Von Johannes KuckLAUTERBACH - Gut gespielt, bis zur 55. Minute geführt und mit drei Unterzahl-Toren um drei Punkte gebracht: Das war die Kurzversion des Auftritts der Lauterbacher Luchse am Sonntagabend im Steinigsgrund. Gegen den Tabellenführer aus Herford spielte die Mannschaft von Thomas von Euw auf Augenhöhe. Kämpferisch und taktisch zeigte das Eishockey-Team des EC Lauterbach über weite Strecken die bislang beste Saisonleistung. Doch fünf verflixte Minuten und ein rätselhafter Umschwung in der Schiedsrichter-Linie von großzügig zu kleinkariert sorgten am Ende für eine 3:5 (1:1, 1:1, 1:3)-Niederlage, die selbst für neutrale Beobachter nur schwer zu verdauen war. Das galt erst recht für Coach von Euw (siehe "Stimme zum Spiel").
Luchse Lauterbach -
Herforder Ice Dragons 3:5
- IM STENOGRAMM
Luchse Lauterbach - Herforder Ice Dragons 3:5 (1:1, 1:1, 1:3)
Luchse Lauterbach: Stenger, Bernhofen - Jüngst, C. Amend, F. Amend, Apel, Zizka, Berk - Knieling, Weitzer, Sakic, Langnese, Schindler, Litau, Hohmann, Pietschmann.
Herforder EV: Vogel, Figge - Schürstedt, Recker, Brinkmann, Kiel, Rempel - Nasebandt, Reiner, Linnenbrügger, Bohle, Berezovskij, Korpar, Staudt, Lindt, Hutt.
Strafzeiten: 6 +10 : 6. Z: 250.
Tore: 0:1 Ulib Berezovskij (7.), 1:1 Carsten Hohmann (9.), 2:1 Michal Zizka (31.), 2:2 Alexander Lindt (34.), 3:2 Marko Sakic (48.), 3:3 und 3:4 Nils Bohle (55., 56.), 3:5 Jan-Niklas Linnenbrügger (58.).
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Im Heimspiel gegen Herford konnte Thomas von Euw zum ersten Mal in dieser Saison auf zwei Förderlizenzspieler aus Kassel zurückgreifen: Mit Timon Langnese und Mike Litau hatte der Schweizer Coach in Zeiten höchster Personalnot zwei weitere Stürmer an Bord. Den besseren Start erwischte dennoch Herford: Die Gäste gingen in der sechsten Minute durch einen schönen Spielzug von Leon Nasebandt und Fabian Staudt in Führung, den Stürmer Ulib Berezovskij zum 0:1 verwertete. Doch die Luchse kamen durch den 16-jährigen Angreifer Ruben Weitzer im direkten Gegenstoß fast zum Ausgleich. Zwei Minuten später machte der erneut bärenstarke Youngster Carsten Hohmann das 1:1 mit einem herrlichen Solo perfekt: Nach einem Vorstoß über halblinks schlenzte er das Spielgerät genau unter den Querbalken.
Der Treffer beflügelte die Luchse, die sich weitere Chancen erspielten, sich aber bei den guten Aktionen von Hohmann und Thomas Lichnovsky oder der hundertprozentigen Schusschance für Sakic in der 14. Minute leider nicht belohnten. Auf der Gegenseite hatten Fabian Staudt und der brandgefährliche Killian Hutt kurz vor der Sirene die Führung auf dem Schläger. Es blieb jedoch bei einem leistungsgerechten Unentschieden. Auch, weil die Luchse in der Defensive einen deutlich stabileren, organisierteren und kampfstärkeren Eindruck hinterließen als bislang in dieser Saison.
Das gute Eishockeyspiel mit Chancen auf beiden Seiten setzte sich im Mitteldrittel nahtlos fort. Einziger Wermutstropfen in dieser Phase war, dass das Schiedsrichter-Gespann eine überharte Aktion von Herfords Linnenbrüger gegen Thomas Lichnovsky nicht konsequent ahndete - trotz rüdem Foul und einem blutenden Cut über dem Auge des Luchse-Stürmers. Spielerisch blieb die Partie dagegen sehenswert: Auf der einen Seite prüfte Herfords Hutt den Luchse-Keeper Tim Stenger zwei Mal auf Herz und Nieren, auf der anderen Seite spielten Marko Sakic und Daniel Schindler eine feine Kombination, die nach einer halben Stunde fast die Lauterbacher Führung brachte. Die Luchse ließen aber weiter nicht locker - und Michal Zizka belohnte die Willensstärke seiner Vorbereiter Max Pietschmann, Marko Sakic und Carsten Hohmann mit dem 2:1.
Die Gäste wirkten nach dem Rückstand angefressen. Hatte der Tabellenführer die Fahrt nach Lauterbach etwas auf die leichte Schulter genommen? Das war die Frage, die sich vielen Zuschauern stellte. Doch mit dem Ausgleichstreffer durch Alexander Lindt fand der Favorit vorerst die passende Antwort. Bis zur zweiten Pause musste Stenger vier weitere Anläufe von Hutt, Korpa, Nasebandt und Linnenbrüger mit guten Paraden unterbinden.
Schlagzahl erhöht
In ihre stärkste Phase kamen die Luchse im Schlussdrittel, das gleich mit einem Paukenschlag begann: Ein Querpass erreichte Carsten Hohmann ganz unvermittelt vor dem leeren Gästetor - und der Youngster wurde von dieser Monsterchance wohl selbst überrascht. Das tausendprozentige Ding blieb daher leider liegen. Doch die Luchse erhöhten die Schlagzahl weiter - und attackierten ihre Gegenspieler mit großem Einsatz. Vor dem Tor der Gäste brannte es jetzt: Schindler zog gleich doppelt ab, Apel jagte eine Kelle von der blauen Linie knapp übers Tor - und nach 48 Minuten schlug es ein: Nach einem Foul an Sakic berappelte sich der Gefoulte geistesgegenwärtig, Hohmann spielte den tödlichen Pass - und der kroatische Neuzugang traf zur heftig umjubelten Führung. Mit Herz und Leidenschaft hatten die Luchse den phasenweise hochnäsig agierenden Tabellenführer aus der Fassung gebracht.
Doch dann verloren die Schiedsrichter die Linie im Spiel - und wechselten sieben Minuten vor Schluss von einer äußerst nachsichtigen Regelauslegung zur denkbar strengsten. Konkret hieß das: Noch in der 52. Minute wurde Carsten Hohmann auf dem Weg zum gegnerischen Tor von Herfords Fabian Staudt rabiat von den Beinen geholt - und nichts passierte. Zwei Minuten später kassierte Luchse-Verteidiger Christian Amend für einen zweifellos dummen, aber weitaus harmloseren Rempler vor den Augen der Schiris zwei Minuten auf der Bank. Letztlich brachte dieser seltsame Bruch in der Schiedsrichterlinie Lauterbach drei Unterzahlsituationen ein, die die Herforder eiskalt in drei Treffer ummünzten.
Schiris verlieren Faden,
Luchse das Spiel
Am großen Ärger über die Schiedsrichterleistung war manches berechtigt: Auch wenn das Beinstellen von Stenger vor dem 3:3 oder der Rempler von Amend vor dem 3:4 an sich durchaus strafwürdig waren, so blieb kaum zu verstehen, dass härtere Aktionen gegen Lauterbach wie das Foul an Hohmann unmittelbar vorher nicht geahndet worden waren. Der Rollenwechsel des Schiedsrichter-Gespanns vom "Good Cop" zum "Bad Cop" war in der 55. Minute eines Spiels auf Messers Schneide nicht mehr angebracht. Am Ende fühlte sich die Niederlage der Luchse selbst für Außenstehende an wie der berüchtigte "Bayern-Dusel" früherer Jahre, mit Elfmetern kurz vor Abpfiff in Bielefeld oder Freistoßtoren in der 97. Minute. Der Sieg für Herford war ein ähnlich schlechter Witz.
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