Exklusiv aus der Redaktion: Spannende Themen aus Hessen

Neues aus Hessen.

Kaputte Brauerei, ein Ordnungsamt zum Kaputtlachen, russische Kaputtnicks – und Petrus hat alles gewusst: Es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge.

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Hessen. „This ist the end, my only friend“. Schon wieder ein Einstieg in Englisch, bitte um Verzeihung. Aber das „Doors“-Lied trifft es einfach. Etwa das Schauspiel der „Ampel“-Koalition, die mehrere Nachtsitzungen gebraucht hatte, bis sie sich zu einem entschiedenen Sowohl-als-auch bei der Finanzierung der Verkehrssysteme durchgerungen hat. Oder den vor allem in Medien nachbebenden „Großstreik“ vom Montag.

Den haben viele genutzt, um von zu Hause aus zu arbeiten wie immer. Und den haben einige genutzt, um ihr profundes Unverständnis davon in die Welt zu posaunen, was Koalitionsfreiheit ist oder was Streikrecht so alles umfasst. Etwa der Talkshow-Bewohner Frank Schäffler, der das blöde Bild bemühte, dass „die Bevölkerung in Geiselhaft genommen wird“Nicht mal die FAZ mochte indes ins Krähen (Streik ist ok, aber mein Bus muss schon fahren) einstimmen. 

Genug damit, für Ende und Untergang bietet sich heute Lokales wie Globales an. Zwischendurch wird das auch mal ziemlich lustig.

TOP 3 DES TAGES

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The end of everything that stands

Lange hatte es Hoffnung auf eine gemeinsame Lösung gegeben. Anfang des Jahres hatte sich diese final zerschlagen.
Lange hatte es Hoffnung auf eine gemeinsame Lösung gegeben. Anfang des Jahres hatte sich diese final zerschlagen. (© Torsten Boor)

Zunächst aber gar nicht. Das Ende der Pfungstädter Brauerei ist einfach nur traurig. Am Freitag wird die letzte Flasche abgefüllt, dann ist Schluss mit 200 Jahren Brautradition südwestlich von Darmstadt. Nun, das Pfungstädter Bier ist Geschmacksache; vom Fass gezapft hat es gewiss Qualität.

Sein Ende aber ist geschmacklos. Denn diese Brauerei ging nicht pleite, das war sie 2020. Damals wurde das Grundstück mitten in Pfungstadt verkauft, auf dem die Brauerei nicht mehr lange steht. Seit dem Insolvenzverfahren rollt der Rubel wieder den Geschäftszahlen zufolge. Doch die Eigentümer von Brauerei und Grundstück konnten sich nicht einigen, und der verheißene Profit von Bauland trübt den Blick auf das, was einer Stadt guttut.

Es ist noch nicht so lange her, da spintisierte der Investor von der „modernsten Brauerei der Welt“, die er (andernorts) in Pfungstadt bauen wollte. Jetzt aber, rechtzeitig vor dem Hessentag in Pfungstadt, wird abgebaut und demnächst 45 Kilometer weiter östlich das Etikett „Pfungstädter“ auf ein Bier geklebt, das nicht von hier ist.

In a desperate land

Probeweise wird die Drehleiter der Feuerwehr Walldorf in der engen Kirchgasse unter den Augen vieler Anwohner ausgefahren.
Probeweise wird die Drehleiter der Feuerwehr Walldorf in der engen Kirchgasse unter den Augen vieler Anwohner ausgefahren. (© Marc Schüler)
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Irre, nicht? Aber es geht noch irrer, dachte sich das Ordnungsamt in Mörfelden-Waldorf. Zu Demonstrationszwecken schickte die Behörde einen Feuerwehrwagen durch die enge Kirchgasse. Damit das noch ein wenig spektakulärer (und absurder) aussah, wurde die Drehleiter ausgefahren, weit über die Firste der eher gedrungenen Häuser von Alt-Mörfelden. Den Zweck der Übung hatte die Stadt in ihren Namen eingegossen: „Freie Fahrt für die Feuerwehr“.

Bewiesen werden sollte den verstockten Anwohnern, dass die Einsatzkräfte nicht zum Einsatzort kommen, weil ebendiese Anwohner rücksichtslos den Einsatzweg zuparkten. Taten sie aber gar nicht. Das Feuerwehrauto kam durch, konnte sogar seine Stützen ausfahren. „Zufrieden wirkte das Grinsen im Gesicht der Anwohner“, formuliert etwas sardonisch der Reporter.

Dabei brannte es gar nicht, nur der Kittel der Ordnungshüter, dazu kochte die Volksseele am Ort der danebengegangenen Demonstration. Gegängelt und provoziert fühlten sich die Anwohner, unglücklich nannte Bürgermeister Thomas Winkler eine vorausgegangene Strafzettel-Aktion, und die Feuerwehr Mörfelden hatte es vorgezogen, dem Dramolett fernzubleiben.

No safety or surprise

Start einer Iskander-Kurzstreckenrakete bei dem Großmanöver «Sapad», an dem russische und belarussische Truppen gemeinsam teilnehmen. Russlands Präsident Putin hat die Stationierung taktischer Atomwaffen in der ehemaligen Sowjetrepublik Belarus angekündigt.
Start einer Iskander-Kurzstreckenrakete bei dem Großmanöver «Sapad», an dem russische und belarussische Truppen gemeinsam teilnehmen. Russlands Präsident Putin hat die Stationierung taktischer Atomwaffen in der ehemaligen Sowjetrepublik Belarus angekündigt. (© Foto: -/Defense Ministry Press Service/AP/dpa)

Tut mir leid, ohne Ukraine geht es auch heute nicht, aber auch da könnte das Ende nahe sein. Abermals hat sich der Züricher Militärökonom Marcus Keupp mit einer steilen Ansage zu Wort gemeldet. Die Überschrift über seinem Interview „Deswegen sage ich: Russland wird den Krieg im Oktober verloren haben“ plaudert vermeintlich alles aus. Es lohnt sich aber weiterzulesen. Der Propaganda hält er Zahlen über Produktion und Vernichtung russischer Panzer entgegen und kommt zu Schluss: So kann das nicht weitergehen.

So geht das aber immer weiter. Also jedenfalls die russische Propaganda. Zuverlässig für Aufregung in Deutschland sorgte jetzt die Ankündigung von Diktator Wladimir Putin, im scheinselbstständigen Nachbarland Belarus taktische Atomwaffen zu stationieren. Was den friedensbewegten Bohemien dazu bringt, erst zu schwitzen und dann die Ukraine opfern zu wollen, wird bei Experten in der Ablage „Ach du Schreck“ deponiert.

Der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger benennt als wichtigstes Ziel Putins die Angstmache. Der Hamburger Waffenexperte Lars Winkelsdorf dagegen kommentiert das Vorgehen der Verbrecher volksnah: „Irgendwas muss er halt für seine Show tun. „Ich hab Atomwaffen, ich hab Atomwaffen, Atomwaffen hab ich, ihr Ärsche, ICH HAB ATOMWAFFEN!“”

Genau so lesenswert sind die Erklärungen des vor Verhaftung geflohenen russischen Schriftstellers Dmitri Gluchowski, warum die über sein Land verhängte Militärzensur für ihn gegenstandslos ist. Und wie genau das zu bewerten ist, was Russen in der Ukraine treiben: „Ein Soldat, der einen Unschuldigen tötet, ist ein Krimineller, und er ist beängstigender als ein gewöhnlicher Krimineller, denn hinter ihm steht eine riesige organisierte Kraft, der das Opfer nicht widerstehen kann.“ 

ZU GUTER LETZT

All the children are insane

Das sehen prominente Russland-Versteher in Deutschland naturgemäß anders. Drei von ihnen haben sich jetzt die „Faktenfinder“ der Tagesschau vorgenommen, darunter den Humbug-Händler Daniele Ganser, der hier nie wieder erwähnt werden wird. Und natürlich die Bonner Politikprofessorin Ulrike Guérot, der wegen Plagiatsvorwürfen gekündigt wurde. Sowie Gabriele Krone-Schmalz, der erst die ARD und später der C.H.Beck-Verlag auf den Leim gegangen sind.

Diesen drei wissenschaftlichen Leichtgewichten wird die schwergewichtige Analyse von Osteuropa-Experten entgegengesetzt, denen wenige Wort ausreichen, Quergedachtes geradezurücken. Etwa über den angeblich von Westen gesteuerten Putsch in der Ukraine 2014: „Der Euromaidan war die größte demokratische Massenbewegung in Europa seit 1989. Und diese Bewegung hat große Teile der Ukraine erfasst – und zwar schichten- und generationsübergreifend“, sagt der Tübinger Historiker Klaus Gestwa. Der moskautreue Präsident Viktor Janukowitsch sei, obwohl er hätte weiter amtieren sollen, schlicht geflohen – nach Russland.

Mehr habe ich dazu auch nicht mehr zu schreiben.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!