Ohne Ticket aus dem Dannenröder Forst zum Alsfelder Amtsgericht
Wegen fünf Schwarzfahrten war die Gießener Aktivistin Tabea M. - genannt "Cuca" angeklagt. Das Verfahren wurde eingestellt. Sie sieht in ihrem Tun allerdings ein Signal.
Von gkr
Unterstützung für Tabea. Foto: Krämer
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ALSFELD - Die "Verkehrswende zum Nulltarif" hat sie mehrfach praktiziert. Aktivistin Tabea M. - genannt "Cuca" - musste sich deshalb nun vor der Jugendstrafkammer verantworten. Der Tatvorwurf: Erschleichung von Leistungen in fünf Fällen - landläufig als Schwarzfahren bezeichnet. Zwischen 29. September und 20. November 2018 soll die junge Frau auf verschiedenen Strecken fünfmal ohne Ticket unterwegs gewesen sein. Auf 109,07 Euro wurde der geprellte Betrag beziffert.
Doch der Prozess fiel aus. Kurzfristig - noch ehe es begonnen hatte - war das Verfahren eingestellt worden, sodass selbst die Angeklagte nicht mehr hatte rechtzeitig informiert werden können. Das Amtsgericht teilte dazu auf Anfrage mit: "Das Verschulden ist zu gering; es besteht kein öffentliches Interesse der Strafverfolgung. Auch die Staatsanwaltschaft hat der Einstellung des Verfahrens zugestimmt."
Tabea M. selbst kam nach einem Zwischenstopp in Mücke aus dem Dannenröder Forst zum Alsfelder Amtsgericht - ohne Ticket freilich und dann vom Bahnhof barfuß und mit dem Fahrrad. Und hier verkündete man ihr an der Pforte: Verfahren eingestellt. Beim angesetzten Prozess in Alsfeld hatte sie Unterstützung von Teilnehmern der "Aktion schwarzfahren" aus Gießen; sie waren alle ohne Tickets - nur mit einem Hinweisschild in der Hand - nach Alsfeld gekommen. Tabea und ihre Mitstreiter zeigten sich erfreut, jedoch nicht überrasch über das Ergebnis. Sie hatten bereits damit gerechnet.
Genau dies war das Ziel der Aktivistin, die in Mücke aufgewachsen ist, jetzt in Gießen wohnt und derzeit im Dannenröder Forst in den Baumhäusern gegen die Rodung des Waldes wegen des Baus der A 49 demonstriert. Tabea M. setzt sich zudem aktiv für eine "Verkehrswende zum Nulltarif" ein. Und sie lebt, was sie fordert. Wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, dann immer ohne zu bezahlen. "Nulltarif bedeutet keine Bezahlung; die teuren Tickets kann ich mir nicht leisten", sagte Tabea M. im Gespräch mit dieser Zeitung. Eine Verkehrswende, die den Nulltarif im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zum Ziel hat, sei ein Beitrag zum Klimaschutz und insgesamt zur gesellschaftlichen Kehrtwende, ist sie überzeugt.
"Ich habe mir auch die Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erschlichen", erklärte Tabea M, "denn sofort beim Besteigen der Bahn zeigte ich dies ganz deutlich mit meinen Hinweisschildern. Derlei Aktionen sorgen für Diskussionen mit den anderen Verkehrsteilnehmer.