Tierschutz im Blick: Prof. Michael Lierz neuer Vizepräsident...

Angespanntes Warten: Während die Stimmen ausgezählt werden, scheinen Prof. Michael Lierz und JLU-Präsident Joybrato Mukherjee unsicher ob des Ergebnisses.  Foto: Wegst

Prof. Michael Lierz ist neuer Vizepräsident für Wissenschaftliche Infrastruktur an der Gießener Justus-Liebig-Universität. Er tritt sein Amt am 1. April an.

Anzeige

GIESSEN. Prof. Michael Lierz ist neuer Vizepräsident für Wissenschaftliche Infrastruktur an der Justus-Liebig-Universität. In der Sitzung des Erweiterten Senates erhielt der Veterinärmediziner am Mittwoch 27 der 30 abgegebenen Stimmen. "Die Wahl bedeutet eine große Ehre für mich. Ich werde mit aller Kraft versuchen, meiner Verantwortung für die JLU gerecht zu werden", sagte der Direktor der universitären Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische. Der 46-jährige übernimmt das Amt am 1. April von Prof. Peter Winker, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr zur Wahl angetreten ist.

Angespanntes Warten: Während die Stimmen ausgezählt werden, scheinen Prof. Michael Lierz und JLU-Präsident Joybrato Mukherjee unsicher ob des Ergebnisses.  Foto: Wegst
Geschafft: Prof. Michael Lierz gehört schon bald zum JLU-Präsidium.  Foto: Wegst

"Ehre und Überraschung"

Lierz sei seit acht Jahren an der JLU erfolgreich in Forschung und Lehre und zugleich in der Öffentlichkeit sichtbar, begründete Unipräsident Joybrato Mukherjee seinen Wahlvorschlag. Als Leiter einer großen Klinik verfüge der Wissenschaftler über umfangreiche Erfahrungen im Management und zugleich auch über solche im Bereich von Versuchstierhaltung und Tierschutz. "Vor diesem Hintergrund bin ich dankbar für die Kandidatur", erklärte Mukherjee.

Anzeige

Bei seiner Vorstellung sprach Lierz von einer besonderen Ehre und Überraschung. Denn die Kandidatur für das Amt eines Vizepräsidenten habe nie zu seinen beruflichen Zielen gehört. Es biete ihm nun allerdings die Möglichkeit, zu gestalten, Verantwortung zu übernehmen und die eigene Sichtweise in die gesamte Universität einzubringen, so der zweifache Familienvater, der sich für das Land Hessen in Sachen Tierschutz engagiert. Das kollegiale Klima und die Vielfalt an der JLU hätten ihn dazu gebracht, einen Ruf an die Freie Universität Berlin abzulehnen, so der Veterinärmediziner, der erste Positionen mit Blick auf Versuchstierhaltung, Tierversuche und Tierschutz skizzierte. "Diese Tierhaltung ist in der Öffentlichkeit in der Regel stark negativ behaftet", merkte er an. Gerade deshalb gelte es, an der Universität unter anderem auf modernste Haltungsmethoden und einen schonenden Umgang mit den Tieren zu setzen.

Der Weg, den die Universität mit der Einrichtung von zwei Professuren für Tierschutz am "3R-Zentrum" bereits eingeschlagen habe, sei der Richtige und müsse fortgeführt werden. Die Meinung der Gesellschaft zu dem Thema sei maßgeblich, allerdings auch einem Wandel unterworfen. Deshalb müssten in das Zentrum auch Geisteswissenschaften integriert werden, um die Meinung zu analysieren.

Angesprochen auf jüngst öffentlich bekannt gewordene Abgastest, an Affen in Aachen entgegnete Lierz, dass eine Behörde sie genehmigt haben muss. "Versuche an Primaten unterliegen extrem hohen Auflagen", so der Veterinärmediziner, der sich dennoch über die Genehmigung wunderte. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Regierungspräsidium Gießen solche Versuche auch genehmigen würde", meinte der Forscher, der an der FU Berlin promoviert und habilitiert wurde. Gefragt, wie er die Finanzierung der Versuche durch Autokonzerne beurteile, entgegnete der Professor: "Da bin ich schmerzfrei." Ob ein Tierversuch notwendig oder vertretbar sei, beurteile eine Tierschutzkommission völlig unabhängig von der Finanzierung.

Zu weiteren wichtigen Themen seiner drei Jahre dauernden Vizepräsidentschaft zählte Lierz unter anderem die Fortentwicklung der Digitalisierung an der JLU und die Sorge um den wissenschaftlichen Nachwuchs. Auch die Kommunikation mit den Mitarbeitern habe für ihn besonderen Stellenwert, betonte der Direktor der Vogelklinik, der gleich im ersten Wahlgang die notwendige Mehrheit erhielt. Nur eines der 30 anwesenden Mitglieder des Erweiterten Senates stimmte mit Nein, es gab zwei Enthaltungen.

Vier Jahre im Orient

Anzeige

Das Aufgabenfeld des Vizepräsidenten umfasst universitäre Infrastruktureinrichtungen, zu denen beispielsweise das Hochschulrechenzentrum, die Universitätsbibliothek oder Werkstätten zählen. Der "Neue" hat nach dem Studium an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover promoviert. Er forschte an der FU Berlin, um zwischenzeitlich vier Jahre lang als Klinikleiter in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu arbeiten. 2009 folgte er dem Ruf an die Justus-Liebig-Universität.