Unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar widmet sich diesmal Werbespots mit Melodien, die wir nie mehr vergessen werden - ob wir wollen oder nicht.
Von Murtaza Akbar
Sie müssen sich diesen Mann singend vorstellen: Sprach-Optimist Murtaza Akbar. Foto: Wortwahl
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Also, wenn Sie "Carglass repariert, Carglass tauscht aus" sagen können, ohne es zu singen, dann beneide ich Sie. Dann werden Sie diese Kolumne hier locker runterlesen können. Die anderen warne ich schon mal - es werden Erinnerungen wach, manche davon hatten Sie sicher komplett verdrängt und bei anderen werden Sie sagen "Ach, nee, das gab's ja auch mal". Los geht's. Denn jetzt kommen nur Sätze, die ich zumindest ansingen muss (und ich kann überhaupt nicht singen - wenn es Ihnen auch so geht, meine Empfehlung: Lesen Sie diese Kolumne bitte alleine in einem geschützten Bereich, das schont Sie - und andere).
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Lassen Sie uns starten mit "Waschmaschinen leben länger mit Calgon". Was ist aus dem Handwerker geworden, dem es nicht um saubere Wäsche, sondern um möglichst wenig Kalk ging? Cooler USP, oder? Beim Persil-Mann hätte der keine Chance gehabt. Apropos, ist Ihr Pullover neu? Nein, mit Perwoll gewaschen, oder? Okay, vielleicht wäre der Calgon-Handwerker besser hierher gegangen, zum "Musterhaus Küchen Fachgeschäft - wir richten Küchen mustergültig ein". In der Küche hätte er auch sein Dosengemüse lagern können von "Bonduelle ist das famose Zartgemüse aus der Dose". Besser als "Seitenbacher Müsli", oder?
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Und? Wie geht's Ihnen jetzt? Erinnerungen? Vorausgesetzt, Sie kennen die 1990er Jahre, sonst denken Sie, ey, was ist denn mit dem Sprach-Optimisten los? Lineares Fernsehen und Radio machten das einst mit einem (mir). Wobei, Netflix ist auch nicht besser. Wenn ich jetzt die Frankfurter Vorwahl 069 sehe, muss ich sie gleich mehrfach rappen wie bei der Serie "Skylines". Dabei ist der Song von Haftbefehl. Uff, ein Deutsch-Rapper mit nicht ganz einwandfreiem Ruf. Und dann ist er auch noch aus Offenbach und ich bin gebürtiger Frankfurter. Harte Sache. Lassen Sie uns kurz zurück in die 1990er beamen, denn "Nichts geht über Bärenmarke, Bärenmarke zum Kaffee".
ZUR PERSON
Murtaza Akbar ist Trainer, Coach und Redner zum Thema Sprache und Kommunikation. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Geschäftsführer der Agentur Wortwahl und Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation. Zu erreichen ist er über info@akbar.deinfo@akbar.de sowie im Internet unterwww.akbar.de.
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Der riesengroße Bär hätte die Milch mal besser in die Niederlande gebracht, weil "Frau Antje bringt Käse aus Holland". Merken Sie es, das muss gesungen werden, sonst wirkt's nicht. Und jetzt kommt ein ganz hartes Stück. Halten Sie sich fest, ist, glaube ich, sogar aus den 1980ern: "Baader kommt, Baader kommt, Baader kommt ganz groß in Mode!" Um was ging es da? Ich war zu jung. Aber in die Frau, die immer den Bürgersteig entlanglief und sich in der Spiegelung der Gebäudefassade angestrahlt hat, ja, in die war ich schon ein bisschen verknallt: "Ich will so bleiben, wie ich bin, Du darfst!" Ganz im Gegensatz zu diesem Duo: "Was? Du isst Schokolade? Nein, Yogurette!" Und dann folgte natürlich der unwiderstehliche Nachtrag: "Ja, die schmeckt so himmlisch joghurtleicht."
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Joghurtleicht? Steht das Wort im Duden? Da esse ich doch lieber "Philadelphiaaaa". Übrigens bin ich ja Dozent im wunderbaren Studiengang Onlinekommunikation an der Hochschule Darmstadt. Wir sprechen und kreieren natürlich auch Slogans. Und als ich im ersten Jahr die Studierenden nach bekannten Slogans fragte, meldete sich ein junger Mann und sagte: "Ei, ei, ei Verpoorten." Ich dachte, der will mich, sagen wir, auf den Arm nehmen. Aber nee, der meinte das ernst. Bei dem Slogan war ich ja gerade mal geboren. Ist dieser Retro-Slogan also wieder in - oder woher kennt den der Slogan-Nachwuchs?
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Dann will ich Sie noch mit zwei Klassikern verwöhnen: "Schönes Haar ist Dir gegeben, lass es leben - mit Gard!" Und natürlich "Müllermilch, Müllermilch, Müllermilch, die schmeckt, die weckt, was in Dir steckt". Ich sag ja: "Nichts ist unmöglich!" Richtig: Toyota. Aber woran ich mich nicht mehr erinnere: Was passiert eigentlich "Morgens um halbzehn in Deutschland?". Wenn Sie das wissen, schreiben Sie mir - und ich freue mich auch über alle weiteren gesungenen Slogan-Vorschläge von Ihnen. Wäre doch gelacht, wenn das schon alles gewesen sein soll!
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 07.11.2020 um 16:05 Uhr publiziert.