Erdbeben: Helfer aus Hessen und Rheinland-Pfalz im Einsatz

Rettungshund "Ellis" von der Hilfsorganisation "@fire" sitzt mit seiner Hundeführerin in der Abflughalle des Frankfurter Flughafens. Nach einem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien wird mit vielen Todesopfer gerechnet. Rettungskräfte aus Deutschland, unter anderem die Hilfsorganisation "@fire", machen sich auf den Weg.

Auch THW, DRK, Malteser und die Organisation „@fire” schicken Kräfte ins Katastrophengebiet in der Türkei – die Helfer und ihr Einsatz in der syrischen Grenzregion.

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Wiesbaden/Mainz. Nach dem schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet beginnen Helfer auch aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland ihren Einsatz im Katastrophengebiet. Vom Flughafen Köln-Bonn aus machten sich am Dienstag 50 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) und vier Rettungshunde auf den Weg in Richtung Türkei. Die Helfer konnten jedoch erst starten, nachdem vor Ort eine Landegenehmigung vorlag, sagte Michael Walsdorf, Pressesprecher des gemeinsamen THW-Landesverbands, auf Anfrage. Dies ist aufgrund der Zerstörungen auch an den Flughäfen nur eingeschränkt möglich. Ursprünglich hatte die Gruppe einen Slot um 12 Uhr für den Flug in Richtung Adana bekommen, dies verschob sich aber mehrmals. Neuer Zielort war dann Gaziantep im Südosten der Türkei, direkt im Krisengebiet, wo die Maschine um 21 Uhr landen sollte. Gaziantep ist die Partnerstadt von Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz).

THW-Helfer vorerst zehn Tage in Erdbebengebiet in der Türkei

Die Folgen des Erdbebens am frühen Montagmorgen sind verheerend, die Opferzahl steigt immer weiter. Tausende Menschen sind gestorben, mehr als 20.000 verletzt, Tausende Häuser sind zerstört. Und weiterhin werden viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Die Helfer aus Hessen und Rheinland-Pfalz unterstützen bei der Suche nach Opfern der Katastrophe. „Sie haben alles dabei, um ihre Arbeit erledigen zu können”, sagte Walsdorf: Schweres Gerät wie etwa Betonkettensägen und Aufbruchhämmer, um zu den Menschen vordringen zu können; insgesamt 16 Tonnen Ausstattung. Für das Team ist zunächst eine Einsatzzeit von zehn Tagen vorgesehen. Inwieweit dies verlängert werde oder ein anderes Team zur Ablösung komme, lasse sich noch nicht sagen. Der letzte große Einsatz des Teams sei die Explosionskatastrophe in Beirut 2020 gewesen. Die so genannte „Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland” (SEEBA) wurde vom THW im Auftrag der Bundesregierung und auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes entsendet.

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Angesichts des Ausmaßes der Zerstörungen und der Nachbebengefahr rechnet das Hilfswerk nun mit einem schwierigen und möglicherweise auch längeren Einsatz, sagte THW-Präsident Gerd Friedsam vor dem Abflug des Teams. Nach den Erfahrungen aus früheren Auslandseinsätzen bei anderen schweren Erdbeben gehe er davon aus, dass „wir noch zig Helferinnen und Helfer dorthin entsenden werden”. Je nachdem, wie sich der Einsatz entwickele, könnten zunächst Ablöse- oder Verstärkungskräfte erforderlich werden. Dann werde es um eine Überlebenshilfe für die Menschen gehen, etwa um Wasser oder andere benötigte Hilfsgüter wie Zelte, Decken, Schlafsäcke. „Das können wir zusätzlich noch liefern und einiges darüber hinaus bis zum Camp-Bau”, sagte Friedsam. Fokus und Umfang der Hilfen hingen auch von den Gegebenheiten und Möglichkeiten im jeweiligen Land ab. Beim fast zweijährigen Einsatz in Haiti etwa sei die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung ein Schwerpunkt gewesen.

Die Einsatzkräfte in Erdbebenregionen müssten bei der schnellen Menschenrettung auch Vorsorgemaßnahmen für Nachbeben treffen, die es immer noch geben könne. Beim Einsturz von Plattenbauten etwa könnten Hohlräume entstehen, in denen Menschen auf ihre Rettung warteten.

Helfer starten auch von Frankfurt aus in Richtung Erdbebengebiet in der Türkei

Auch weitere Hilfsorganisationen sind aus Deutschland unterwegs ins Erdbebengebiet, etwa von DRK und den Maltesern. Bereits in der Nacht auf Dienstag ist auch ein Team mit 17 Katastrophenhelfern und zwei Rettungshunden der Organisation „@fire” vom Flughafen Frankfurt aus in Richtung Adana gestartet, drei weitere Helfer fliegen nach. Vor Ort habe das Team zunächst mit anderen internationalen Helfern den Betrieb des „Reception/Department Centers” übernommen, teilte die Organisation mit. Das Zentrum übernehme eine erste wichtige Aufgabe bei der Koordinierung der internationalen Hilfe unter dem Dach der „International Search an Rescue Advisory Group” der Vereinten Nationen. Inzwischen seien die Helfer auf dem Weg ins Einsatzgebiet, sagte „@fire”-Sprecher Sebastian Baum auf Anfrage. Dort geht es dann auch für sie darum, in den eingestürzten Häusern nach Vermissten zu suchen. Laut Baum nehmen an dem Einsatz Helfer aus ganz Deutschland und auch aus dem Rhein-Main-Gebiet teil.

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„@fire - Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e.V.” ist nach eigenen Angaben eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die seit 2002 weltweit schnelle Nothilfe nach verheerenden Naturkatastrophen leiste. Sie hat mehr als 400 ehrenamtliche Mitglieder.

Insgesamt sind über das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU bereits 27 Such- und Rettungsteams mobilisiert worden. Wie der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Dienstagvormittag mitteilte, entspricht das insgesamt mehr als 1150 Rettungskräften und 70 Hunden.