Samstag,
10.08.2019 - 16:00
5 min
Vollpension für Vierbeiner im Vogelsberg
Von Gerhard Kaminski

Zwei Feriengäste mit ihren Betreuerinnen und Dr. Hirschmann (rechts) im Alsfelder Tierheim. Foto: Kaminski
VOGELSBERGKREIS - Sommerferien. Wenn Frauchen und Herrchen am Urlaubsort ihr Ferienarrangement in Vollpension genießen, soll es den Daheimgebliebenen nicht schlechter gehen: Trixi, Bronko und Waldi kommen zu Hause in den Genuss des Rundum-Sorglos-Pakets, das die beiden Tierheime und die verschiedenen Tierpensionen in der Region jeweils anbieten. In der Umgebung von Alsfeld und Homberg kann die Tierbetreuung seit Kurzem sogar nach Hause bestellt werden.
"In diesem Jahr war die Nachfrage zu den Sommerferien besonders spannend", berichtet Dr. Natascha Hirschmann, die Tierärztin des Alsfelder Tierheims. Vor allem kurzfristige Urlaubspläne veranlassten Tierbesitzer dazu, ihre Haustiere für den Urlaubstrip in professionelle Betreuung zu geben. Eine Erklärung für diesen besonderen Andrang gibt es nicht. Vom Tierheim erforderten die kurzfristigen, manchmal spontanen Anfragen ein hohes Maß an Flexibilität. "Wir wollen den Betroffenen gern helfen und bemühen uns immer um eine Lösung. Da wir auch schwierige Fälle aufnehmen, ist das nicht immer leicht", erläutert Hirschmann. Sie betont, dass das Tierheim sich auch um Hunde kümmere, die "Problemverhalten" zeigen. "Das machen Tierpensionen in der Regel nicht," so die Tiermedizinerin, die außerdem darauf verweist, dass das Tierheim nicht nur Hunde betreut. Vom Kaninchen über den Wellensittich bis zu Hund und Katze finden hier Haustiere die Urlaubsvertretung für ihre Halter. "Wir hatten sogar eine Anfrage für zwei Papageien", berichtet Hirschmann.
Für die Versorgung in der Ferienzeit sind vor allem Betreuungsmöglichkeiten für Hunde gefragt. Für Katzen ist meistens eine Betreuung in ihrer vertrauten Umgebung möglich, beispielsweise durch Nachbarn. Dennoch verbrachten zum Zeitpunkt des Gesprächs gerade sieben Kätzchen im Alsfelder Tierheim ihren Sommerurlaub. Im Lauterbacher Tierheim, das ähnlich aufgestellt ist wie das in Alsfeld, "kommt es relativ selten vor, dass Katzen in der Urlaubszeit aufgenommen werden sollen", teilt Jacqueline Vojacek mit. Von den Tierpensionen im Kreisgebiet nimmt nur das "Tiermotel Tapaluka" von Heike Leitsch in Wartenberg auch Katzen auf. Fünf Betreuungsplätze stehen dafür zur Verfügung, zehn für Hunde.
Im Alsfelder Tierheim wurde das Urlaubsangebot für Hunde in der zweiten Hälfte der Sommerferien achtmal gebucht. In Lauterbach hat nur ein Hund eingecheckt. Grundsätzlich gibt es auch hier mehr Betreuungskapazitäten, aber im Moment wird der Quarantänebereich umgebaut, sodass weniger Platz zur Verfügung steht. In der größten Tierpension in der Region, auf Maxi's Farm, genossen 25 Hunde die Urlaubsbetreuung. Auch hier ist die Nachfrage in den Sommerferien "deutlich höher als im Jahresdurchschnitt," stellt Doris Mendel fest. Im Juli 2005 eröffnete sie ihre Hundepension in Schwarz und zog später in die Nähe von Kirtorf auf einen außerhalb gelegenen Bauernhof. Dort wurden auf dem weitläufigen Grundstück beheizbare Blockhäuser errichtet, die "gemütlich eingerichtet sind - ganz wie daheim", so Mendel. In der Regel beziehen die Vierbeiner ein Appartement zu zweit. "Der Kontakt zum anderen Hund muss passen, danach nehmen wir die Aufteilung vor. Es kann schon mal sein, dass ein Tier ein Einzelzimmer bekommt oder auch drei eine Wohngemeinschaft auf Zeit bilden," sagt Mendel. Als geeignetes Mittel, um herauszufinden, wie das Sozialverhalten des Bewerbers ist, hat sich ein Probetag in der Pension bewährt. "Außerdem lässt sich so feststellen, ob der Hund sich tatsächlich 'mit jedem verträgt', wie Hundehalter gern behaupten", berichtet die erfahrene Hundebetreuerin.
Das Betreuungsangebot wird an die Gewohnheiten des Tiers angepasst, die es aus seinem Alltag kennt, darum bemühen sich alle Pensionen. Es finden täglich mehrere Spaziergänge statt, und auch das Futter entspricht dem Gewohnten, der Rhythmus der Mahlzeiten wird beibehalten, und es kommt dasselbe in den Napf wie zu Hause. "Die meisten Kunden bringen eigenes Futter mit", so Mendel. Wie wichtig es ist, das gewohnte Futter beizubehalten, erläutert Sina Csermak, die in Grebenhain seit fünf Jahren ihre "Hunde- und Pferdepension zur grauen Mühle" betreibt. Um Verdauungsproblemen gleich vorzubeugen, verlangt die gelernte Tierpflegerin von ihrer Kundschaft grundsätzlich, dass sie das Tierfutter mitbringen.
Oberste Leitlinie der Hundepensionen ist es, den Vierbeinern die gleiche familiäre Atmosphäre zu bieten, die diese von zu Hause kennen, um so die Trennung von Frauchen und Herrchen zu erleichtern. In Grebenhain wird ihnen zudem die Gesellschaft von acht eigenen Hunden der Pensionsinhaberin geboten. Das gilt ganz ähnlich für die Hundepension von Theresia Lemke-Bickel in Berfa: "Wir haben selbst zwei Hunde, und unsere Gäste werden wie diese betreut", sagt sie. Momentan nehmen drei Hunde das Angebot wahr. Wie in Kirtorf wird großer Wert darauf gelegt, dass mit einem "Schnuppertag", am besten mit Übernachtung, herausgefunden wird, was geht und was nicht geht. Seit 2012 gibt es das Betreuungsangebot in Berfa, zeitweise ergänzt um eine Hundeschule, die aber wegen der hohen Arbeitsbelastung aufgegeben wurde. Vor dem Umzug in den Vogelsbergkreis betrieb die Familie bereits zehn Jahre lang in Niddatal in der Wetterau eine Hundepension.
Die Pensionsbetreiber wie die Tierheime verlangen, dass ihre Pensionsgäste über die üblichen Impfungen verfügen, nachgewiesen durch den Impfpass. Von ihnen wird verlangt, dass sie über eine staatliche Zulassung nach dem Tierschutzgesetz verfügen, was bei den genannten Pensionen in der Region auch der Fall ist. Das Veterinäramt prüft hin und wieder, ob der Betrieb ordnungsgemäß durchgeführt wird.
Wie lange der Pensionsaufenthalt dauert, ist ganz unterschiedlich. Das können wenige Tage oder auch mehrere Wochen sein, berichten alle Anbieter der Betreuungsangebote übereinstimmend. In der Ferienzeit sei der Bedarf immer am größten. Das gelte für alle Schulferien, aber insbesondere für die Sommerferien. In solchen Zeiten vergibt Maxi's Farm die Betreuungsplätze nur, wenn mindestens drei Tage Aufenthalt gebucht werden.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Anlässe, welche die Tierhalter auf solche Betreuungsangebote zurückgreifen lassen. Das kann ein Krankenhausaufenthalt sein oder auch beruflich bedingte Reisen. Darüber hinaus geben manche Menschen ihren Hund auch regelmäßig in die Obhut der professionellen Betreuung, beispielsweise an ein oder zwei Wochentagen, weil sie dann nicht die Zeit finden, sich ausreichend um das Tier zu kümmern.
In solchen Fällen kann auch ein mobiler Tierbetreuungsservice hilfreich sein. "Manna", unter diesem Firmennamen bieten Lisa Reichelt und Kristin Euler an, Hunde oder Katzen zu Hause zu betreuen. Vom "reinen Gassi-Geh-Service" bis zum einstündigen Spaziergang kümmern sich die beiden Tierpflegerinnen um ihre Kundschaft. Sie bieten diesen Service, zu dem auch Leistungen wie Fellpflege oder Medikamentengabe zusätzlich gebucht werden können, in einem Umkreis von jeweils 15 Kilometer zu Alsfeld und Homberg.
Für die Kurzzeitbetreuung verlangt "Manna" zwischen 6,50 Euro (für 15 Minuten am Tag) und 19 Euro (für eine Stunde am Tag) sowie eine Fahrtkostenpauschale, die sich nach der Länge des Anfahrtswegs richtet. Wer auf Maxi's Farm den Hundeurlaub bucht, zahlt 19 Euro pro Tag (ohne Futter: 18 Euro). Die Hundepension zur Grauen Mühle in Grebenhain verlangt wie das Tiermotel Tapaluka in Wartenberg pro Hund und Tag 17 Euro. In den Tierheimen kostet das All-Inclusive-Angebot für die Katze täglich sechs Euro und den Hund 12 Euro in Alsfeld und 10 in Lauterbach. Theresia Lemke-Bickel verlangt für ihren Rundum-Sorglos-Service 16,50 Euro am Tag, mit Übernachtung 22 Euro.