Von Günther KrämerBÜRGERMEISTER Karsten Schmidt sucht Gespräch mit Feldatalern auf Bauernmarkt / Klage über zu hohe Gewerbesteuer
GROSS-FELDA - Gross-Felda. In Groß-Felda hatte Karsten Schmidt (54) klar einen Heimvorteil. Beim letzten Bauernmarkt in diesem Jahr begann für den ehemaligen Feldataler, der heute in Ulrichstein lebt, die Werbung um das Bürgermeisteramt. Schmidt konkurriert dabei mit Leopold Bach (29) aus Kirtorf. Beide treten am 25. Februar als unabhängige Kandidaten an.
In Groß-Felda geboren und aufgewachsen - Karsten Schmidt lebte fast 40 Jahren dort - kennt er viele Bürger. Am Freitag konnte sich der Rechtsanwalt deshalb gleich in Gespräche einklinken, sich äußern, seine Meinung zu den aufgeworfenen Fragen sagen.
Während Leopold Bach (29) den Weihnachtsmarkt in Kestrich als Plattform für einen ersten öffentlichen Auftritt nutzte, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, war Schmidt in der Feldahalle beim Kuchenverkauf aktiv. Der Diplomjurist Bach dagegen hatte erst einmal zugehört, um sich ein Bild von Feldatal zu machen.
Schmidt, den mittlerweile sowohl die Freien Wähler (FWG) als auch die Alternative Unabhängige Feldataler (AUF) offiziell unterstützen, wurde ebenso wie Bach mit der Gemeindepolitik konfrontiert. Ein Bürger, der namentlich nicht genannt werden wollte, kritisierte die "verkorkste Politik der Gemeindevertretung" und appellierte an Schmidt: "Hier muss endlich mal Ordnung geschaffen werden."
Überzeugt von dem Ulrichsteiner zeigte sich Ulrich Schermer aus Groß-Felda: "Ich traue Karsten Schmidt einen Neuanfang zu. Denn ich kenne ihn - und er kennt Feldatal." Da schaltete sich jedoch Hans-Joachim Gelhar ein: "Über die Brücke, die die AUF dir gebaut hat, würde ich nicht gehen, da bekommst du nasse Füße", meinte er. Und dann erfuhr Karsten Schmidt in kleiner Runde, was alles in den letzten beiden Jahren in Feldatal nicht oder schlecht angepackt worden sei. Das einzige, was die Gemeindevertretung geschafft habe - so das Fazit der Diskussion mit einigen Bürgern - man habe sich gestritten und gestritten und letztlich seien Steuern, Gebühren und Beiträge erhöht worden.
"Damit muss Schluss sein", sagte Schmidt. Die Belastungsgrenze für die Bürger hält er für erreicht. "Wir müssen sehen, dass wir die Einnahmen durch Zuschüsse Dritter verbessern", schlug er vor. Dabei erinnerte der Bürgermeisterkandidat daran, dass er bereits 1998 auf Einnahmen aus Windenergie hingewiesen hatte - und damals mehr als kritisiert worden sei.
" Wir brauchen mehr Einwohner", betonte Schmidt, obwohl ihm bewusst sei, dass er diese Einwohner nicht einfach irgendwo herholen könne. Dazu beitragen könnte aus Schmidts Sicht aber, sich auf die Vorzüge der Gemeinde zu konzentrieren: "Wir müssen unsere Attraktivität erhöhen." Dazu zählt er zum Beispiel Schwimmbad, Sternwarte und auch die Schaffung von Bauplätzen auf - damit meinte er die Schließung von Baulücken - aber nur dort, "wo auch wirklich die Infrastruktur stimmt". Chancen für Feldatal sieht Schmidt auch deshalb, weil das Rhein-Main-Gebiet mittlerweile schon "überschwappe". Wohnen in Feldatal könnte für viele Menschen, die denn Wohnraum im Bereich Frankfurt einfach nicht mehr bezahlen können, eine Alternative darstellen.
Ein weiterer Aspekt seiner Überlegungen dabei ist, die Genossenschafts-Idee lebendig werden zu lassen. Dort wo Infrastruktur fehle, zum Beispiel Einkaufsmöglichkeiten, sollte man gemeinsam tätig werden, um fehlende Einrichtungen wieder mit Leben zu erfüllen. "Den Bürgersinn schärfen auf die Gemeinschaft", sagte Schmidt.
An der Diskussion beteiligten sich auch Klaus Hilscher und Stefanie Witte, die ein Speditionsunternehmen führen. Hilscher, der seit fünf Jahren in Groß-Felda ist, beklagte sich über die aus seiner Sicht viel zu hohe Gewerbesteuer. Seit er von Stadtallendorf nach Feldatal umgezogen sei, hätten sich die Hebesätze erheblich erhöht. In Feldatal zahle er nun mehr, als er damals in Stadtallendorf habe zahlen müssen. "Das geht nicht, das schafft ein Kleinunternehmer nicht", sagte Hilscher. Mit der Haushaltsverabschiedung im Frühjahr war auch eine Anhebung der Hebesätze für Gewerbesteuer und Grundsteuer in Feldatal beschlossen worden, die Gewerbesteuer liegt jetzt bei 420 Prozentpunkten (vorher 380).
Bevor sich Karsten Schmidt, der 1998 schon einmal als Bürgermeisterkandidat in Feldatal angetreten, aber nicht gewählt worden war, wieder an seine Kuchen- und Kaffee-Ausgabestelle zurückkehrte, kam auch Mitbewerber Leopold Bach zum Bauernmarkt. Auch er suchte erneut das Gespräch mit den Bürgern, aber auch mit Karsten Schmidt.
Für Karsten Schmidt war es der Auftakt für den Wettstreit um die Stimmen für die Bürgermeisterwahl. Leopold Bach, der zwar unabhängiger Kandidat in Feldatal, aber FDP-Mitglied ist, will offiziell in der ersten Januar-Woche an den Start gehen. Die Spannung um die Nachfolge von Ex-Bürgermeister Dietmar Schlosser (FWG) steigt.
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KOMMENTAR: Optionen
Steuer- und Beitragserhöhungen sind für die, die sie zahlen müssen, immer ärgerlich. In Feldatal entschied die Gemeindevertretung im April, dass es ohne Grundsteuer- und Gewerbesteueranhebung nicht geht: Gleich sechs Mal hatte zuvor der Haupt- und Finanzausschuss getagt, um vielleicht noch drum herumzukommen. Doch Schulden zwischen fünf und sechs Millionen Euro, eine Infrastruktur, die künftig auch bei sinkenden Einwohnerzahlen erhalten werden muss, und die Anforderung des Landes an die Kommunen, künftig einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, ließen den Parlamentariern damals kaum eine andere Option offen. Das muss man ihnen zu Gute halten.
In der Zukunft aber wird es darauf ankommen, wie kreativ und nachhaltig die Kommunalpolitiker beim Sparen und Investieren sowie dem Ausloten neuer Ideen und Möglichkeiten in der Gemeinde sind. Es wird auch darauf ankommen, dass Bund und Land die Finanzsituation der Kommunen vor allem im ländlichen Raum weiter verbessern. Und letztlich wird es darauf ankommen, dass die Feldataler Politiker gemeinsam für ihre Gemeinde etwas erreichen wollen.
Christine Heil
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