Halle belegt: Geisenheimer weichen für Sportunterricht aus

aus Krieg in der Ukraine

Thema folgen
Die Sporthalle der Rheingauschule in Geisenheim ist nun seit knapp zehn Monaten Flüchtlingsunterkunft.

In der Sporthalle der Rheingauschule in Geisenheim finden Geflüchtete Unterschlupf. Welche Auswirkungen die Belegung der Halle für Schüler und Geisenheimer Vereine hat.

Anzeige

Geisenheim. „Sportunterricht ist nach Jahren des Distanzlernens einfach sehr wichtig”, sagt Lars Jügler. Der Leiter der Rheingauschule in Geisenheim erklärt, dass über alle Jahrgänge hinweg meist drei Klassen des Gymnasiums parallel Sportunterricht haben. Und genau da liegt das Problem: Ohne die große Turnhalle, die vom Rheingau-Taunus-Kreis aktuell als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, fehlt der notwendige Platz.

Was im Sommer noch gut zu überbrücken ist, wird im Winter schwierig: „Mittlerweile machen wir den Sportunterricht bis in den Herbst hinein draußen”, so Jügler. Klassenräume müssen als Umkleidekabinen herhalten, Duschmöglichkeiten gibt es nicht – das warme Wasser fehlt. Sportgeräte sind in Klassenräumen eingelagert und teilweise noch in der Halle untergebracht. Auch die Aula der Rheingauschule wird inzwischen für den Sportunterricht genutzt, es muss improvisiert werden. Wirklich heikel sei die Situation jedoch für Schüler der Oberstufe: „Sie sammeln aktuell ihre Punkte für das Abitur – auch in Sport”, erklärt der Schulleiter. Besonders den Sport-Leistungskurs betreffe die Situation.

Sporthalle von vielen Vereinen genutzt

Inzwischen habe man einige Ausweichmöglichkeiten wie die Turnhalle der Hildegardisschule in Rüdesheim oder die Fritz-Allendorf-Halle in Oestrich-Winkel gefunden. Diese Optionen habe man sich selbst gesucht. Die Unterstützung seitens des Rheingau-Taunus-Kreises beziehe sich lediglich auf die organisierten Bus-Transfers in die Nachbarstädte.

Anzeige

Zudem wurde die in vier Felder unterteilbare Halle unter der Woche von 17 bis 22 Uhr sowie an den Wochenenden von vielen Geisenheimer Sportvereinen genutzt. Darunter auch der Tennisclub Geisenheim-Marienthal. Dessen 1. Vorsitzender, Carsten Moritz, teilt mit, dass dem Verein „zum Glück” keine Nachteile durch die Belegung der Halle als Flüchtlingsunterkunft entstanden seien. Mit Unterstützung des Kreises habe man auf die Halle der Emely-Salzig-Grundschule ausweichen können.

An der Rheingauschule hingegen wird nun jede akademische Feier oder Einschulung zur Herausforderung. Denn die Aula ist laut dem Schulleiter häufig einfach zu klein. Jügler ist auf die gute Zusammenarbeit mit den anderen Schulen angewiesen und hofft, die Halle in naher Zukunft wieder nutzen zu können. Der Kreis habe jedenfalls Mittel zur Instandsetzung zugesagt.

Das alles ist nicht zu vergleichen mit einem Flüchtlingsschicksal.

Lars Jügler Schulleiter, Rheingauschule

Lehrer und Schüler solidarisch mit Geflüchteten

Trotz der vielen Einschränkungen stellt der Schulleiter klar: „Das alles ist nicht zu vergleichen mit einem Flüchtlingsschicksal.” Daher zeigen sich Lehrer und Schüler weiterhin solidarisch mit den Geflüchteten. In der Vergangenheit wurden ein Spendenlauf organisiert und selbstgemalte Bilder in der Sporthalle aufgehängt, um die Ankommenden willkommen zu heißen. Außerdem gebe es Initiativen, bei denen Schüler als Dolmetscher aushelfen. An der Schule stehe zudem ein Raum für Sprachunterricht zur Verfügung. Im regulären Schulbetrieb hätten sie bisher jedoch noch keine geflüchteten Kinder und Jugendlichen unterrichtet. Das ändert sich bald: Bereits am 6. Februar startet die erste sogenannte Intensivklasse an der Rheingauschule.

Wie lange die Sporthalle der Rheingauschule noch Flüchtlingsunterkunft bleibt, kann Kreissprecher Christoph Zehler nicht absehen. Der Rheingau-Taunus-Kreis sei zum Jahreswechsel vom Land Hessen informiert worden, dass 43 neue Geflüchtete pro Woche ankommen. Diese müsse der Kreis unterbringen. Zehler appelliert daher abermals an Immobilienbesitzer, mögliche Unterkünfte unter der Mailadresse: wohnraum_fuer_gefluechtete@rheingau-taunus.de vorzuschlagen.