dass die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am Donnerstag, 21. September, mit der Mehrheit aus CDU, UWA und der SPD endgültig grünes Licht für das neue Industriegebiet geben wollen. Das zeigte bereits die Sitzung des Bauausschusses in der vergangenen Woche.
"Seit Anfang 2020 haben der BUND und mit ihm die Naturschutzverbände Nabu, HGON und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald immer wieder Kritik an der Planung vorgebracht", blickt der BUND noch einmal zurück. In ausführliche Stellungnahmen hätten die Verbände auf zahlreiche Umweltrisiken hingewiesen. "Und immer wieder begann unsere Stellungnahme mit der grundsätzlichen Kritik am Verbrauch von 40 Hektar Fläche, zumeist guter Ackerboden. Wir erkennen durchaus an, dass die Planung seit Anfang 2020 deutlich umweltfreundlicher geworden ist, viele unserer Forderungen nach Naturschutzflächen, Photovoltaik auf den Dächern wurden erfüllt. Aber immer wieder mussten wir darauf hinweisen, dass all das den Verlust an Boden nicht ausgleichen kann", begründen die Umweltschützer ihre neuerliche Kritik.
Die Diskussion im Bauausschuss habe aus Sicht des BUND deutlich gezeigt: "Auch Fachleute sehen ein großes Problem auf die Stadt zukommen, denn der Verbrauch an Grund und Boden kann durch alle Anstrengungen der Stadt Alsfeld nicht ausgeglichen werden. Zu befürchten sind sehr hohe Kosten bei den Versuchen, sich durch hohe Ausgleichszahlungen freizukaufen." Zudem sieht er BUND laut seiner Pressemitteilung, dass es im Ausschuss Zweifel daran gegeben habe, ob ein Beschluss für das Gewerbegebiet in der geplanten Größe rechtssicher sei.
Der BUND wiederholt daher nochmals seinen Appell, die Planung grundsätzlich zu überdenken, und damit Schaden für die Umwelt und für die städtischen Finanzen abzuwenden.
Auch für die ALA-Fraktion in der Alsfelder Stadtverordnetenversammlung ist das geplante Industriegebiet "zu groß, ökologisch schädlich und wirtschaftlich überflüssig".
Gegenüber der enormen Versiegelung von Boden in Deutschland, haben eindämmende Maßnahmen eine zunehmende Bedeutung gewonnen, erläutert ALA-Fraktionsvorsitzender Michael Riese, in einer Pressemitt eilung die Kritik. "Wo Boden durch Baumaßnahmen und Versiegelung beeinträchtigt wird, sollte eigentlich eine Entsiegelung in gleichem Umfang erfolgen, oder es müssen Ausgleichsmaßnahmen erfolgen", stellt die ALA heraus.
Nach einem Bodengutachten der Stadt müssten für den "Weißen Weg" Bodenwertpunkte in Millionenhöhe für einen Ausgleich der Bodenbeeinträchtigungen aufgebracht werden. Trotz des Ankaufs von zusätzlichen Ökopunkten in sechsstelligem Euro-Bereich, erreiche Alsfeld aber nur etwa 50 Prozent des geforderten Ausgleichs. "Das ist die rechtliche Achillesferse der Stadt für das Bauvorhaben", ist sich Riese sicher.
Auch finanziell könnte eventuell noch einiges auf die Stadt zukommen. Für die nicht erfüllten Ausgleichsmaßnahmen müsste die Stadt finanzielle Kompensation leisten. "Das könnte für die fehlenden 2,6 Millionen Ökopunkte ein Millionenbetrag werden", fürchtet Riese. Vor diesem Hintergrund ist es aus Sicht der ALA fraglich, ob die Erschließung des Baugebiets für die Stadt statt der Hoffnungen auf einen guten Deal letztlich nicht zu einem finanziellen Fiasko wird.