Wissing vor dem Absprung nach Berlin?

Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP). Foto: dpa
© dpa

Laut einem journalistischen Newsletter will Volker Wissing 2021 wieder in den Bundestag. Obwohl seine Sprecherin dies verneinte, scheint eine Rückkehr nicht unwahrscheinlich.

Anzeige

MAINZ. Zieht es Volker Wissing von Mainz zurück nach Berlin? Das zumindest schreibt der renommierte Hauptstadt-Journalist Gabor Steingart in seinem Newsletter „Morning Briefing“. Das Ministerbüro in Mainz dementiert – wenig überraschend. Denn ein Abgang des Wirtschaftsministers wäre ein herber Rückschlag für die Ampelkoalition, die am 14. März 2021 wiedergewählt werden will.

„Der stellvertretende Ministerpräsident und Landesminister für Wirtschaft und Verkehr, Volker Wissing, hat intern Interesse an einer erneuten Bundestagskandidatur 2021 angemeldet, wie das Hauptstadt Briefing aus FDP-Kreisen in Mainz erfahren hat“, schrieb Steingart, früher beim „Spiegel“ und Herausgeber des „Handelsblatts“, am Dienstagmorgen. Wissing saß von 2004 an schon einmal neun Jahre im Bundestag. „Dass er in die Bundespolitik zurückkehren wolle, hatte Wissing schon 2013 beim Abschied der FDP aus dem Bundestag angekündigt“, so Steingart weiter.

Rückkehr durchaus im Bereich des Möglichen

Auf Anfrage dieser Zeitung sagte Wissings Sprecherin am Dienstagmittag: „Die Angaben aus dem Newsletter kann ich nicht bestätigen. Dr. Wissing macht als Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz und als Landesvorsitzender der FDP eine erfolgreiche Arbeit.“ Aus Parteikreisen hieß es indes, eine Rückkehr Wissings, der vor wenigen Tagen seinen 50. Geburtstag feierte, wäre durchaus im Bereich des Möglichen. Wissing hatte sich während seiner ersten Amtsperiode im Bundestag einen gewissen Ruf erworben, weil er die damalige Große Koalition (2005 bis 2009) immer wieder in Finanzfragen unter Beschuss nahm.

Anzeige

Bei den Liberalen in Rheinland-Pfalz hatte es unter dem Landeschef Wissing hingegen zuletzt geknirscht. Die Fraktion hatte im März die Abgeordnete Helga Lerch unter großem öffentlichen Knatsch ausgeschlossen. Wissing selbst geriet kurz darauf wegen unglücklicher Äußerungen zur AfD-gestützten Wahl seines Parteifreundes Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten in Thüringen kurzzeitig heftig unter Beschuss, vor allem beim grünen Koalitionspartner.

Sollte Wissing tatsächlich im Herbst kommenden Jahres ein Bundestagsmandat anstreben, könnte er zwar Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz bleiben, stünde dort aber nicht mehr als Abgeordneter oder Minister zur Verfügung. Der Landespartei ginge damit ihr Zugpferd verloren. Parteiintern müsste sich Wissing bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl vermutlich ins Kräftemessen mit der bisherigen Nummer eins, Manuel Höferlin aus Harxheim, begeben. Das Verhältnis von Wissing und Höferlin gilt laut Parteifreunden als „korrekt, aber eher distanziert“.

Höferlin will auf jeden Fall weitermachen

Höferlin betonte auf Anfrage, er wolle seine Arbeit im Bundestag gern fortsetzen, wo er sich als Vorsitzender des Digitalausschusses schon in seiner ersten Amtsperiode Meriten erworben hat. Die Aufstellung der Landeslisten für die Landtags- und Bundestagswahl 2021 werden voraussichtlich Ende dieses Jahres stattfinden. "Bisher wurde weder im Landesvorstand noch in anderen Gremien über die Aufstellungsversammlungen gesprochen und dementsprechend wurden auch keine Personaldebatten geführt", sagte Höferlin.

"Ich kenne und schätze Volker Wissing als einen sehr gewissenhaften Landesvorsitzenden, Minister und Freund. Mit Blick auf seine Zukunft wird er sich sicherlich seine Gedanken machen und den Vorstand zu gegebener Zeit informieren. Bis dahin ist alles andere rein spekulativ."

Anzeige

Von Ulrich Gerecke