Akustische und optische Erinnerungen für Alsfelder Familien

Lebenslinien: Das Foto- und Video-Projekt mit Ausstellung soll im Januar an den Start gehen. Erinnerungen an Menschen sollen damit wach gehalten werden. Armin Hartmann und Elke Hartmann (Mitte) haben sich bereits von Julia Jungk (links) und Kae Schuch ablichten lassen. Foto: Günther Krämer

Fotos schießen, Video-Clips erstellen, passende Musik komponieren. Mit dem Projekt "Lebenslinien" sollen Erinnerungen an die letzten Jahre geschaffen werden.

Anzeige

ALSFELD. Fotos schießen, Video-Clips erstellen, passende Musik komponieren. Mit dem Projekt "Lebenslinien" sollen Erinnerungen an die letzten Jahre geschaffen werden - vor allem für Angehörige von etwas älteren Familienmitgliedern. Julia Jungk vom Friseur-Salon "Beauty-Point" hatte die Idee dazu. In der Nachbarschaft vom Güterbahnhof entsteht nun eine entsprechende Ausstellung. Was genau hat es damit auf sich?

"Ich musste die Erfahrung machen, dass wir in der Großfamilie nach dem Tod unseres Opas wirklich kein einziges Foto von ihm aus seinen letzten Jahren hatten. Und das, obwohl wir uns fast wöchentlich begegnet sind", sagt Julia Jungk im Gespräch mit unserer Zeitung. "Uns sind in der Familie die Fältchen im Gesicht oder auf den Händen unsres Opas, die man als Lebenslinien bezeichnet, gar nicht so bewusst." Aber genau diese Fältchen auf den Händen und im Gesicht seien mehr als Zeichen der Vergangenheit. Sie seien Zeichen eines Lebens, aus dem es viel zu erzählen gibt, das aber endlich ist. Das "Lebenslinien-Projekt" solle dazu beitragen, innerhalb der Familie öfter die Gemeinsamkeit zu suchen, pflegen und auszutauschen. "Denn auf einmal verabschiedet sich das Leben - und damit die Vergangenheit, ohne eine letzte optische und akustische Erinnerung", so Jungk.

Fotografien und Video-Clips von über 60-jährigen Personen möchte die Initiatorin für die Zukunft festhalten. Zuständig für das rechte Licht ist die Fotografin Kae Schuch, die das Projekt mitbegleitet. Doch sind es nicht nur Bilder und visuelle Aufnahmen. Sie komponiert auch die Musik, die letztlich auch ein Blick in die musikalische Vergangenheit entlockt. "Was wissen wir von Großeltern oder Ur-Großeltern? Wie sahen meine Vorfahren eigentlich aus, wie haben sie gelebt, wie kamen sie zusammen, was haben sie voneinander gehalten? Diese Fragen werden oft erst dann gestellt, wenn es zu spät ist", sagt Schuch. Sich rechtzeitig mit dem Leben der Angehörigen - und dazu gehört auch der Tod - auseinanderzusetzen, dazu soll das Projekt beitragen.

Die letzten Fotos mit Video und Erinnerungstexten und Musik bleiben für die Zukunft. Ihr Fotostudio haben die beiden in der Nachbarschaft zum Güterbahnhof gefunden. Dort, wo in den 1950er und 1960er-Jahren Kohle in Säcken, Baustoffe aller Art, später auch Heizöl verkauft wurde, soll das Projekt "Lebenslinien" an den Start gehen. Der Büro- und Verkaufsraum - mit Verkaufstheken und Büroeinrichtungen aus den 50er-Jahren - wurde in ein Fotostudio verwandelt.

Anzeige

Der Start des Projektes beginnt eigentlich erst im Januar. Doch der 84 Jahre alte Armin Hartmann und seine fünf Jahre jüngere Ehefrau Elke haben bereits bei einem Shooting mitgemacht. "Wir finden das schön, dass ein tolles Porträt von uns gemacht wurde", sagen sie. Es gebe zwar jede Menge Bilder aus ihrem Leben, von vor vielen Jahren, Jahrzehnten. "Interessant bei dieser Aufnahme in dem Foto-Studio Schuch aber ist die Tatsache, dass das Bild etwas erzählt" findet das Ehepaar. Die Erinnerung bleibe wach. Seit 60 Jahren sind sie verheiratet, vor 50 Jahren kamen sie aus Flensburg nach Alsfeld. "Die Idee des Fotoshootings kam von unseren Enkelinnen. Ihren Weihnachtswunsch haben wir gerne erfüllt."

Die gesammelten Porträts und Werke sollen schließlich in einer Ausstellung präsentiert werden. Das Projekt mit den Shootings beginnt im Januar. Die Zahl der Teilnehmer ist begrenzt. Anmeldungen und weitere Informationen an info@kaeschuch.de oder direkt telefonisch unter 06631/911 82 88.