Das Alsfelder Radbegehren ist im Rathaus angekommen. Insgesamt 1031 Unterschriften überreichten die Umweltverbände nach einer 60-Minuten-Fahrrad-Demo durch Alsfeld.
Von Günther Krämer
Über 100 Teilnehmer radeln durch die Innenstadt und veranstalten im Anschluss eine Kundgebung auf dem Marktplatz. Fotos: Krämer
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ALSFELD - Das Alsfelder Radbegehren ist im Rathaus angekommen. Insgesamt 1031 Unterschriften überreichten die Umweltverbände nach einer 60-Minuten-Fahrrad-Demo durch Alsfeld am Samstag auf dem Marktplatz an Bürgermeister Stephan Paule (CDU). Darüber hinaus wurde ein goldenes Fahrrad im Eingangsbereich des Rathauses angekettet, um den Rathauschef täglich beim Betreten seiner Amtsstube an das Radbegehren zu erinnern. Mira Aretz hatte es in viel Kleinarbeit symbolisch gestaltet. Es soll die Politik daran erinnern: "Fahrradfahren ist Gold wert."
Über 100 Fahrrad-Fahrer, darunter viele Kinder, Omas und Opas, hatten sich auf den Weg gemacht, nicht nur, um durch Alsfeld zum Marktplatz zu radeln, sondern auch an markanten Stellen auf die Problematik des Fahrradverkehrs in Alsfeld aufmerksam zu machen. Eskortiert wurden sie dabei von der Polizei. In der Grünberger Straße, der Volkmarstraße und der Schellengasse wurden Stopps eingelegt, um das Radwegekonzept, das der Stadt seit 2016 vorliegt, an neuralgischen Stellen zu erläutern.
Kundgebung
Dr. Wolfgang Dennhöfer (BUND) ergriff - als die Fahrrad-Demo den Marktplatz erreichte - über ein Megafon das Wort: "Alle reden über Staus, über schlechte Luft und zu viel Lärm in den Innenstädten", sagte Dennhöfer. Die Lösung, um diesen Problemen zu begegnen, sei seit mehr als 200 Jahren bekannt: das Fahrrad. Jedoch nutzten die Städte "Radler-Potenzial" ganz unterschiedlich. "Alsfeld gehört nicht zu den Spitzenreitern - noch nicht", machte Dennhöfer deutlich. Und genau deshalb sei das, was Mirjam Kneußel für den ADFC, Philipp Balles (BUND), Gerhard Kaminski (VCD) und Mira Aretz mit der Idee des "Radbegehrens" ins Leben gerufen haben, gut. "Bürger wollen und sollen mitsprechen und mitbestimmen, wie es vor ihrer Haustür zugeht", erklärte Dennhöfer. Und genau das hätten viele Bürger getan. Sie hätten sich eine Meinung über das "Alsfelder Radbegehren" gebildet und sie durch ihre Unterschriften bekräftigt. Genau das sei schon ein Erfolg. "Modernes politisches Management greift solche Initiativen auf, wenn es gilt, Prioritäten zu setzen", sagte Dennhöfer in Richtung Paule. Im Dialog liege der gemeinsame Erfolg.
DIE PUNKTE DES ALSFELDER RADBEGEHREN
1. Sichere Radwege für alle, auch für Kinder und ältere Menschen.
4. Kreuzungen werden für den Fuß- und Fahrradverkehr sicher.
5. Öffnung der Einbahnstraßen für den Fahrradverkehr in Gegenrichtung.
6. Deutlich mehr Fahrradparkplätze.
7. Schmale Straßen in Spielstraßen und Tempo-10-Bereiche umwandeln.
8. Mehr Geld für den Fuß- und Fahrradverkehr.
(gkr)
Alsfeld liege im Fahrradklima-Test des ADFC noch im hinteren Bereich. Es gebe gute Ansätze, aber noch viel Luft nach oben. Die Hoffnung der Initiatoren sei, in zwei Jahren bei diesem Test ins Mittelfeld zu kommen, erklärte Mit-Initiator Philipp Balles und erläuterte die angedachten Aktionen. "Wir brauchen eine spürbare Verbesserung für das Fahrradfahren in Alsfeld. Und in den acht Punkten des Alsfelder Radbegehrens sind die dringend notwendigen Verbesserungen zum Ausdruck gebracht", sagte Balles. Er freute sich darüber, dass von etwa 16 000 Einwohnern 1031 Unterschriften in nur vier Wochen geleistet wurden. Eine stolze Zahl, die den Handlungsbedarf dokumentiere.
Nicht alles umsetzen
"Radfahren ist eine gute Sache. Zunächst einmal Dank an alle, die sich beteiligt haben. Das ist gelebte Demokratie", hob Paule in seiner Erwiderung hervor und erntete dafür Applaus. Anschließend machte er aber auch deutlich, dass nicht alles umzusetzen sei. Vieles sei bereits gemacht, einiges auf den Weg gebracht worden (unsere Zeitung berichtete). Ärgerlich werde es aber dann, wenn die Stadt für alles kritisiert werde, auch für das, wo ihre Zuständigkeit gar nicht gegeben sei. Dabei erinnerte er an die Messungen der Luftverschmutzung. "Auch wenn kein Alsfelder mehr sein Auto nutzt, ändert das nichts an den Stickoxid-Werten", meinte Paule. Für die Bundesstraßen sei die Stadt nicht zuständig. Das sorgte für Kopfschütteln bei vielen Teilnehmern der Rad-Demo. Daraufhin entgegnete Balles: "Es geht um die vermeidbaren Stickoxide. Und genau da kann eine Kommune sehr wohl etwas tun." Die Stadt setze den Rahmen für das Radwegekonzept und damit für die Nutzung des Fahrrades.