Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat in Absprache mit der Stadt Alsfeld mit offiziellen Messungen zu den Stickoxidwerten begonnen.
Von Andreas Ungermann
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ALSFELD - Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat in Absprache mit der Stadtverwaltung in Alsfeld mit offiziellen Messungen zu den Stickoxidwerten in der Innenstadt begonnen. Das bestätigt Dr. Diana Rose aus dem Dezernat I2 "Luftreinhaltung: Immission" auf Anfrage unserer Zeitung. Das "vernichtende Urteil" nach den von der Deutschen Umwelthilfe initiierten Messungen im Februar und März dieses Jahres ist auch dem Landesamt bekannt geworden, das sich nun zu eigenen Erhebungen entschlossen hat.
"Wir haben dazu nun selbst einen Passivsammler installiert, um den NO2-Gehalt in der Luft zu bestimmen. Dazu haben wir uns informiert, wo der Messpunkt lag und unseren eigenen an fast derselben Stelle intalliert", erläutert Rose. Das HLNUG hat den Sammler dazu auf einer Höhe von drei Metern und im Abstand von einem halben Meter zur Hauswand angebracht. "Der Messort ist nicht optimal", räumt Rose ein und spricht von einer eher grenzwertigen Stelle. Normalerweise müsse die 25 Meter vom Kreuzungsbereich entfernt liegen und so gewählt sein, dass sie für eine Strecke von 100 Metern repräsentativ sei. Ob das hier der Fall sei, müsse sich noch zeigen. Der Messpunkt liege ziemlich genau auf Höhe des Auspuffs des dritten Autos in der Schlange an der roten Ampel. Insofern könnten sich die Stickoxide dort schon konzentrieren.
Anders als der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) wird das HLNUG die Messung aber länger als einen Monat laufen lassen. Die Passivsammler werden über einen Zeitraum von einem Jahr in der Schellengasse befestigt. Regelmäßig werden die Röhrchen dann ausgetauscht, sodass das Landesamt am Ende zwölf Monatsmittelwerte erhoben haben wird. Das ist nötig, um unterschiedliche Wetter- und Klimalagen zu berücksichtigen.
Wenn sich die hohe Konzentration der Messwerte bestätigt, dann werden solche Erhebungen auch an anderen Stellen in der Stadt vorgenommen werden. Dann gilt es zu sehen, ob die Ergebnisse an dem einen Standort tatsächlich repräsentativ für die Stadt sind oder die Belastung punktuell ist. Stellt sich der Jahresmittelwert als niedrig heraus, werden laut Rose keine weiteren Maßnahmen notwendig. Die Messung von BUND und VCD hatte im Bereich Ludwigsplatz/Schellengasse einen Wert von 53,5 Mikrogramm ergeben. Der gesetzliche Grenzwert ist auf 40 Mikrogramm festgeschrieben. Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule (CDU), der noch während der Stadtverordnetenversammlung Ende April nicht mit einer baldigen Messung durch das HLNUG gerechnet hatte, hatte nach Bekanntgabe der Ergebnisse eine Ortsumgehung als einzige Lösung ins Spiel gebracht. Die Mandatsträger hatten unterdessen währen ihrer jüngsten Sitzung im April beschlossen, das HLNUG um eine offizielle Messung zu ersuchen, und wollten im Bauauschuss die Ergebnisse von Experten erläutert bekommen.
In der Debatte um die Stickoxide rückt auch immer wieder der Dieselmotor in den Fokus. Der erfreut sich im Vogelsberg allerdings weiterhin großer Beliebtheit. 33,82 Prozent der im Landkreis zugelassenen Fahrzeuge werden von einem Dieselaggregat angetrieben. Damit liegt die Region ein Prozent über dem Bundesschnitt. Das geht aus den Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervor. Trotz des Dieselskandals waren zum Stichtag 1. Januar 2018 auf den Straßen zwischen Kirtorf und Freiensteinau, Homberg und Schlitz rund 400 Dieselfahrzeuge mehr unterwegs als noch im Vorjahr. Allerdings - auch das lässt sich aus der KBA-Statisik herauslesen - legten die Vogelsberger binnen dieser Zeit auch mehr Wert auf saubere Diesel-Motoren: Waren 2017 noch 2779 Autos mit der "Euro 6-Norm" registriert, so verdoppelte sich deren Zahl binnen Jahresfrist nahezu. 4496 Fahrzeuge genügten zum 1. Januar 2018 bereits diesem Standard. Zum Jahresbeginn 2013 waren es gerade einmal 35 Autos. Die Pkw mit "Euro 5-Norm" hielten sich mit 9480 im Vergleich zu 9461 Autos im Vorjahr relativ konstant.
Überschaubar gestaltet sich hingegen noch immer die Zahl der Hybridantriebe, die durch das KBA erst seit vergangenem Jahr erfasst wird. Deren Zahl stieg im Vogelsbergkreis zwischen Januar 2017 und Januar 2018 von 200 auf 289 Fahrzeuge. Das entsprach zu Beginn dieses Jahres einem Anteil von 0,4 Prozent. Deutschlandweit liegt dieser bei circa 0,5 Prozent. In den drei Stadtstaaten registrierte das KBA mit jeweils 0,6 Prozent in Hamburg und Bremen einen etwas höheren Anteil. In Berlin fahren 1,1 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge mit einer Kombination aus Verbrennungs-und Elektromotor.