Susanne und Sven Amend bangen um ihre Vögel, zum Beispiel diese Nandus. Foto: Stock
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FREIENSTEINAU - Das neue Jahr begann für Susanne und Sven Amend nicht unbedingt positiv, denn am ersten Tag des Jahres 2021 musste das Ehepaar feststellen, dass einer von insgesamt 17 Pfauen verstorben war. Da schrillten bei Beiden noch keine Alarmglocken, denn schon in den Vorjahren gab es Fälle, bei denen aufgrund des Silvesterfeuerwerkes schon den Verlust von Pfauen zu beklagen war. Doch am nächsten Tag waren weitere Tiere verendet, und inzwischen sind 16 der Tiere verstorben. Das rief die Behörden auf den Plan und so wurde festgestellt, dass die Tiere an der Vogelgrippe verstorben sind.
In einer Mitteilung des hessischen Umweltministerium hierzu heißt es: "Am 7. Januar wurde der erste Fall von klassischer Geflügelpest in einer privaten Vogelhaltung in Hessen festgestellt. Innerhalb weniger Tage zeigten 16 Pfauen des Bestandes massive Krankheitserscheinungen und verendeten. Es konnte der hochpathogene Virus-Subtyp H5N8 nachgewiesen werden. Zum Schutz vor der weiteren Ausbreitung des Geflügelpesterregers werden Restriktionszonen von drei und zehn Kilometer um den Ausbruchsort eingerichtet, in denen verschärfte Kontrollmaßnahmen gelten. Der Ausbruchsort liegt in der Gemeinde Freiensteinau im Vogelsbergkreis. Unter anderem müssen innerhalb der zehn Kilometer um den Ausbruchsort Geflügel und andere gehaltene Vögel bis zur Aufhebung des Beobachtungsgebiets in geschlossenen Ställen oder unter Schutzvorrichtungen gehalten werden. Ein Freilauf ist untersagt. Die Tierhalterinnen und Tierhalter werden durch eine entsprechende Allgemeinverfügung im jeweiligen Mitteilungsblatt des Landkreises informiert."
Für die Familie Amend bedeutet der Ausbruch, dass ihre rund 100 Tiere auf dem weitläufigen Areal zur Eindämmung der Seuche getötet werden müssen. Denn nicht nur Pfauen, sondern auch Eulen, Nandoos, Nilgänse und weitere Vogelarten sind bei ihnen heimisch geworden. Immer wieder kommen Kinder vorbei und sind begeistert von den Tieren. Deshalb haben sie einen Kampf um das Leben ihrer geliebten Tiere begonnen, denn sie wollen sie nicht dem Tod preis geben.
Nicht nur durch eine Petition, deren Ziel es ist, den Tod der Tiere zu verhindern, haben sie Unterstützung bekommen (siehe Infokasten), sondern sie haben auch rechtlichen Beistand bekommen. Ihrem Anwalt ist es gelungen, dass eine Verfügung erlassen wurde, dass über das weitere Wohl der Tiere ein Richter entschieden werde, erzählt Susanne Amend, wobei sie ihre Emotionen kaum noch unterdrücken kann.
Am Freitag Nachmittag war das Veterinäramt des Vogelsbergkreises vor Ort. Susanne und Sven Amend erläutern die Forderung der Behörde. Demnach müssen die Tiere nach Arten getrennt werden und so untergebracht werden, dass ein Kontakt mit Wildtieren unterbunden wird. Ebenso werde die Einrichtung von Hygieneschranken gefordert, damit der Erreger beispielsweise nicht durch Schuhwerk weiter verbreitet werden kann. Ebenso besteht die Forderung, dass bei den Maßnahmen entsprechende Schutzkleidung getragen werden muss.
Wenig Hoffnung hat Sven Amend, dass er seine Tiere behalten kann. Susanne Amend dagegen hat etwas mehr Hoffnung, da es in den letzten Tagen zu keinen weiteren Todesfällen gekommen ist und ein Teil der Tiere so untergebracht ist, dass es schon vorher keine Kontaktmöglichkeiten mit anderen Arten gab. Jetzt hoffen sie jeden Tag darauf, dass keine neuen Verluste zu verzeichnen sind. "Wir sind fix und fertig und haben in den letzten Tagen fast nicht mehr geschlafen", so die Beiden sichtlich angegriffen.
Das Schicksal der Tiere berührt zahlreiche Menschen. "Nachdem bekannt wurde, dass es bei der Familie Amend die Vogelgrippe zugeschlagen hat, haben sich "zahlreiche Bürger per Gemeinde-App gemeldet", so Freiensteinaus Bürgermeister Sascha Spielberger. Für viele sei es nicht nachvollziehbar, warum jetzt alle Tiere getötet werden sollen, weil es die Rechtslage pauschal so vorsehe. Auch er vertrete die Ansicht, dass es möglich sein müsse, die Angelegenheit differenzierter zu behandeln. Deshalb habe er die Meldungen an das Veterinäramt des Vogelsbergkreises weitergegeben, damit diese Behörde prüfe, welche Möglichkeiten es gebe, das Töten aller Tiere zu verhindern. "Rechtlich ist die Gemeinde außen vor, ich fände es gut, wenn man die Tiere separieren würde und zweifelsfrei klären würde, welche Tiere an der Vogelgrippe erkrankt sind."
Spielberger kann sich vorstellen, dass Wildtiere am nahe gelegen Löschwasserteich getrunken haben und so der Virus übergesprungen sei. "Es stellt sich die Frage, haben wir wirklich eine Gefahrenlage, die das Töten aller Tiere erfordert. Dann hätten wir gleich den ganzen Ober-Mooser Teich abräumen müssen, als dort die Vogelgrippe vor einiger Zeit aufgetreten ist", so Sascha Spielberger.
Dieses Ausbrauchs der Vogelgrippe wurden ein Sperrbezirk und ein Beobachtungsgebiet festgelegt. Letzteres erstreckt sich über den nördlichen Teil des Gemeindegebietes von Birstein im Main-Kinzig-Kreis und die Gemarkungen Ober- und Mittelseemen im Wetteraukreis.