Neue CD mit 13 Stücken von Musikern aus Gießen und der Region
CD "Netzwerk": Ein neues Albumprojekt von Monika Wegener und Peter Herrmann versammelt 13 Künstler aus der Region.
Von Heiner Schultz
Ein kleines Kunstwerk: die CD "Netzwerk" mit Stücken heimischer Musiker. Foto: Schultz
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
GIESSEN - Es gibt Leute, die haben regelmäßig gute Einfälle. Monika Wegener gehört zu dieser Gruppe. Die Gießenerin machte kürzlich aus der Idee, mit gleichförmigen Bilderrahmen eine Kunstserie zu schaffen, ein Projekt, mit dem sie Geld für notleidende Künstler der Region sammelte. Jetzt tritt sie mit einer neuen Benefizaktion ans Licht der Öffentlichkeit: der CD "Netzwerk". Das Album ist in Zusammenarbeit mit dem Lollarer Musiker und Produzenten Peter Herrmann entstand.
Versammelt sind darauf 13 heimische Musiker, alle von zahlreichen Auftritten wohlbekannt. So entstand eine würzige Mischung, in der die enorme Bandbreite der Künstler verdeutlicht wird. Etwa Mark Gillespies seelenvolle, nahegehende Interpretation von "Light at the end". Die Combo "Übermut" um den umtriebigen Gießener Christoph Jilo marschiert mit flottem Poprhythmus sofort ins Ohr ("Mit dir"). "Give it away" bringt Tess Wileys seelenvolle Stimme im Duett mit Dago Schelin in countryartigem Stil schön zur Geltung. Cynthia Nickschas bringt mit ihrem natürlich gesungenen "Freunde" aus Peter Herrmanns Musical "Samis Welt" einen frischen Hauch Gypsy-Swing, auch durch Lulo Reinhards tolles Gitarrenspiel.
Einen leisen, fast kammerspielartigen Akzent setzen "Poco Piu" (Cordula Poos und Markus Reich) mit "Oh Jenny", und Sven Görtz zeigt mit "Catherine's new song" nicht ganz ungewohnte substanzielle Neigungen und Kompetenzen in Gesang, Gitarre und Mundharmonika; ein Anspieltipp. Genau wie Tess Wiley und Cordula Poos mit der witzigen, sehr charmanten "Schnapsidee", in der die Harfe wieder mal häufig wie Gitarre klingt. Der aus der Region stammende Norman Keil mischt gefühlvollen Poprock mit qualitätvollen deutschen Texten. Mit sattem Druck hauen Sigrun Bepler und Burkhard Mayer eine schöne Rockballade raus ("Lovin Grows"), der Gesang hätte dabei ruhig ein bisschen dreckiger sein dürfen. Und die erstklassigen Weltmusiker von "Mala Isbuschka" ("Jason") zeigen, dass in diesem Genre noch unentdeckte Vorräte authentischer Energie schlummern.
Nick Ramshaw lässt in seinem "So she said" Anklänge an David Bowies Klassiker "Space Oddity" entstehen, angenehm. Und Balus authentischer frischer Gesang ("Gegen uns") zeigt mit der druckvollen Neue-Deutsche-Welle-artigen Auffassung eine sympathische Wirkung. Schließlich gibt die Band "Captain Overdrive" mit dem Stück "Small Steps" einen Eindruck davon, wie schmissiger Instrumental-Jazzrock aussehen kann.
Die CD ist aber nicht nur inhaltlich gelungen, sondern auch ein echter Hingucker. Was zum einen daran liegt, dass das Titelbild ein Werk der Grafikerin Hanne Schauer ("Netzwerk") ist und im Format der Rahmenkunst-Reihe liegt, die Monika Wegener ins Leben rief. Grafikdesignerin Monika Jung-Heuchert sorgte dafür, dass die aufklappbare CD-Hülle einen absolut geschenkgeeigneten Eindruck macht.
Wie funktioniert das Ganze? "Die Musikerinnen und Musiker der Region müssen unbedingt gehört werden, trotz Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen", sagt Monika Wegener. Das war ihre Inspiration, um die CD zu produzieren. Der Erlös dient der Unterstützung von Kulturschaffenden und deren Projekten während und nach der Pandemie.
"Mit der Idee bin ich zu Peter Herrmann gegangen, und der fand das richtig gut", berichtet sie. Ich hatte ihn kennengelernt und angesprochen, als die Rahmenaktion ("Artig auf Abstand") gestartet werden sollte", berichtet die Initiatorin, die den Musiker aus Lollar auch schon bei vielen Konzerten gesehen hat. Eine größere Spende übergab sie beim Dreh des "Gießen Stream Teams" an die gleichnamige Aktion von Herrmann und Poos.
"Von der Idee bis zur Fertigstellung ging es etwa von Anfang Januar bis Ende Februar," erklärt Wegener. Beteiligt waren neben ihr zum einen die Urheberin des Titelbilds, die Grafikdesignerin für die Gestaltung des Covers, Produzent Herrmann. "Es war mir wichtig, dass es vielschichtig wird, ich finde das Ergebnis anspruchsvoll", fügte sie hinzu. Die Region biete viele Chancen, solch ein Projekt umzusetzen. "Und mir macht es echt Freude, wenn man da mal reinschnuppern kann." Produzent Peter Herrmann hat dann vor allem Künstler gefragt, die von der Musik leben müssen, berichtet er. Wichtig dabei: "Es sollten eigene Titel sein." So fanden nun auch ein Exklusivtitel von Sängerin Balu und eine Erstveröffentlichung von "Tess & Daisy" auf das Album.
Wer die einstige Gießener Karstadt-Dekorateurin kennt, dem drängt sich eine Frage auf: "Gibt es schon neue Pläne für Aktivitäten?" Da möchte Monika Wegener noch nichts Genaues verraten nur so viel: "Ich bin in Kontakt mit einer Tänzerin, die über eine Choreografie unter Verwendung eines Bildrahmens nachdenkt".
Das Album "Netzwerk" lässt sich im Internet bestellen und probehören. Von den 15 Euro Kaufpreis gehen jeweils 6 Euro direkt an die beteiligten Musiker, 4 Euro erhält der Verkäufer, 5 Euro bleiben beim Projekt "Artig auf Abstand", um neue Aktivitäten zu finanzieren.