Kreis schließt Abstrichstation

aus Coronavirus-Pandemie

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Am Sonntag, 15. März, einen Tag vor dem Start, wurde Pressevertretern die Abstrichstation in der Bad Sobernheimer Dümmler-Halle präsentiert. Jetzt wird der Betrieb dort eingestellt. Foto: Simone Mager

Vorerst gibt es keine Corona-Tests mehr in der Dümmler-Halle. Auch die Fieberambulanz im Luthersaal wird aufgelöst.

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BAD KREUZNACH. Mit dem Beginn des Monats Mai ändert der Kreis seine Krisen-Infrastruktur bei der Corona-Bekämpfung. Mit der kommenden Woche wird der Betrieb der Abstrichstation in der Bad Sobernheimer Dümmler-Halle auf Eis gelegt. Auch die vor Ostern in Betrieb genommene Infekt-Ambulanz im Luther-Saal der Kreuznacher Diakonie wird dicht gemacht und in eine Arztpraxis verlegt.

Nach anfänglich großem Bedarf, so heißt es in einer Mitteilung der Kreisverwaltung, konnte in den vergangenen Wochen in der Abstrichstation ein deutlicher Rückgang der Zahl der Überweisungen festgestellt werden. „Aktuell sind wir bei nur noch etwa 50 Abstrichen pro Woche, sodass die Einrichtung bereits jetzt schon nur noch an einzelnen Tagen für jeweils ein paar Stunden geöffnet wurde“, verdeutlicht Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) Werner Hofmann.

Weniger Personen mit Symptomen bedeuteten auch deutlich weniger Abstriche, so Hofmann. Zudem seien inzwischen andernorts – etwa im Labor in Ingelheim oder bei einigen Hausärzten – problemlos und kurzfristig Termine zu erhalten, weshalb dieser Schritt gegangen werden könne, erläutert der KFI. Das bedeute aber nicht, dass im Bedarfsfall nicht wieder sehr schnell eine oder auch mehrere Abstrichstationen im Landkreis eingerichtet werden könnten.

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Dickes: Pläne bleiben griffbereit in der Schublade

„Auch wenn es aktuell dann keine stationäre Abstrichstation mehr gibt, ist das Team jederzeit in der Lage, bei Bedarf etwa in Senioreneinrichtungen großflächige Abstriche vor Ort vorzunehmen“, erklärt Landrätin Bettina Dickes (CDU). Das weitere Vorgehen hänge „in erster Linie von den entsprechenden Vorgaben des Robert-Koch-Instituts ab“, denen der Landkreis folgen werde. Sofern sich hieraus oder auch durch einen rasanten Fallanstieg eine Notwendigkeit ergebe, die Abstrichstation wieder zu öffnen, sei dies binnen weniger Tage möglich. „Die Logistik und das Verfahren sind uns inzwischen geläufig, der Plan müsste also nur wieder aus der Schublade genommen werden“, sagt Dickes.

Da ab der kommenden Woche Sanierungsarbeiten in der Dr.-Dümmler-Halle stattfinden, hätte ein Umzug ohnehin angestanden. Es wäre laut Kreisverwaltung zwar auch möglich gewesen, eine andere Liegenschaft für die Abstrichstation zu nutzen, „ich sehe hierin aber momentan nicht den Bedarf, was die geringen Abstrichzahlen deutlich belegen“, heißt es dazu von der Landrätin.

Die Abstrichstation in der Dümmler-Halle hatte der Kreis zu Beginn der Corona-Krise Mitte März in Betrieb genommen. Insgesamt wurden dort nach Auskunft der Kreisverwaltung bis jetzt rund 1200 Abstriche vorgenommen. Rund 500 davon allein in den ersten zehn Tagen des Betriebs der Einrichtung.

RKI-Chef Wieler: Je früher wir testen, desto besser

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Die sinkende Zahl der Abstriche ist eine der Merkwürdigkeiten im Kampf gegen Corona. Denn weniger Abstriche bedeuten weniger Tests und damit weniger Wissen über den Verlauf der Epidemie. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Professor Lothar Wieler, hatte in seinem Presse-Briefing am Donnerstag ausgeführt, die massiv hochgefahrenen Test-Kapazitäten in Deutschland seien „nicht annähernd ausgeschöpft“. Mittlerweile könnten rund 860 000 Tests pro Woche durchgeführt werden, tatsächlich genutzt wurden laut RKI in der vergangenen Woche jedoch nur rund 467 000 Tests. „Je früher wir testen, desto besser, gerade wenn wir an Lockerungen denken“, sagte Wieler. Das Robert-Koch-Institut empfehle deshalb inzwischen, alle Menschen auf Sars-CoV-2 zu testen, die Atemwegsbeschwerden haben – unabhängig davon, ob sie etwa Kontakt zu einem nachgewiesenen Fall hatten. Die Tests sollten bereits bei leichten Symptomen durchgeführt werden. Daneben plane das RKI, in Zukunft auch Personengruppen zu testen, die keine Beschwerden haben. Konkret soll es etwa um Mitarbeiter in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Altersheimen gehen.

Bis auf die Ebene der Kreis-Gesundheitsämter sind die Überlegungen des RKI zur Pandemie-Bekämpfung aber offenbar noch nicht verlässlich durchkommuniziert. Derzeit sei „noch nicht ganz klar, wie die Abstrichvorgaben sein werden“, heißt es dazu auf Anfrage bei der Kreisverwaltung. Aber egal wie, im Kreis Bad Kreuznach werde man „auf alle Fälle in der Lage sein, sich auf eine neue Marschrichtung des RKI einzustellen“ – zum Beispiel durch gezielte Abstrichaktionen in Pflege- und Senioreneinrichtungen. Stand jetzt sei aber der Abstrich weiterhin in der Regel „für symptomatische Personen vorgesehen“. Neben dem Abstrich-Zentrum in Bad Sobernheim beendet auch die Infekt-Ambulanz im Luthersaal der Diakonie ihren Betrieb.

Infekt-Ambulanz: Frequenz hat deutlich nachgelassen

Auch die Infekt-Ambulanz der Kassenärztlichen Vereinigung werde „vorerst in der bisherigen Form nicht weiterbetrieben“, heißt es in der Mitteilung der Kreisverwaltung. Nach rund vier Wochen im Betrieb werde diese aus dem Luther-Saal der Kreuznacher Diakonie ausziehen. „Die Frequenz hat deutlich nachgelassen, weshalb der Betrieb der Ambulanz im Luther-Saal mit der verbundenen Logistik nicht mehr notwendig ist“, macht Dr. Anja von Buch deutlich.

Dennoch werden die Kassenärzte natürlich weiterhin eine Infekt-Sprechstunde für Patienten anbieten, die nicht zum eigenen Hausarzt können. „Der Bad Kreuznacher Hausarzt Dr. Duddy wird diese in seiner Praxis täglich anbieten“, erklärt Dr. Anja von Buch. Selbstverständlich stünden die Hausärzte aus dem Landkreis aber Gewehr bei Fuß, die Einrichtung wieder größer aufzuziehen, sofern der Andrang wieder deutlich zunehme. „Derzeit befinden wir uns in der glücklichen Lage, dass die Corona-Zahlen deutlich sinken und auch kaum Neuinfektionen nachgewiesen werden. Diese Entwicklung war natürlich auch in der Infekt-Ambulanz festzustellen. Dennoch war es uns als Kassenärzte wichtig, dass weiterhin eine Infekt-Sprechstunde stattfinden kann, was mit der Praxislösung von Dr. Duddy gegeben ist“, sagt Dr. Anja von Buch.

Von Thomas Haag