Letzte Generation: „In einem Jahr nicht mehr notwendig”

Beim VRM-Live-Talk zum Klima-Aktivismus prallen die Meinungen hart aufeinander. Doch am Ende gibt es einen überraschend optimistischen Ausblick.
Mainz. Welches ist der richtige Weg, den Kampf gegen die Klimakrise zu forcieren? Darüber wurde beim VRM-Live-Talk zum Klima-Aktivismus am Mittwochabend höflich im Ton, aber hart in der Sache gerungen. Im Zentrum stand dabei die Frage, ob die Aktionen der Letzten Generation wie Straßenblockaden oder andere Störaktionen dem Klimaschutz wirklich dienen, oder ob sie durch eine Verhärtung der Debatte eher das Gegenteil erreichen.
Letzte Generation: Keine Alternativen zu Störaktionen
Jakob Becker, einer der Sprecher der Letzten Generation, erklärte, er sehe zu den Störaktionen keine Alternative. Die Verantwortung dafür liege bei der Politik, die viel zu wenig gegen die Erderwärmung tue, obwohl es eine völkerrechtliche Verpflichtung zur Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles gebe.
Innenminister Ebling: Aktivisten dürfen sich nicht überhöhen
Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) sagte, er könne gut nachvollziehen, dass es vielen mit dem Kampf gegen den Klimawandel zu langsam gehe. Doch dürfe das nicht dazu führen, dass man sich deshalb „gegenüber anderen selbst überhöht und Gesetze bricht”. Dieses Handeln müsse strafrechtliche Konsequenzen für die Akteure haben und schade überdies den Zielen der Klimaschützer, weil es von den eigentlichen Problemen ablenke.
Hier sehen sie den kompletten Klima-Talk:
Dieser Einschätzung widersprach die rheinland-pfälzische BUND-Vorsitzende Sabine Yacoub. Der Klimaschutz profitiere sehr wohl von den Aktionen der Letzten Generation, weil diese die Gesellschaft zwängen, sich mit den dramatischen Folgen der Erderwärmung auseinanderzusetzen. „Jeder muss sich für seine Protestform entscheiden”, sagte Yacoub. Einzige Vorgabe sei, dass es immer gewaltlos bleiben müsse. Diese Grenze gelte auch für die Letzte Generation, betonte Beyer.
Der Mainzer Kommunikationswissenschaftlicher Tanjev Schultz warnte die Politik davor, die Klima-Aktivisten zu kriminalisieren und wünschte sich mehr Gelassenheit auch bei dem einen oder anderen Sozialdemokraten. Die Aktionen schafften ein Bewusstsein „für die große Kluft zwischen der Dringlichkeit des Problems und dem konkreten Handeln der Politik”. Ziviler Ungehorsam habe bei Protestbewegungen eine lange Tradition.
Am Ende der von Tobias Goldbrunner und Dennis Rink moderierten Diskussion ging es um einen Blick in die nahe Zukunft. Danach gefragt, ob es die Letzte Generation in einem Jahr noch gebe, antwortete Beyer voller Optimismus: „Sie wird in einem Jahr nicht mehr notwendig sein, weil wir einen derart großen Druck gemacht haben, dass die Politik endlich ins Handeln gekommen ist.” Ebling antwortete auf die Frage, welche Forderungen der Letzten Generation in einem Jahr wohl erfüllt seien: „Wir werden in Rheinland-Pfalz zusätzliche Windräder und Photovoltaik-Anlagen gebaut haben.” Der Weg, den Klimawandel mit den Menschen gemeinsam zu bekämpfen, werde sich als der richtige erwiesen haben.