Erstmals in der Geschichte der Alsfelder Kommunalpolitik gibt es jetzt ein Stadtjugendparlament (SJP).
Von gkr
Das neue SJP von Alsfeld bilden (von links) Paul Neusel, Michele Kasier, Luca Lachmund, Sahra Kuhla, Lena Stein, Illayda Asland. Es fehlen Madeleine Bruchschmidt und Selina Eifert. Foto: Krämer
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ALSFELD - Erstmals in der Geschichte der Alsfelder Kommunalpolitik gibt es jetzt ein Stadtjugendparlament (SJP). Im Sitzungssaal der Feuerwehr, dort wo in jüngster Zeit auch des Öfteren die Stadtverordneten tagen, fand nun die konstituierende Sitzung des neuen Gremiums im Beisein von zahlreichen Vertretern aus der Stadt- und Kreispolitik statt.
"Demokratie leben - Demokratie erleben, damit Demokratie lebt", darauf wies Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule (CDU) bei seiner Begrüßung hin. Aufgabe des Stadtjugendparlamentes sei es, die Kommunalpolitik mit Rat und Tat zu unterstützen, die Interessen der Kinder und Jugendlichen zu vertreten, sich einzubringen in die kommunale Selbstverwaltung. Paule ergänzte dies mit dem Hinweis, dass die politischen Parteien sich auch darüber freuten, wenn sich die Jugend in die Entscheidungsfindungen einbringe und die demokratischen Umgangsformen einer Gesellschaft lebe.
In diesem Kontext führte der Rathauschef dann auch die Wahl des Vorsitzenden des Stadtjugendparlamentes (SJP), das aus acht Mitgliedern besteht. In geheimer Wahl wurde Sarah Kuhla (17) von sechs der anwesenden acht stimmberechtigten Mitgliedern des SJP zur Vorsitzenden gewählt. Auf den Mitbewerber Paul Neusel (15) entfielen zwei Stimmen. Zu den Stellvertretern wählte man dann - unter der erstmaligen Leitung der neuen Vorsitzenden Sarah Kuhla - Lena Stein (17) und Paul Neusel. Schriftführer wurde Paul Neusel, Pressewartin Ilayda Aslan (17).
HINTERGRUND
. März: Beschlussfassung zur Einrichtung durch die Stadtverordnetenversammlung.
. Mai: Wahl der Mitglieder des SJP - wahlberechtigt waren circa 800 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren). Gewählt haben circa 700 Kinder und Jugendliche. Die Wahlen fanden in den Schulen statt.
. Nach der Satzung setzte sich das Stadtjugendparlament aus bis zu 19 Mitgliedern zusammen. Neun Kandidaten stellten sich zur Wahl und wurden in das Gremium gewählt. - Kurz nach der Wahl verzichtete ein Kandidat jedoch auf sein Mandat.
Die SJP-Mitglieder berichteten während der ersten Sitzung auch über die Treffen, die in den vergangenen Monaten nach der Wahl bereits stattgefunden hatten. Die Überlegungen dabei drehten sich um die neuen Aufgabenstellungen des Gremiums.
Deutliche Kritik äußerte das SJP bereits an den Busverbindungen. Man erwarte eigentlich, dass man sich zeitlich an den Fahrplan halte, sagte ein Mitglied, und nicht vor der planmäßigen Abfahrt schon wegfährt. Das bringe die Kinder und Jugendlichen in Schwierigkeiten. Auch dass in den Schulbussen nicht immer alle Schüler mitgenommen würden, sei nicht akzeptabel. Wenn Busse zu voll seien, dann müsste eben ein zweiter Bus eingesetzt werden. Aber Kinder einfach "stehenzulassen", das gehe nicht. Überrascht nahmen das die anwesenden Politiker zur Kenntnis. Und auf einen weiteren Sachverhalt wiesen die Jugendlichen des neuen SJP hin: Nach 18 Uhr fahre kein Bus mehr in die Dörfer.
Im Gespräch mit unserer Zeitung machten Sarah Kuhla, Lena Stein und Ilayda Aslan darüber hinaus deutlich, dass sie gerne etwas in Alsfeld bewegen möchten. Denn: "Zwischen Spielplatz und Einkaufsmeile", sagten die drei Mitglieder wörtlich, "gibt es für Kinder und Jugendliche nichts. Wir wollen nicht nur zu Hause sitzen, sondern uns einbringen; Alsfeld soll aktiv werden für Jugendliche. Und genau deshalb haben wir uns auch zur Wahl für das SJP gestellt."
Erster Kreisbeigeordneter und Jugend-Dezernent Dr. Jens Mischak (CDU) zeigte sich erfreut darüber, dass es nach Schlitz und Lauterbach jetzt auch in Alsfeld ein Jugendparlament gibt. Er erinnerte daran, dass das Kreisjugendparlament des Vogelsbergkreises bereits seit 26 Jahren existiert. Es war in Deutschland das erste Jugendparlament. "Macht von eurem Recht Gebrauch, nehmt eure Interessen wahr", appellierte Mischak an die Jugendlichen und ermunterte sie zum Durchhalten. "Demokratie braucht Nachwuchs", sagte Alsfelds Stadtverordnetenvorsteher Michael Refflinghaus (CDU). Er sicherte zu, die Stadtverordnetenversammlung habe immer ein "offenes Ohr" für die Jugend. "Wir haben dieses Stadtjugendparlament gewollt und werden helfen, es mit kommunalpolitischem und demokratischem Leben zu erfüllen."
Alexander Heinz (CDU), Dr. Christoph Stüber (SPD)und Marc Lerch (ALA) forderten die Jugendlichen namens ihrer Fraktionen ebenfalls dazu auf, sich einzubringen. "Wir sind offen für Wünsche und Anregungen aus der Mitte des neuen SJP. Das SJP hat Rederecht in der Stadtverordnetenversammlung", bestätigten sie.