Auch wenn an der eigentlichen Baustelle derzeit nicht viel zu passieren scheint, die Sanierung der denkmalgeschützten Villa Raab läuft auf Hochtouren.
Von Henning Irek
Architekt Jochen Weppler (links) mit seinen Mitarbeiterinnen Hannah Golinski und Katharina Runkel (rechts) und Steinmetz Andreas Ruhl mit einigen Stücken, die bei der Sanierung der Villa Raab eingebaut werden. Foto: Irek
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ALSFELD - Nur das Rauschen des Wassers ist zu hören, wenn sich die Fräse langsam durch den Muschelkalk frisst. Schicht für Schicht formt die Maschine dabei ein Profilteil für die Balkone für die Villa Raab aus dem Steinquader. Rund 20 Stunden ist die Fräse in der Werkstatt von Steinmetz Andreas Ruhl an dem rund einen Meter langen Stück zugange.
Auch wenn an der eigentlichen Baustelle derzeit nicht viel zu passieren scheint, die Sanierung der denkmalgeschützten Villa Raab läuft auf Hochtouren. Das verdeutlichten Architekt Jochen Weppler und Ruhl bei einem Gespräch mit unserer Zeitung. "Es ist viel in Bewegung gekommen, die Sicherung der Bausubstanz ist abgeschlossen", blickte Weppler auf die Arbeitsschritte seit 2014 zurück. Damals begann mit den neuen Besitzern, Tanja und Ralf Bohn, die Sanierung der Jugendstilvilla. Dass es dabei viel zu tun gab, zeigte die detaillierte Schadenskartierung, die der Architekt und seine Mitarbeiter vornehmen mussten. An vielen Stellen sei Wasser in das Gebäude eingedrungen, wodurch der Putz von den Wänden gefallen sei. Aber auch Wurzeln des Efeus, die sich in die Balkone "gefressen" haben, haben große Schäden verursacht. "Die Villa war in einem katastrophalen Zustand", wiederholt Weppler sein Urteil aus den Anfangsjahren der Sanierung. "Das Mauerwerk, das Dach und die Gebäudehülle stehen jetzt aber besser da als nach der Sanierung aus den 80er Jahren", fasste der Architekt den Stand zusammen.
Nachdem auch der genaue Farbton des Anstriches festgelegt wurde, tut sich dem Anschein nach nicht viel an der Baustelle. Doch die Sanierung schreitet in zahlreichen Werkstätten von Fachmännern, alle in der Region beheimatet, fort. So entstehen derzeit in der Werkstatt des Natursteinwerkes Ruhl Ersatzstücke der Profile der Balkone. Wassereinbrüche haben viele der gemauerten und verputzten Stücke zerstört. Den Ersatz dafür fräst die Maschine im Alsfelder Gewerbegebiet aus dem Muschelkalkblock aus Ochsenfurt. "Acht bis zehn Tonnen haben die beiden Blöcke jeweils, aus denen dann Quader geschnitten werden, die dann zu den Profilen gefräst werden", erläutert Ruhl. Die Materialwahl fiel dabei in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege. "Da die Villa ein Einzeldenkmal ist, ist die Absprache bei allen Maßnahmen, auch im Inneren, mit dem Denkmalamt wichtig. Bezirkskonservator Ansgar Brockmann ist dabei sehr kooperativ", attestierte Weppler eine konstruktive Zusammenarbeit.
Neben den Profilen für die Balkone entstehen in der Werkstatt auch neue Kapitelle und Säulen für die Balkone und Terrassen. Dafür hat Ruhl Abdrücke von Resten genommen und Negativformen gebaut. In diesen werden die neuen Stücke aus einer Betonmischung gegossen. "Nach der Frostperiode sollen die Balkone und Altane dann fertig werden", blicken Weppler und Ruhl voraus. Daran soll sich die Sanierung der Fenster und der Terrassenmosaike anschließen.
Bereits im Oktober werden die Arbeiten im Inneren der Villa weitergehen. Dann beginne der Innenausbau der Technik. "Heizung, Sanitär und Elektroarbeiten sowie die sehr aufwendigen Brandschutzmaßnahmen stehen dann an", erläutert der Architekt. Aus Brandschutzgründen entstehe auf der Rückseite auch eine zweite, kleine Außentreppe. Bis Ende des kommenden Jahres soll die Sanierung der Villa abgeschlossen sein. "Dann können die Bauherren mit der Inneneinrichtung starten", umreißt Weppler seinen Zeitplan. Zu diesem Zeitpunkt werden wohl auch die Baumaßnahmen am geplanten Hotel, das auf dem Gelände der ehemaligen Pfeiffenfabrik Raab entstehen soll, in vollem Gange sein.