Von Luisa BeckerHEIMERTSHAUSEN/UNTERWEGS - Jeden Morgen an einem anderen Ort aufwachen, den ganzen Tag in mehreren Bars und Restaurants rund um die Uhr verpflegt werden, zum Wohlfühlen den Spa-Bereich erkunden und zum Auspowern im schiffseigenen Fitnessstudio Sport treiben: All das und noch viel mehr bieten heutzutage die Kreuzfahrtschiffe auf ihren Luxustouren an. Kreuzfahrten zogen im vergangenen Jahr laut einem Bericht auf handelsblatt.com rund 6,6 Millionen europäische Touristen an, 1,8 Millionen waren Deutsche, und das Geschäft boomt. Doch ist bei einer Kreuzfahrt alles wirklich eitel Sonnenschein?
Mallorca, 8 Uhr: Über Nacht sind im Hafen sechs Kreuzfahrtschiffe eingelaufen, und in unserem Hotel am Hafen hört man seit 2 Uhr nachts ein monotones Brummen. Ich weiß nicht, wie es die Menschen aushalten, die in Mallorca am Hafen wohnen und diesen Lärm dauerhaft hören. Über den Kreuzfahrtschiffen steigen dicke, schwarze Rauchwolken in die Luft, und man fragt sich, ob man sie nicht einfach mal abschalten kann. Aber das geht nicht, weil sie sonst auch nicht den benötigten Strom erzeugen würden.
Um 14 Uhr kann man dann auf das Schiff gehen. Im Vergleich zu den anderen Schiffen im Hafen ist unserer Kreuzfahrtschiff noch recht klein. Doch obwohl es eines der kleinsten Kreuzfahrtschiffe der Linie ist, ist es doch schon eine kleine Stadt! Unser Schiff ist etwa 200 Meter lang und 30 Meter breit und hat in 12 Decks, 633 Gästekabinen, drei Restaurants, fünf Bars und auf dem Sonnendeck ein Volleyballfeld und drei Pools. Man bekommt beim Check-in eine kleine Karte, die auf dem Schiff als Zahlungsmittel gilt. Man muss zum Bezahlen nur die Karte geben - und schon ist es gekauft, die Rechnung bekommt man erst am Ende der Reise gestellt. Was vielleicht gar nicht so gut ist, denn jeder Passagier hat so eine Karte, das heißt, auch die Kinder.
Nachdem wir die Sicherheitskontrolle passiert haben, können wir endlich unser "Hotel für die nächste Woche" betreten. Am Sonnendeck gibt es dann erst mal einen Sektempfang, gute Musik und etwas zum Essen, und man wird anschließend auf dem Schiff herumgeführt. So lernen wir das schiffseigene Fitnessstudio kennen, wo alle Geräte in Richtung des Meeres ausgerichtet sind hinter riesen Fensterfronten, damit man beim Schwitzen einen guten Ausblick hat. Außerdem gibt es im Fitnessstudio und im Spa-Bereich zahlreiche Angebote für zum Beispiel "Sunrise Yoga", Zumba oder Massagen.
Nachdem alle Passagiere ihre Kabinen bezogen und sich einen ersten Überblick über das Schiff verschafft haben, gibt es auch schon Abendessen - Liveküche, Buffet, Bedienstete die dauerhaft zur Verfügung stehen, Essen mit Blick aufs Meer - Luxus pur! Ich freue mich schon auf die nächsten Tage, an denen ich jeden Tag in einer anderen Stadt, in einem anderen Land aufwachen werde. Die nächsten Ziele lauten Cannes in Frankreich und Barcelona in Spanien, um dann wieder zurück nach Palma zu reisen. Das Schöne an einem Kreuzfahrtschiff ist, dass man mit denselben Menschen, mit demselben Personal und mit dem gewohnten Umfeld, demselben "Hotel" jeden Morgen an einem anderen Ort aufwacht. Das Personal ist so freundlich und engagiert, und es gibt jeden Abend - ob im Theater, auf dem Sonnendeck oder in der Bar - ein mitreißendes und gut organisiertes Programm.
Bevor die Reise um 22 Uhr starten kann, gibt es für alle Passagiere und Crewmitglieder eine Übung für eine Notsituation, damit auch alle gut vorbereitet sind, falls das Schiff spontan verlassen werden muss. Das schönste an der ganzen Luxusreise ist das Feeling, das durch musikalische Unterstützung und Lichteffekte jeden Passagier verzaubert. Dann ist es auch endlich soweit. Unser Schiff verlässt den Hafen von Palma de Mallorca, mit musikalischer Begleitung aus dem Film "Fluch der Karibik" und mit diesem Lied und den Lichtern von Palma, die immer kleiner werden im Hintergrund, kann die Reise nun endlich beginnen.
Für die Gäste sind diese Fahrten Luxus pur, für die, die den Luxus ermöglichen ,wohl eher nicht: die Crew. Die Angestellten auf dem Schiff haben sehr lange Arbeitszeiten. Doch trotz des Luxusgefühls und der bezaubernden Stimmung an Deck, das durch die Crewmitglieder ermöglicht wird, muss ich immer wieder darüber nachdenken, wie groß die Umweltbelastung durch Kreuzfahrtschiffe ist.
"Große Kreuzfahrtschiffe sind wie schwimmende Kleinstädte und verbrauchen entsprechend viel Energie. Ihre schmutzigen Abgase - Feinstaub, Ruß, Stickoxide und Schwefeloxide- gefährden Gesundheit, Klima und Biodiversität", schreibt der Naturschutzbund auf seiner Webseite. Ich persönlich habe erst das Ausmaß der Umweltverpestung durch Schiffe richtig begriffen, als ich aus dem Hotelfenster in Palma geschaut habe und aus den vielen Schiffen die schwarzen Wolken aufstiegen.
Abschließend kann ich über diese Reise berichten, dass diese Woche wunderschön war. Die Orte Cannes und Barcelona waren auf jeden Fall sehenswert. Was etwas turbulent war, war der "Seetag", an dem es vielen Leuten ziemlich schlecht ging aufgrund des starken Seegangs. Ein Passagier stieg in Cannes dann aus und ging nicht wieder aufs Schiff! Aber außer, dass man an diesem Tag dauerhaft auf "Vomex" war (Tablette gegen Übelkeit), verlief die Reise ansonsten sehr ruhig, und manchmal spürte man gar nicht, dass man sich überhaupt auf einem Schiff befindet. Das Programm, das auf dem Schiff geboten wurde, war ebenfalls überwältigend, denn es gab immer irgendwo etwas wo man mitmachen konnte.
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