
Martin Ruzicka ist seit seinem fünften Lebensjahr von dem Brettspiel fasziniert. Doch was ist eigentlich Go und wie wird man Europameister?
Darmstadt. Es gibt noch andere Weltmeisterschaftsturniere als das mit dem Fußball in Katar. Es gibt sogar ein Turnier mit Beteiligung aus der Wissenschaftsstadt. Der Darmstädter Student Martin Ruzicka ist vom 10. bis 13. Dezember bei der Studierenden-Weltmeisterschaft des Brettspiels Go. Die WM mit dem klassischen ostasiatischen Spiel ist in Tokio.
Martin Ruzicka fährt nach Japan, weil er seit September Europameister der Studierenden ist, die EM war in Trier. In Tokio geht es um die Studierenden-WM im gemischten Doppel, Martin Ruzicka spielt dann mit Isabel Donle aus Berlin zusammen. „Wenn man zu zweit spielt, passieren auch mal unerwartete Sachen“, weiß Martin Ruzicka, daher trainiere man, um die Spielweisen kennenzulernen.
Ich habe mit fünf Jahren angefangen zu spielen
Wie wird man studentischer Go-Europameister? Durch viel Praxis. „Ich habe Go von meinen Eltern gelernt“, blickt Martin Ruzicka zurück. „Ich habe mit fünf Jahren angefangen zu spielen“, erzählt der 25-Jährige. „Seit 2012 spiele ich regelmäßig.“ Vor zehn Jahren ging er noch als Schüler zum Freiburger Go-Abend, beschreibt er, wie sein Hobby für ihn ernsthafter wurde und er an Turnieren teilnahm. Da traf er weitere Jugendliche. „Das war dann doch motivierend zu sehen, dass es auch gleichaltrige Go-Spieler gibt“, sagt er. Und er wurde mehrmals Baden-Württembergischer Go-Meister. „Ich war drei Monate in Südkorea zum Go-Spielen“, schildert er ein Intensivtraining in einem Land, in dem es professionelle Go-Spieler gibt. „Von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends wurde Go gespielt“, erinnert er sich. Das sei fast wie in einem Paralleluniversum gewesen.
Darmstädter Mannschaft spielt in der Go-Bundesliga
Martin Ruzicka studiert Informatik an der Technischen Universität Darmstadt. Die TU-Informatik habe einen guten Ruf, erklärt er, warum er hier studiert. Zudem ist Darmstadt in der Go-Bundesliga. Die Darmstädter Mannschaft heißt „Die Elche“. Aber woher der Name „Elche“ stammt, hat der Student noch nicht herausgefunden. „Vor 15 Jahren wurde der Name vorgeschlagen“, weiß er, und basierend darauf bekamen andere Darmstädter Mannschaften die Namen Rentiere, Murmeltiere und Opossum.
Martin Ruzicka spielt nicht nur Go. In der Schule hatte er Schach gespielt, weil es keine Go-Arbeitsgemeinschaft gab. Und in seiner WG wird auch „Siedler von Catan“ gespielt, das Spiel des Jahres 1995 vom Roßdorfer Klaus Teuber.
Leicht zu lernen, schwer zu beherrschen
Bei Go gilt der Spruch „leicht zu lernen, schwer zu beherrschen“. „Die Regeln kann man in fünf Minuten lernen“, beschreibt Martin Ruzicka, „aber, um das Spiel zu meistern, reicht ein Leben nicht.“ Go ist anders als Schach. „Beim Schach muss man eine ganze Menge Eröffnungsvarianten auswendig lernen“, findet der Europameister. Go wird auf einem Spielbrett mit einem Raster gespielt wie Schach. „Und das Spiel endet mit einem Punktestand“, nennt er eine Besonderheit, dass es keine alles entscheidende Figur wie zum Beispiel den Schachkönig gibt.
Eine weitere Sache unterscheidet Go von anderen klassischen Brettspielen. „Bei Go wird das Brett immer voller“, weist Martin Ruzicka hin. „Bei den anderen Spielen wird das Spielfeld immer leerer.“ Zwar werden auch beim Go Steine vom Brett genommen, wenn sie eingeschlossen sind, aber die anderen Steine bleiben auf dem Brett.
An Go gefällt Martin Ruzicka, „die Kombination aus dem Spiel und den Menschen, die man dabei trifft“. Und dann sei jede Partie anders. Was unter andere daran liegt, dass das Spielfeld aus 19 mal 19 Linien besteht (die Steine werden auf die Kreuzungen gelegt) und damit viel größer ist als ein Schachbrett mit acht mal acht Feldern.
Im einigen Tagen fliegt Martin Ruzicka nach Japan. Wie stemmt ein Student so eine Reise finanziell? „Der Veranstalter übernimmt die Hälfte vom Flugpreis und den Kosten vor Ort“, erklärt er. Dazu kommt, dass die Go-Community sich wechselseitig unterstützt und damit auch in Japan. Sodass Martin Ruzicka auch dort kein Hotel braucht. „Man kann bei einem der Spieler vor Ort übernachten“, erklärt der Europameister. Aber es gibt mehr als das Turnier, freut er sich, es seien auch Goodwill-Spiele und Besichtigungstouren geplant.