ALSFELD - Wie aus der Zeit gefallen wirken sie, die Poesiealben aus alter Zeit, als es noch keine digitale Welt gab. Bunt beklebt mit glitzernden Klebebildchen (Oblaten), mit Scherenschnitten, getrockneten Blumen oder selbst gestalteten Zeichnungen, koloriert mit Wasserfarben und Buntstiften. Links die Deko und rechts der Sinnspruch fürs Leben, in Schönschrift und mit Feder und Tinte oder Füllfederhalter geschrieben und wehe, wenn man sich verschrieb oder ein Tintenklecks das Kunstwerk verschandelte. Oft findet man noch die Spuren der wegradierten Zeilen, mit Bleistift und Lineal vorgezeichnet. Es sollte ja für die Ewigkeit sein. „Reißt mir keine Blätter raus, sonst ist's mit der Freundschaft aus“, heißt es oft auf der ersten Seite oder auf der letzten „Ich hab mich hinten angewurzelt, dass niemand aus dem Album purzelt“. Unverbrüchliche Freundschaften wurden da beschworen, gewidmet von Freundinnen, Lehrerinnen und Lehrern, von Papa und Mama, Opa und Oma. Knaben finden sich selten darin. Poesiealben sind etwas durch und durch weibliches. Aber – gibt es diese wunderbaren Freundschaftsbüchlein und -alben heute überhaupt noch? Das Schwälmer Dorfmuseum Holzburg zeigt vom 2. August bis Ende Oktober unter dem Titel „Rosen, Tulpen, Nelken – Poesiealben als Zeichen der Freundschaft“ im „Blauen Saal“ des Museums. Zu sehen sind in dieser Sonderausstellung Alben aus zwei Jahrhunderten aus Privatbesitz. Im Museumsladen können selbst gestaltete Leporellos, Alben und bunte Klebebildchen erworben werden. Eine Ausstellungseröffnung kann aus gegebenem Anlass nicht stattfinden, heißt es in einer Pressenotiz. Weitere Informationen gibt es online unter www.dorfmuseum-holzburg.de. (red)/Foto: Rosa Merk