In Fitnessstudios darf wieder trainiert werden. Hans Gerhard Merkelbach hat zudem Angebote unter freiem Himmel ausgeweitet. Innen wie außen gelten Hygiene- und Abstandsregeln.
BAD KREUZNACH. In den Fitnesscentern von Hans Gerhard Merkelbach dürfen seit einer Woche wieder die Laufbänder betreten, die Ausdauergeräte besetzt werden. Die Erleichterung ist nicht nur dem Studioinhaber und seinen Mitarbeitern anzusehen, auch bei den Kunden und Mitgliedern ist die Freude total groß, endlich wieder Sport im Kreise Gleichgesinnter zu treiben – also mit Blickkontakt zum Nächsten. Denn in den Trainingsräumen muss in der Corona-Krisenzeit natürlich Abstand gehalten werden.
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Online-Kurse kein Ersatz für persönlichen Kontakt
Nach knapp elf Wochen Training daheim in trauter Zweisamkeit sind zum Start nach der Zwangspause Bärbel und Hartmut Schmidt sofort wieder im FCM im Schwabenheimer Weg anzutreffen. „Toll, dass wieder geöffnet werden darf und enorm wichtig für uns und andere. Wir haben das alles sehr vermisst, vor allem die Menschen hier.“ Bärbel Schmidt (58) hat zwar in die Online-Kurse, die Merkelbach seinen Kunden in der studiolosen Zeit anbot, reingeschnuppert und ihr Mann (64) hielt sich bei Touren mit dem Lastenfahrrad Klara fit, doch die gewohnte Kommunikationsstätte Fitnessstudio fehlte beiden sehr.
Jetzt können beide nach dem Training im neuen „Wohnzimmer“ im Fitnesscenter Merkelbach (FCM) Platz nehmen und sich mit den Bekannten am Nebentisch austauschen. Im FCM im Schwabenheimer Weg hat Hans Gerhard Merkelbach nämlich nicht nur modernisiert, sondern auch die Studiofläche um 140 Quadratmeter vergrößern können. So fällt es auch kaum auf, dass aufgrund der Abstandsvorschriften Trainingsgeräte übergangsweise aus den Räumen genommen beziehungsweise gesperrt wurden. Zusätzlich will Merkelbach auch Folien anbringen, die als Trennwand sowie Spuckschutz dienen werden. So wie im Thekenbereich bereits geschehen.
Hier stand übrigens schon vor Corona ein PC, in dem die Aufenthaltszeiten der Kunden datenschutzkonform festgehalten wurden, bei Teilnahme an Gesundheitskursen unter anderem für die Abrechnung mit den Krankenkassen. Auch das Desinfizieren der Hände und Reinigen der Geräte, das Nutzen von eigenen Handtüchern gehören seit Anbeginn der Fitnessstudios zu deren Geboten, erinnert Merkelbach, der sein erstes Studio Mitte der 1980er-Jahre eröffnet hatte. Heute gehören zur HGM Fitness AG neben dem FCM die Studios „Fitnesscenter Sports“ und „Mc Ladies“ in der Riegelgrube.
Für Sportökonom Philipp Schmitt, Studioleiter des FCM im Industriegebiet, ist die Arbeit unter Bedingungen der Corona-Verordnung recht gut angelaufen. Dabei habe er häufiger erfahren, dass viele Leute in der Phase des Lockdowns und der Kontaktsperren doch großen Frust geschoben haben, auch wenn die täglichen Online-Kurse und die Aktion „Gemeinsam bleiben wir in Bewegung“ auf gute Resonanz gestoßen seien. Vor allem zu den Senioren, die ein Großteil der Stammkunden im FCM ausmachen, habe man von Anfang an bewusst Kontakt gehalten. Vor der Schließung wurden die älteren Mitglieder (das älteste Ehrenmitglied ist 91 Jahre alt) persönlich angerufen und über die aktuellen Entwicklungen informiert.
Jetzt wieder im Studio sein zu können, mache die Leute happy, beobachten Merkelbach und Schmitt. Aufgrund der Größe der Studios sind Trainingsanmeldungen nicht erforderlich, es falle kaum ins Auge, wenn hier 100 und gar mehr Leute gleichzeitig trainierten. Schmitt und sein Chef hoffen, dass es bald für die Nutzer wieder möglich sein wird, unter den gebotenen Hygienevorschriften duschen zu können, denn noch müssen alle Kunden mit mehr oder weniger verschwitzter Kleidung den Heimweg antreten. Das sei vielen unangenehm. Und auch hier böten die drei Studios ausreichend Raumkapazitäten. Auch auf das Signal, wieder Getränke und kleine Snacks anbieten zu können, wartet man, schließlich liege eine gastronomische Konzession vor. Was bei den Kunden enorm gut eingeschlagen ist, das sind die Trainingseinheiten und Kurse im Freien (unter anderem auf Steppern und mit Musik aus dem Lautsprecher, Yoga und Pilates auf der Liegewiese), ein Angebot, das ausgebaut werden soll. Am „Sports“ in der Riegelgrube wurde der Outdoor-Trainingspark schon deutlich erweitert. Die Geräteparks sollen jetzt mit Sonnensegeln überdacht werden, und als Untergrund ist Rollrasen vorgesehen, den Merkelbach schon im Lager parat liegen hat.
Auch im Freien weisen Hinweisschilder auf die Regeln in Corona-Krisenzeiten hin, Desinfektionsmittelspender stehen überall bereit und zusätzlich eingestelltes Personal sorgt dafür, dass die benutzten Geräte ständig gründlich geputzt und desinfiziert werden. „Vor der Wiedereröffnung sind wir mit Zahnbürsten durch die Studios zum Reinigen gegangen“, betont Merkelbach. Der Stamm der fest angestellten Mitarbeiter umfasst knapp 40 Leute, die zum Teil noch in Kurzarbeit sind.
Im „Wohnzimmer“ des FCM erhält nun Heike Braun (56) ihren aktuellen Trainingsplan. Auch diese Stammkundin stellt nach der hinter ihr liegenden Zwangspause fest: „Alleine Zuhause macht das Fitnesstraining lange nicht so viel Spaß, wie mit anderen“. Zur Gesundheit tragen eben auch die soziale Komponente und das Klubfeeling bei.