Gut vorbereitet auf einen kalten Winter

aus Energiekrise

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Der Energieberater Thomas Guth gibt Kunden Tipps, wie sie bereits mit geringen Mitteln spürbar Strom oder Gas sparen. Foto: Renè Vigneron

Start unserer Energie-Serie im Oktober: Zum Auftakt erklären wir, was ein Energieberater macht, wie Sie ihn finden – und was direkt beim Sparen hilft.

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REGION. Explodierende Gaspreise, steigende Stromkosten – und harte (Energie-)Sparmaßnahmen im öffentlichen Raum. Nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie wird nun auch dieser Winter kein einfacher werden. Viele Familien fragen sich, wie sie die Kosten für Energie möglichst noch senken können, was wirklich (und nachhaltig) Sinn hat und worauf man in der kalten Jahreszeit angesichts knapper Ressourcen diesmal besonders achten sollte. In unserer großen Energie-Serie wollen wir daher ab heute vier Wochen lang jeden Tag Hintergründe, Tipps und Hilfestellungen geben. Und zwar den gesamten Oktober lang jeden Tag auf einer eigenen Seite.

Wir verraten Ihnen in unserer Reihe, wie man im Haushalt jeden Tag Energie sparen kann. Wir fragen nach, was genau Balkon-Kraftwerke sind und welcher Kamin der richtige wäre. Wir geben Tipps zum Kauf eines Lastenrades oder sagen, worauf man aktuell bei der Anschaffung eines Autos besser achten sollte. Wir schauen uns an, welche Chancen das digitale Haus bietet und: Wie weit man eigentlich die Heizung herunterdrehen kann beziehungsweise wo im Job und privat die Grenzen hierfür liegen. Zwei Familien haben darüber hinaus die Chance, in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz eine unabhängige und kostenfreie Energieberatung für ihr Haus oder ihre Wohnung zu gewinnen. Denn diese Beratungstermine sind derzeit heiß begehrt – und mitunter schon auf längere Zeit ausgebucht.

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Alles zur Energieberatung

Etwa vier bis zwölf Wochen, schätzt Energieberater Matthias Unnath, dauert es aktuell, einen Termin für eine Beratung zu bekommen. Vor allem im Raum Mainz gibt es bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz derzeit lange Wartezeiten für den Besuch eines Energie-Experten. Alleine drei bis vier Wochen muss man zudem aktuell bei der Verbraucherzentrale Hessen warten, bis man einen Erstberatungstermin zum Thema Energiesparen per Video, Telefon oder in der Beratungsstelle erhält, berichtet der Vorstand der hessischen Verbraucherzentrale, Philipp Wendt. Erst dann werde geschaut, ob tatsächlich ein Gebäudecheck vor Ort notwendig ist. Die Kapazitäten sind aktuell schlicht erschöpft. Auch durch Corona hatten sich einige Beratungen aufgestaut.

Was sind aktuell die häufigsten Fragen? Matthias Unnath ist bereits seit 16 Jahren als Energieberater für die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in der Region Mainz und Umgebung tätig und weiß daher: „Wer eine Energieberatung bucht, hat fast immer ein Thema, eine konkrete Frage oder ein bestimmtes Problem.“ Die häufigsten Themen derzeit sind bei ihm: Wie kommt man weg von Öl und Gas und für wen lohnt sich der Umstieg auf Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen. Die Energiekrise schlägt sich in seiner Arbeit deutlich nieder. Die Nachfrage nach professioneller und unabhängiger Beratung ist groß.

Wie finde ich einen Energieberater? Wer nach einem Energieberater oder einer Energieberaterin sucht, kann dabei entweder – wie bereits erwähnt – über die Verbraucherzentralen gehen oder in die Energieeffizienz-Expertenliste der Deutschen Energie-Agentur (DENA) schauen, in der sich zum Beispiel Ingenieure, Architekten und Schornsteinfeger finden. Wer dort gelistet ist, müsse nämlich ebenfalls unabhängig beraten, klärt Unnath auf. Genau wie die Verbraucherzentralen.

Wer eine Analyse seines eigenen Wohnhauses wünscht, bekommt auch eine Einschätzung zur Anlagentechnik sowie der Gebäudehülle mit dazu. Sind die Fenster intakt oder sind Nischen ungedämmt? Und welches Baujahr hat die Heizung? Für Mieter ist derweil vor allem interessant, was innerhalb der Wohnung noch optimierbar ist. Denn auch hier gebe es einige Möglichkeiten, stellt Unnath klar.

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Welche Beratungsangebote gibt es? Die Beratungs-Angebote der Verbraucherzentralen sind günstige Einstiegsberatungen, nach denen man klarer sieht, wo man noch optimieren kann. Trotzdem können mitunter auch Detailfragen geklärt werden und man erhält eine Priorisierung der empfohlenen Maßnahmen. Die Beratungen bei den Energie-Effizienz-Experten von der DENA-Liste kosten derweil schon etwas mehr. Sie werden allerdings mit bis zu 1300 Euro gefördert, sodass der Eigenanteil für den Sanierungsfahrplan dann meist noch bei etwa 500 bis 600 Euro liegt, berichtet Unnath. Um bestimmte Förderungen zu erhalten, ist sogar vorgeschrieben, einen solchen offiziell zertifizierten „Energie-Effizienz-Experten“ zu nehmen.

Die häufigsten Schwachstellen im Haus? „Grundsätzlich meist noch die Außenwand und das Dach – die Fenster, in der Regel die erste Maßnahme an der Gebäudehülle, sind immer häufiger schon komplett erneuert oder wurden teilweise schon ausgetauscht“, sagt Matthias Unnath. „Ansonsten fallen häufig auch Fehler in der Steuerung und Regeltechnik bei Anlagen auf.“ So sei es zum Beispiel wichtig, die Heizungen auch wirklich an das jeweilige Nutzerprofil anzupassen, sagt er.

Was kostet wenig und bringt viel? So manche Umrüstung ist aufwendig und stellt erst einmal eine größere Investition für die Bewohner dar. Es gibt aber auch immer wieder kleinere Maßnahmen, die ebenfalls einiges an Energie einsparen. Was wenig kostet, aber viel bringt? „Optimierungseinstellungen bei der Heizung“, steht für Unnath fest. Außerdem solle man die eigene Raumtemperatur hinterfragen und schauen, ob man hier noch etwas heruntergehen kann. Aber auch ein Heizungspumpentausch könne bei einer alten Anlage viel bringen. Genauso wie das Umstellen der Beleuchtung auf LED. „Das ist inzwischen aber recht gängig“, ist seine Beobachtung.

Bevor Matthias Unnath zu einer Beratung kommt, bittet er die Bewohner übrigens, zwei Wochen lang morgens, mittags und abends die verschiedenen Zählerstände von Strom, Gas oder Wasser zu erfassen. „Dadurch bekommt man ein gutes Verbrauchsprofil“, sagt er. Darüber hinaus ist ihm wichtig, dass die Bewohner auch selbst ein Gefühl für die verschiedenen Verbrauchsspitzen bekommen und überhaupt einmal beginnen, sich mit ihrem Energieverbrauch zu beschäftigen.