Tafel Alsfeld: 80 Bedürftige am vorerst letzten Ausgabetag bedient
Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben nun auch die Alsfelder Tafel in die Knie gezwungen.
Von Linda Buchhammer
Die Zeit ohne Warenausgabe will der Verein der Alsfelder Tafel nutzen, um den neuen Standort bei "Röder Präzision" herzurichten. Archivfoto: Ungermann
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Alsfeld. Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben nun auch die Alsfelder Tafel in die Knie gezwungen: Am Dienstag stellte der soziale Hilfsverein nach der Warenausgabe seiner letzten verderblichen Lebensmittelvorräte an Bedürftige in der Stadt vorübergehend seine Tätigkeit ein.
Das Virus und das damit verbundene Risiko für die meist älteren ehrenamtlich Aktiven auf der einen Seite, sowie weitaus übertriebener Egoismus und Hamsterkäufe auf der anderen Seite, ließen dem örtlichen Tafel-Verein keine andere Wahl, berichtete der stellvertretende Vorsitzende Ditmar Gerhard am Mittwochvormittag in einem Telefonat.
"Was sollen uns die Supermärkte und Lebensmittelspender noch mitgeben, wenn deren Regale und Lagerbestände tagein tagaus gehamstert werden?", brachte das Vorstandsmitglied seine Verzweiflung zum Ausdruck. Die Transporter rollten los, die Warenspenden gingen in den vergangenen Wochen fortlaufend zurück. Die Engpässe beträfen alle Warengruppen.
Alle Restbestände an Frischwaren, Obst- und Gemüsespenden gingen nun an etwa 80 Bedürftige heraus. "Es tut uns unendlich leid, dass die Situation so ist, wie sie ist", bedauerte Gerhard den katastrophalen Zustand auf vielen Ebenen; wohlwissend in der Sorge darum, wie sich die Schwächeren der Gesellschaft fortan ernähren sollen, da das Geld zum Einkaufen - von Hamsterkäufen ganz abzusehen - einfach nicht vorhanden sei.
"Wir haben alles versucht, um den Betrieb aufrechtzuhalten. Angefangen mit einem Aufruf an jüngere Generationen zur Mithilfe bei der Warenausgabe", beschrieb Gerhard zum Krisenhandling der extremen Ausnahmesituation dank des sich schnell verbreitenden Coronavirus. Da zahlreiche Aktive bereits im Alter zwischen 70 und 80 Jahren seien, baute das Tafelteam auf die Menschlichkeit und Solidarität der Bevölkerung zur Entlastung der älteren Herrschaften. Eine Resonanz blieb jedoch aus.
Zum Schutze aller habe man selbstverständlich den Ablauf der Warenausgabe mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen versehen. Neben Mundschutz und Handschuhen aufseiten des Tafel-Teams wurde ebenso der Zugangsbereich für Klienten auf eine Einzelperson während des Abholens minimiert.
Gut 20 Mitglieder der Tafel waren am vorerst letzten Ausgabetag noch selbstlos für die gute Tat im Einsatz. Betrübt darüber, dass sozial und wirtschaftlich Benachteiligte fortan mangels Masse wohlweislich auf der Strecke bleiben, mussten sie ihre wertvolle Arbeit in der Georg-Dietrich-Bücking-Straße einstellen.
Nichtsdestotrotz bleibe der Verein am Ball, um die aktive Tätigkeit schnellstmöglich wieder aufnehmen zu können. Bisher sei angedacht, bis Ostern die Türen geschlossen zu halten, verbunden mit der Hoffnung, dass sich bis dahin die Angst vor dem Virus und die Lage in Alsfeld entspannen. Während der Schließung der Einrichtung aber wollen die Mitglieder - soweit in der aktuell prekären Lage möglich - keineswegs untätig sein, sondern die Zeit zum Ausbau des neuen Alsfelder-Tafel-Standorts im Gebäude der ehemaligen Firma "Röder Präzision" in der Pfarrer-Happel-Straße nutzen. "Jetzt sind noch die Handwerker am Arbeiten, vielleicht klappt es ja wirklich bis Ostern, damit wir nicht noch einmal einen längeren Zeitraum schließen müssen. Denn die Menschen in Alsfeld brauchen uns. Ohne Grund bedienen wir nicht zwischen 450 bis 500 Klienten in der Woche", so Gerhard.